Dezimierte Krefelder gewinnen beeindruckend
Ein angeschlagener Gegner ist gefährlich. Das mussten am heutigen Abend auch die Nürnberger erfahren, die noch zwei Tage zuvor gegen Köln eine sehenswerte Partie ablieferten und nach Penaltyschießen gewannen. Bei Krefeld fehlten mit Daniel Kunce, Sasa Martinovic, Ryan Ramsay, Patrick Hager und dem langzeitverletzten Björn Bombis immerhin ein ganzes Quintett. Der kurzfristig verpflichtete Henrik Hölscher, der als gelernter Stürmer die Defensive verstärkte, lieferte einen akzeptablen Einstand als Verteidiger ab. Krefeld zeigte in beeindruckender Weise, zu welcher Leistung eine Mannschaft fähig ist, wenn Einsatzbereitschaft und Siegeswille stimmen.
Dabei fing es gar nicht so gut für die Hausherren an. Versagte Jan Alinc bereits zehn Sekunden nach Beginn, indem er frei vor dem gegnerischen Tor nur einen harmlosen Schuss zu Stande brachte, so mussten sich die Pinguine in den ersten fünf Minuten bereits zwei nummerischer Überlegenheit der Franken erwehren. Doch bis auf einen Gewaltschuss von Shawn Carter, der von Richard Pavlikovsky geblockt wurde, hatten die Gäste keine Chance. Anders die Krefelder, die ab der 7. Minute Chef im Ring waren. Zwar vergibt Pavlikovsky eine von Alexander Seliwanow hervorragend herausgespielte Chance, doch als Letzterer enttäuscht zur Bank fährt, hatte Boris Blank mit einem Verlegenheitsschuss für das 1:0 gesorgt. Auch dem 2:0 ging eine vertane Pinguin-Chance voraus. Alinc, zunächst ein bisschen lustlos wirkend, setzt sich gut durch, passt auf Brian Maloney, doch der Kanadier ist nicht entschlossen genug. Ein paar Sekunden später verwertet Alinc die saubere Vorarbeit von Pavlikovsky mit einem trockenen Schuss. Das mögliche 3:0 vergibt in der 19. Minute Lynn Loyns, der von Seliwanow gut in Szene gesetzt wurde. Nürnberg lässt alles vermissen, was es noch am Sonntag in Köln auszeichnet.
Gästecoach Benoit Laporte mixte seine Reihen in der ersten Pause gehörig durcheinander, doch zunächst trug diese Maßnahme keine Früchte. Im Gegenteil: Ein sehenswertes Solo schloss Alinc mit dem 3:0 ab, und auch der erste Treffer der Nürnberger, quasi aus dem Nichts, sorgte nicht für Aufregung. Lynn Loyns sorgte für den alten Dreitoreabstand. Dann war es aus mit der Krefelder Herrlichkeit im Mittelabschnitt. Warum Bandenchef Jiri Ehrenberger keine Auszeit nahm, wird sein Geheiimnis bleiben. Scott King und Shawn Carter hatten den zweiten Treffer auf dem Schläger, doch Pavoni blieb Sieger und war erst geschlagen, als in Überzahl Daryl Andrews die Scheibe nicht unter Kontrolle bekam und der schlitzohrige Spylo Tor Nummer zwei für Nürnberg markierte. Savage hätte beinahe von der “Eckfahne” den Anschluss erzielt, doch von Pavonis Schulter prallte die Scheibe hinter das Tor. Eine Glanztat von Pavoni verhinderte einen Treffer von Ex-Pinguin King. Lediglich Blank hatte auf Krefelder Seite noch eine Chance, doch sein Bauerntrick gelang nur zu drei Viertel.
Als Seliwanow sich in seiner typischen Art in Überzahl durchsetzte, Michel Périard düpierte und Loyns mit seinem zweiten Treffer das 5:2 erzielte, war das Match entschieden. Es gab noch einige Chance hüben wie drüben, doch wohl auch die Akteure auf dem Eis glaubten nicht mehr, dass sich noch etwas Grundlegendes ereignen würden. Und noch ein Wort zum Unparteiischen: Der Mann aus Oberbayern, der eine makellose Partie ablieferte, hatte streckenweise fast genauso viel mit den unaufmerksamen Linienrichtern zu tun wie mit den Spielern.
Tore: 1:0 (6;11) Blank (Seliwanow, Pavlikovsky), 2:0 (13;46) Alinc (Maloney, Pavlikovsky), 3:0 (20;44) Alinc, 3:1 (28;01) Spylo (Ondruschka), 4:1 (28;17) Loyns (Milo, Verwey), 4:2 (33;27) Spylo, 5:2 (41;32) Loyns (Seliwanow). - Zuschauer: 2.376. - Schiedsrichter: Aumüller (Planegg). - Strafminuten: Krefeld 12, Nürnberg 16 + 10 Carter.
Foto: City-Press