Der Lehrer prüft den SchülerMünchens Pierre Pagé trifft auf Berlins Jeff Tomlinson
Jeff Tomlinson besuchte damals oft das Training der Eisbären. Nicht nur um Spieler wie André Rankel, Frank Hördler oder Florian Busch zuzuschauen, wie sie sich als seine Spieler der Oberligamannschaft der Eisbären Juniors in das DEL-Team einfügen, sondern auch um als Trainer des damaligen Nachwuchsprojekts dem Kanadier über die Schulter zu schauen. So wie ein Schüler, der sich der Weisheit und Wissenschaft seines Lehrers annimmt. „Ja, das stimmt! Ich habe viel von Pierre gelernt über seine Philosophien und wie man sich in bestimmten Situationen als Trainer verhalten muss.“, sagt der jetzige Eisbären-Trainer rückblickend.
Die Trainingsmethoden von Pagé kannte Tomlinson bereits als Spieler, erlebte wie der damals 52-Jährige Anfang 2002 in Hohenschönhausen seine Arbeit aufgenommen hatte: “Pierre brachte damals frischen Wind in das Team. Ich muss sagen, dass ich gerne unter ihm gespielt hatte. In sein offensives System mit viel Verantwortung hatte ich offensichtlich gut gepasst!”.
Nach der schweren Knieverletzung musste Tomlinson 2004 seine Spielerkarriere beenden. Allerdings war es nicht Pagé, der dem Deutsch-Kanadier überredete, Trainer zu werden,, es war eher der eigene Antrieb. “Ich wollte einfach mal sehen, ob es mir Spaß macht, Trainer zu sein. Ich hatte während meiner Verletzung im Eisbären-Team der Deutschen Nachwuchsliga öfter als Co-Trainer hinter der Bande gestanden.” Letztendlich hat er den richtigen Job gefunden.
“Jeff ist genau der richtige Trainer für die Eisbären. Auch wenn er nach den sieben Meisterschaften der Eisbären ein schweres Erbe angetreten hat. Er kennt die Philosophie genauso gut wie Manager Peter John Lee”, sagt Pagé zu seinem jetzigen Kollegen. Auch zurückblickend auf den eher schleppenden Saisonstart der Berliner. “Es ist die Erfolgsgeschichte der Berliner, welche die Sieges-Mentalität entwickeln können, wenn es darauf ankommt. Bestes Beispiel ist die letzte Saison, als die Eisbären Meister wurden, obwohl sie nicht die beste Mannschaft waren.”, so der Münchner Coach weiter. Sein Credo ist noch immer: "Gewinnen ist nicht einfach, egal wie gut du bist!"
Pierre Pagé gilt auf dem Eis als “harter Hund”. Spieler seines Teams müssen oft Sonderschichten auf dem Eis schieben. Seine Impulsivität bekommt das Team öfter zu spüren. Zum Ende seiner Zeit in Berlin im Jahr 2007 wohl zu oft. Die Stimmung zwischen Mannschaft und Trainer war unterkühlt, Spieler wie Stefan Ustorf gaben noch Jahre nach dem Abgang von Pagé zu, dass sie sich nichts mehr zu sagen hätten. Tomlinson sieht dies aber lockerer: “Pierre konnte damals ziemlich impulsiv sein. Aber sobald er aus der Eishalle ist, wird er zum lockeren Typen, mit dem man auch mal ein Glas Wein trinken kann.”
Für Pagé ist das heutige Spiel so etwas wie ein nach Hause kommen. “Berlin wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich war damals dabei, als wir mit der ersten Meisterschaft neue Geschichte geschrieben hatten. Den Weg zu dieser Dynastie geebnet!” - “..eine europäische Erfolgsgeschichte”, wie er sich gerne zitieren lässt.
In der ersten Partie der aktuellen Spielzeit gewannen die Roten Bullen mit 5:3, am heutigen Freitag geht Tomlinson eher davon aus, dass es für die Berliner gut ausgehen wird. Der Schüler will es dem Lehrer endlich zeigen.