Der schwere Abschied des Shawn McNeil
Der schwere Abschied des Shawn McNeilWie nah Erfolg und Misserfolg doch zusammen liegen: Im Frühjahr 2006 war er als Stürmer der Duisburger Füchse noch einer derjenigen gewesen, die die Kassel Huskies in die 2. Bundesliga beförderten. Nur wenige Monate später lief Shawn McNeil mit dem Trikot der Nordhessen auf, um sie zurück in die DEL zu bringen. Als dieses Vorhaben schließlich im zweiten Anlauf gelang, setzte sich der Kanadier mit 24 Punkten allein aus den Play-Off-Serien gegen Crimmitschau, Schwenningen und Landshut als „Play-Off-Monster“ selbst ein Denkmal. Im Sommer 2008 dann die erschütternde Diagnose: Der 30-jährige Stürmer leidet an Rheuma, konnte die komplette Pause über nicht trainieren, fürchtet um seine Karriere. Aber ’Mac’ kommt wieder zurück, nicht zu alter Stärke, aber dennoch stark – das können die 24 Punkte aus der laufenden Spielzeit kaum richtig widerspiegeln.
Jetzt ist seine Zeit bei den Huskies zu Ende. Das Spiel gegen die Füchse aus Duisburg war McNeils letztes im Trikot der Nordhessen. Viele Tränen auf und neben dem Eis zeigten: Er geht nicht freiwillig und wird auch nicht freiwillig gehen gelassen. „Es ist sehr traurig, ich hatte eine wundervolle Zeit in Kassel und wäre sehr gern geblieben“, erklärt der Aufstiegsheld nach der bewegenden Abschiedzeremonie. Doch dem Verein blieb kaum eine andere Wahl. Rein wirtschaftlich betrachtet, scheint es die einzig vernünftige Entscheidung zu sein, McNeil für diese Saison, in der es ohnehin um nichts mehr geht, nicht weiter „unnötig“ auf der Gehaltsliste stehen zu haben. Für eine weitere Spielzeit in der DEL ist das Risiko seiner Erkrankung für das Wirtschaftsunternehmen „EC Kassel Huskies Sportmanagement GmbH“ zu groß; das ist verständlich. Menschlich betrachtet ist der Abgang des Publikumslieblings und seiner Familie ein unbeschreiblicher Verlust für Mannschaft, Verein und Fans.
Der sympathische Kanadier und seine Frau Heather haben Team und Umfeld in den letzten drei Jahren geprägt, wie wenige andere. Gemeinsam mit Sohn Aidan schlagen sie ihre Zelte nun vorerst in Herne auf – mit der Aussicht auf einen Anschlussvertrag für die nächste Saison. Auch mit der Aussicht auf einen Wechsel zum Herner Mehrheitsgesellschafter aus Duisburg? „Ja, es sieht gut aus. Ich habe einen Vertrag bei Duisburg – sollten sie nächstes Jahr DEL spielen.“
Dass Menschlichkeit immer dann auf der Strecke bleibt, wenn das Geschäft anfängt, ist eine der vielen Ungerechtigkeiten im Profi-Sport. Da hinterlassen auch Erklärungen wie „McNeil hat die Möglichkeit sich in Herne zu empfehlen“ und „Kassel kann mit Kevin Estrada einen neuen Spieler für die kommende Saison testen“ einen mehr als faden Beigeschmack.
Leona Malorny - Foto by www.snapfactory.de