Der Kapitän stellt sichKeine Punkte für Straubing
Im Spiel gegen München kamen die Straubinger gut ins Spiel, sodass ihnen die ersten Minuten gehörten. Doch bereits in der ersten Strafe gegen die Donaustädter zeigte München, wenn auch noch ohne Torerfolg, dass sie eine der besten Überzahlmannschaften der Liga sind. Sie kombinierten zielstrebig und kamen schnell in Position. Somit war am Ende des Spieles allen Beteiligten klar, dass der Münchner Sieg die Ursache in den Straubinger Strafen hatte. Daher auch kein Wunder, dass Straubings Kapitän Sandro Schönberger das ebenso sieht und mit einer Tonlage zwischen Verärgerung, Verzweiflung und Wut sagt: „Es waren wieder viel zu viele Strafzeiten. Wir können kein Spiel gewinnen, wenn wir jedes Mal unnötige Strafen machen.“ Dass man in der Mannschaftsbesprechung vor dem Spiel nochmal genau auf dieses Thema hingewiesen hat, ist aus Straubinger Sicht sicher erschreckend, aus Münchner Sicht ein Statement der Stärke. „Die sind Nummer eins im Powerplay, das haben wir vorher gewusst und dann haben sie uns einfach drei eingeschenkt“, muss Schönberger gestehen.
Doch wie kommt es, dass man so oft in Unterzahl gerät, konnte man sich vielleicht nicht auf die Linie des Schiedsrichtergespanns einstellen? Doch Schönberger sieht eine weitere Schwäche: „Im ersten Drittel waren wir immer einen Schritt zu langsam und dann zieht man einfach die Strafen, weil man zu langsam ist. Da muss man sich einfach auch auf die Linie der Schiedsrichter einstellen. Wenn man merkt, der pfeift einfach alles, dann muss man einfach den Schläger weglassen und darf nicht halten.“
Schönberger sieht aber nicht alles schlecht, sondern erkannte auch die Chance, die sich gegeben hat. „Bei fünf gegen fünf war es recht in Ordnung, da hatten wir auch unsere Chancen. Wir sind gut raus gekommen, aber dann sind die Strafen gekommen.“ Man kann es also drehen und wenden, man landet immer wieder bei den zum Teil unnötigen Strafen. Im Mitteldrittel kamen die Gäste nach dem 2:0 aus dem Tritt und Straubing bekam Oberwasser. Auch Benedikt Brückner lobte sein Ex-Team über diese Phase und sagte: „Ich glaube, dass Straubing zu dem Zeitpunkt wirklich gut gespielt hat. Sie sind auf den Mann gegangen und waren immer da.“ Schönberger meint: „Wir haben schon zu unserem Spiel zurück gefunden und hatten wieder Chancen, auch später zum Ausgleich, aber wir haben es nicht geschafft.“
Im Schlussdrittel war wenig geboten und beide Mannschaften fanden nur noch sehr selten zu ihrem Rhythmus. Dann kam es, wie es kommen musste. In der letzten Überzahl im Spiel machten die Münchner alles klar. „Dann bekommen wir im Dritten wieder ein Überzahltor und dann ist es schon schwer, obwohl wir nicht aufgesteckt haben und weitergespielt haben. Aber am Schluss waren wir nicht zwingend genug.“
Nicht zwingend genug. Diesen Satz kann man nicht nur durch dieses Wochenende wie einen roten Faden ziehen. Dazu kommt, dass Straubing zurzeit das „Hoffenheim-Problem“ hat. Anfangs der Saison hieß es oft, man müsse besser in der Defensive spielen. Dann stabilisierte sich diese und die Gegentore wurden deutlich weniger und plötzlich klappt es vorne nicht mehr. „Wenn wir viele Tore schießen, bekommen wir auch viele. Und wenn wir wenig Tore schießen, bekommen wir trotzdem welche. Die Mischung ist nicht da, die müssen wir schleunigst finden.“
Die meistgestellte Frage an einen Straubinger Eishockeyspieler der letzten Tage war sicher: „Was muss sich ändern, um wieder erfolgreich zu sein?“ Sandro Schönbergs Antwort dazu ist: „Als erstes die Strafen abstellen.“ Fast schon flehend meint er: „Dass wir mal wieder ein Spiel haben, indem wir nur Strafen ziehen, die wir auch machen müssen. Bei fünf gegen fünf brauchen wir uns vor keiner Mannschaft verstecken.“
Nach der Niederlage gegen München verzögerte sich der Beginn der Pressekonferenz, da der Coach zur Mannschaftssitzung geladen hatte. Dies ist sicher nicht unüblich, doch eigentlich passiert die Aufarbeitung vor oder nach der nächsten Trainingseinheit, wenn die Trainer das Spiel nochmals auf Video gesehen haben und auch die Spieler etwas Zeit zum Denken hatten. Von dicker Luft oder schlechter Stimmung will Schönberger aber nichts wissen. „Dicke Luft nicht, aber natürlich muss man Sachen ansprechen, die nicht passen. Und nach so einer Niederlage und nach so einem Null-Punkte-Wochenende muss man ansprechen, was wir falsch machen und richtig machen. In der Mannschaft passt alles.“ Bei manchen Mannschaften half in so einer Situation auch mal ein deftiges Kabinenfest, oder zur Weihnachtszeit ein ausgedehnter Besuch auf dem Christkindlmarkt. „Ich glaube, das können wir uns in der Verfassung, in der wir zurzeit sind, nicht leisten.“
Aktuell fehlen den Tigers die Verteidiger Andy Canzanello und Alex Dotzler. Wobei Letzter hofft, nächste Woche wieder die Schlittschuhe schnüren zu können, jedoch erst noch eine weitere Kernspin-Untersuchung überstehen muss. Am schwersten wiegt jedoch sicherlich der Ausfall von Stürmer Laurent Meunier, der sonst in der ersten Reihe zwischen Blaine Down und Carsen Germyn zu finden ist. Doch egal, mit wem man spricht, keiner versucht auch nur im Ansatz eine Ausrede in Zusammenhang mit den Verletzten zu finden. „Nein, da ist gar kein Gedanke daran“, meint Schönberger. „In so einer langen Saison fällt immer jemand aus. Klar, uns fehlen wichtige Spieler, aber da müssen einfach andere in die Bresche springen. Ausreden gibt’s da keine. Wir müssen einfach schauen, dass wir am Wochenende Punkte holen, egal wie.“
Auch das nächste Wochenende hat es für die Tigers in sich. Freitag geht es zu den Kölner Haien und am Sonntag kommen die Adler Mannheim.