Desolate Freezers verlieren auch gegen Roosters verdient mit 3:4

Nein, fragen wollten sie nicht mehr, die Journalisten auf
der Freezers-Pressekonferenz. Warum auch? Die knapp 63 Minuten in
der Color Line Arena zwischen den Hamburg Freezers und den Iserlohn Roosters
hatten kaum Fragen offen gelassen. Und warum der einstige Geheimfavorit gegen
den vermeintlichen Underdog aus dem Sauerland mit 3:4 (1:1, 1:2, 1:0, 0;1) n.
Verl. bereits die vierte Niederlage im sechsten Heimspiel hinnehmen musste,
hatte jeder der 5.722 Zuschauer selbst sehen können: In dieser
Freezers-Mannschaft stimmt derzeit so gut wie nichts.
Als sich nach einer langen Pause betretenen Schweigens dann
doch ein Journalist eine Frage abrang, brach es aus Bill Stewart heraus. „In
dieser Liga gibt es keine leichten Spiele“, verkündete der Freezerscoach. Um
dann mit unbewegter Miene nachzuschieben: „Aber gute Mannschaften finden immer
einen Weg zum Sieg!“ Mehr hätte der am vergangenen Wochenende 50 Jahre alt
gewordene Stewart eigentlich nicht sagen müssen. Dass seine Mannschaft (wieder
einmal) genau diesen Weg nicht gefunden hatte, sprach für sich. Aber dann
erzählte Stewart doch noch von „Spiel ohne Puck“, „Zusammengehörigkeitsgefühl“,
„mentalen Problemen“ , von „Disziplin“ und davon, dass ein Spiel in der
Defensive begänne. Eins allerdings verschwieg er. Wie er nämlich in diese immer
mehr auseinanderfallende Truppe wieder Ordnung, Disziplin und vor allen Dingen
wieder besseres Eishockey bekommen will. Eine Aufgabe, um die Bill Stewart
zumindest in Hamburg niemand beneidet.
Dabei hatte das Spiel für die Hamburger ganz ordentlich
begonnen. Es schien, als hätten die Jungs um Kapitän Alex Barta ihre Lektion
nach der Niederlage gegen Nürnberg (1:4) gelernt. Engagiert und zielstrebig
gingen sie das Spiel an, spielten schnell die ersten Chancen heraus, blieben
aber immer wieder in der Iserlohner Abwehr hängen oder scheiterten am
aufmerksamen Norm Maracle im Roosters-Tor. Als dann Peter Sarno in der
16. Minute mit einen Sahnepass Stephan Retzer bediente, der wiederum schön vors
Tor spielte, netzte Brad Smyth mit seinem achten Saisontor routiniert ein. Ein
Shorthander - und das Eis schien damit gebrochen!
Aber genau zwei Minuten später war’s dann mit der
Hamburger Herrlichkeit schon wieder vorbei. Benoit Gratton verliert den Puck
gleich zweimal hintereinander völlig unnötig an der Bande, Roosters-Stürmer
Ready bedient den leichtfüßigen Bob Wren: 1:1. Gleich nach der Pause wollte Rob
Leask seinen Kollegen Gratton nicht nachstehen. Ein haarsträubender Fehlpass
direkt auf den Löffel von Michael Wolf. Der Iserlohner bedankt sich und es
steht 2:1 für die Gäste aus dem Sauerland. Und spätestens von da an machen
diese den besseren, weil schnelleren, agileren und selbstbewussteren Eindruck.
Die Roosters sind in dieser Phase ihrem dritten Treffer
näher als die immer planloser werdenden Freezers. Und prompt! In der 37.
Minute wieder ein individueller Fehler der Hamburger, diesmal von Brad Smyth
und es steht in der Tat 3:1 für Iserlohn. Torschütze Henry Martens. Eher
zufällig eine Minute später das Anschlusstor für Hamburg durch Paul Manning.
Im letzten Drittel versucht Frezeers-Coach Bill Stewart noch
einmal alles. Nimmt den schwachen Gratton aus der Frenchie-Reihe und lässt an
seiner Stelle Vitalij Aab neben Beaucage und Fortier stürmen. Den
Ausgleich für die Freezers aber macht Rob Leask, dem endlich einmal ein Schuss
von der blauen Linie gelingt. Aber es bleibt dabei: die Iserlohner machen in
jeder Beziehung den frischeren und lebendigeren Eindruck. Kurz vor Ende der
regulären Spielzeit hat Tyler Beechie gleich zweimal die Chance zum
Siegtreffer. Der allerdings bleibt seinem Mannschaftskameraden Jimmy Roy
vorbehalten, der das Spiel nach genau 2 Minuten und 21 Sekunden in der Overtime
beendet.
Ein verdienter Zwei-Punkte-Sieg für die Roosters gegen eine
Freezers-Mannschaft, deren weiterer Weg im Moment wohl niemand vorhersagen
kann. Einziger Lichtblick für Hamburg: Christoph Brandner scorte gleich
in seinem ersten Saisonspiel nach überstandener Oberschenkelverletzung. Bitter
für Iserlohn: Ryan Ready erhielt nach einem hohen Stock mit Verletzungsfolge
gegen Brad Smyth eine Spieldauer-Disziplinarstrafe. (jp)
Tore:
0:1 (15:23) Smyth (Retzer, Sarno) – SH1
1:1 (17:25) Wren (Ready, Tapper) – EQ
1:2 (21:41) Wolf (ohne Assist) – EQ
1:3 (36:25) Martens (Juhasz. Kavanagh) – EQ
2:3 (37:21) Manning (Sarno, Gratton) – EQ
3:3 (42:34) Leask (Sarno, Brandner) – PP1