Der Mensch hinter der Maske: Mike Rosati verlässt die Adler ungern
Klare Worte bei den AdlernAdler-Manager Marcus Kuhl ist ein vorsichtiger Mensch, er sagt niemals
nie. Und insofern ist auch nicht hundertprozentig sicher, ob Torhüter Mike
Rosati die Adler tatsächlich nach dieser Saison verlässt. Doch seit
Wochen pfeifen alle Spatzen es von den Dächern der Quadratestadt. Das
Team soll verjüngt werden, auch auf der Torwart-Position. Rosati, Profi
durch und durch, kann das akzeptieren: "So ist das Eishockeygeschäft."
Dass ihm nicht wohl ist bei diesem Umzug, steht auf einem ganz anderen
Blatt: "Mannheim war eine Heimat für mich." Dass Marcus Kuhl frühzeitig
mit ihm geredet hat, rechnet er ihm hoch an. Man hat ihm keine falschen
Hoffnungen gemacht.
Kuhl lobt seinen Goalie über den grünen Klee: "Mike hat uns
Meisterschaften gewonnen, menschlich wird mir ein Abschied sehr schwer
fallen, aber ich muss immer die sportliche Seite sehen. Wir sind zum
Siegen verdammt." Wer nach der Aera Rosati kommen könnte, das steht
noch nicht fest. Christobal Huet ist einer der Wunschkandidaten des
Managers, aber der sitzt fest in Übersee. Auch die Namen Chabot oder
Parent und Waite fielen bereits in Experten-Kreisen, doch all das ist
reine Spekulation, gültige Verträge stehen Verpflichtungen im Wege.
Mike Rosati hat, mit einer NHL-Unterbrechung, sieben Saisons für die
Mannheimer seinen Kasten sauber gehalten. Mal mehr, mal weniger. Er hat
Weltklasseleistungen gezeigt, dann wieder kleinere Krisen durchlitten.
Der Mensch hinter der Maske leidet, wenn er nicht gut hält. Er
hinterfragt sich und seine Leistungen ununterbrochen, so dass Ehefrau
Patty schon mal stöhnt: "Ich halt das nicht mehr aus." Natürlich hält
sie es aus, sie steht ihrem Mike treu zur Seite, unterstützt ihn. Wenn
selbst sie es mal nicht schafft, ihn aufzuheitern, kommen die Töchter
Alyssa und Jessica mit ins Spiel. Mike Rosati ist ein Vater aus dem
Bilderbuch.
Dass er Kinder liebt, beweist er nicht nur bei seinen beiden, sondern
auch bei einer ganzen Truppe. "Rosys Kids Corner" heißt die
Einrichtung, die er gegründet hat. Dahinter verbirgt sich vorbildliches
Engagement für kleine Krebskranke. Rosati besucht die Kinder in der
Klinik, er bringt Freunde aus dem Team mit, er hat immer Zeit für die
Mädchen und Jungen, deren schweres Schicksal ihn mitnimmt. Im VIP-Club
des Eisstadions ist ein Tisch reserviert, Rosys Kids Corner eben, an
dem die Kranken Platz nehmen bei jedem Spiel. Wem es gut genug geht,
der darf mit. Und immer, egal ob Sieg oder Niederlage, kommt Rosati
nach einem Match zu seinen kleinen Freunden, die ihn heiß und innig
lieben.
Wie Pia-Marie. Sie ist heute 14 und kennt Mike seit Jahren. Als sie
ihren Krebs überwunden hatte, blieb sie sowohl der Klinik als auch dem
Spieler treu. Pia-Marie ist im Fernsehen aufgetreten, sie hat Fotoalben
voller Bilder mit ihr und der Familie Rosati, sie chattet mit Patty und
Mike, sie trägt den Ruf von Rosys Kids Corner in alle Welt hinaus. Sie
war fix und fertig, als sie hörte, dass Rosati vermutlich die Adler
verlassen wird. Aber, das ist der jungen Dame ganz klar, "wir werden
immer Freunde bleiben."
Marcus Kuhl betont, dass Rosys Kids Corner bestehen bleiben wird.
Allerdings stellt er sich eine Betreuung durch mehrere Spieler vor,
nicht mehr durch einen alleine. Und Mike? "Der wird hier nie vergessen
werden", sagt Kuhl, "er wird beispielsweise zu jedem Benefizspiel eine
Einladung erhalten und seine Aktion betreuen." "Vielleicht," so der
Manager, "ändern wir sogar die Art von Benefizspiel, damit Mike ins Tor
kann." Bislang wurde immer das Punktspiel gegen Iserlohn zur
Wohltätigkeitsbegegnung ernannt, das könnte man anders gestalten, "denn
bei einem Punktespiel könnte Mike ja nicht im Kasten stehen," denkt
Kuhl schon mal an die Zukunft.
Mike Rosati, der immer noch ein kleines Fünkchen Hoffnung hegt, dass
er doch in Mannheim bleiben kann, denkt erstmal an die nahe Zukunft.
Und die liegt in den restlichen Vorrundenspielen und in den Play Offs.
Denn eines weiß er genau: "Ich möchte mit den Adlern noch einmal
Meister werden." Sein Bestes will er geben, will sich damit auch
bedanken bei den Fans, die ihn mehrfach zum Liebling der Saison gewählt
haben und bei der Organisation, die es immer gut mit ihm gemeint habe.
"Die Adler sind großartig," sagt Rosati voller Überzeugung. Und auch
deshalb möchte er, gemeinsam mit seinem jungen Kollegen Dimitri
Pätzold, den er mag und schätzt, den Kasten so sauber halten, dass
selbst die Eisbären und die Haie keine Chance haben. Die Unterstützung
des Teams hat er, Rosati gehört zu den beliebtesten Kollegen und auch
die Fans werden hinter ihm stehen.(AB)