Dezimierte Freezers verlangen Eisbären alles ab
Die Berliner Eisbären behielten auch im dritten Aufeinandertreffen in
dieser Saison gegen die Hamburg Freezers die Oberhand. Mit einem
knappen und hart erarbeiteten 3:2-Heimerfolg setzte sich der EHC am
Sonntagnachmittag gegen die stark ersatzgeschwächten Gäste aus der
Hansestadt durch und weiter unter den ersten Vier des DEL-Klassements
fest.
Seit Monaten klebt den Mannen um Coach Dave King das Verletzungspech an
den Hacken. Ohne die Leistungsträger Mike Smazal, Dave Tomlinson,
Jürgen Rumrich, Craig Johnson und Darren van Impe traten sie die kurze
Reise in die Hauptstadt an. Die zahlreichen Lücken im Kader der
Freezers füllten die Förderlizenzspieler der Eisbären Juniors Kay
Hurbanek, Matthias Forster und Martin Hoffmann. Keine leichte Situation
für die Young Guns, aber sie bewältigten ihre Aufgabe so gut es eben
ging.
EHC-Coach Pierre Pagé dagegen musste lediglich auf Rob Leask
verzichten, konnte im Duell der beiden Anschütz-Klubs aber sonst auf
sein stärkstes Aufgebot vertrauen. Viele der 4695 Zuschauer im
ausverkauften Wellblechpalast hatten auf einen „Kampf der
Torhüter-Giganten“ Olaf Kölzig gegen Jean-Sebastien Giguere gehofft,
doch gab Pagé diesmal Nationaltorsteher Oliver Jonas den Vorzug, der
die Erwartungen mit einer soliden Leistung erfüllte. Die Eisbären
ließen zunächst keinen Zweifel daran aufkommen, wer im Sportforum Herr
im Hause ist. Schon in der 5. Spielminute hätte Offensiv-Verteidiger
Derrick Walser die Hartgummischeibe im Netz unterbringen können,
verpasste aber knapp vor Giguere. Stefan Ustorf, Denis Pederson und Rob
Shearer taten es ihm wenig später in Überzahl (Antons saß für zwei
Minuten) nach. Gerade meinten die Hansestädter diese Berliner
Druckphase schadlos überstanden zu haben, da überwand Sven Felski
NHL-Goalie Giguere mit etwas Glück zur 1:0-Führung (13. Spielminute).
Vorbereitet hatten Felskis zwölften Saisontreffer Rob Shearer und
Florian Keller. Mit dem knappen Vorsprung für die Eisbären ging es in
die erste Pause.
Zuletzt war der Mittelabschnitt oft der Schwachpunkt des
Vorjahreszweiten und auch diesmal mussten die Eisbären hier einen
Rückschlag hinnehmen. Der flinke Freezers-Stürmer Brandon Reid passte
den Puck in das Gewühl vor dem Eisbären-Gehäuse und Martin Walter hielt
ein einfach den Schläger dazwischen - 1:1 (22.). Nun kam so richtig
Derby-Atmosphäre auf, nicht nur auf dem Eis sondern auch auf den
Rängen! Die Stimmung im bestens gefüllten Gästeblock kochte geradezu
über, denn die Freezers-Fans sahen ihre Mannschaft plötzlich mit zwei
Mann mehr auf dem Eis, da Schiedsrichter Willi Schimm kurz
hintereinander die Berliner Felski (absichtliches Torverschieben) und
Pederson (Spielverzögerung - Puck über die Bande) für jeweils zwei
Minuten auf die Strafbank verbannt hatte. Clayton Young und Bobby House
besaßen die klarsten Einschussmöglichkeiten im Powerplay, ließen diese
aber ungenutzt verstreichen. Hitzig ging es weiter auf dem Eis zu, als
sich in der 26. Minute die Spielergemüter gar nicht beruhigen mochten
und sich das Ganze in einer Rauferei entlud. Ergebnis war eine
neuerliche Überzahlgelegenheit für die Gäste, was aber zu nichts
Zählbarem führte, da die Eisbären ihr Drittel aufopferungsvoll
verteidigten. Felski und Shearer hätten ihr Team per Break sogar wieder
in Führung bringen können - Giguere stand dem einmal mehr im Wege. Vier
Minuten vor der zweiten Pause blieb der Freezers-Keeper auch gegen
Pederson Sieger.
Unverhofft kommt oft! Nach diesem Motto gestaltete sich der
Wiederbeginn. Schiri Schimm hatte den Puck gerade vor vierzehn Sekunden
eingeworfen, da zappelte er auch schon hinter Jonas im Netz! Shane
Peacock hatte die Hartgummischeibe tief gespielt, die sprang Brad
Purdie von der Bande maßgerecht zum 1:2 auf den Schläger. Wütend
rannten die Hausherren nun an und Steve Walker, Kelly Fairchild, Mark
Beaufait und Derrick Walser hätten bereits hier für den Ausgleich für
ihre Farben sorgen können. Das gelang dann Denis Pederson im Powerplay
(Hoffmann saß) auf Vorarbeit von Walker und Walser - 2:2 (47.). Danach
hatten beide Torsteher nochmals Gelegenheit sich auszuzeichnen: House
scheiterte an Jonas - Felski im Alleingang, sowie Fairchild und Cole am
starken Giguere.
In der 56. Spielminute machte es Kelly Fairchild für die Eisbären
jedoch besser und überwand Giguere zur 3:2-Führung für die Eisbären.
Die hatte bis zur Schlusssirene Bestand, auch wenn die Hanseaten nach
einer Auszeit Giguere zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis
nahmen. In Anbetracht dessen, dass die Eisbären mit voller Kapelle, die
Freezers dagegen mit extrem ausgedünntem Kader antraten, fiel der Sieg
der Hauptstädter etwas schmeichelhaft aus.
Gäste-Coach Dave King fasste in seiner unnachahmlich Art kurz und knapp
zusammen: „Beide Teams spielten ein sehr hohes Tempo und mit viel
Intensität. Ich bin zufrieden.“ Allerdings wird sich bei den Freezers
die personelle Situation nicht verbessern, da sich Stürmer Nils Antons
im Match eine Rippe brach. Pierre Pagé meinte: „Insbesondere die
Unterzahlsituationen im Mittelabschnitt waren gefährlich. Wir brauchen
noch mehr Konstanz in der Verteidigung. Unsere Verteidiger sind nach
wie vor zu ungeduldig - sie wollen zu schnell zu viel.“ Bereits am
kommenden Dienstag kreuzen beide Gegner in der Color Line Arena in
Hamburg wieder die Schläger. Die Heins´, Dempsey, Walser & Co.
werden in kürzester Frist beweisen können, ob sie verstanden haben. Und
das Hamburger Publikum darf sich dann wirklich auf das Torhüter-Duell
Kölzig gegen Giguere freuen, wie der Coach der Berliner bereits jetzt
ankündigte! (mac - Foto: City-Press)
Eisbären Berlin – Hamburg Freezers 3:2 (1:0,0:1,2:1)
Tore:
1:0 Felski 12:57 (Shearer,Keller)
1:1 Walter 21:52 (Reid, Plachta)
1:2 Purdie 40:14 (Peacock)
2:2 Pederson 46:11 (Walker, Walser) PP
3:2 Fairchild 55:39 (Beaufait, Walker)
Schiedsrichter: Willi Schimm
Strafminuten: Berlin – 18 - Hamburg – 16
Zuschauer: 4695 (ausverkauft)