Der große Knall in Ingolstadt: Warum die sportliche Leitung gehen musste
DEL-Eishockey in Ingolstadt – das war bis Freitag so etwas wie eine Insel der Seligen:
Das Trainergespann konnte in der idyllischen Kleinstadt mit aller Ruhe arbeiten. Die Fans, überschaubar an der Zahl und friedlich im Umgang, kamen treu und brav in die Halle. Kritik von den beiden ortsansässigen Zeitungen war kaum zu befürchten. Die Kompetenzen wurden klar aufgeteilt: Sven Zywitza kümmerte sich als kaufmännischer Geschäftsführer um die (meist) reibungslose Organisation, während Stefan Wagner (Foto by City-Press) zusammen mit Chef-Coach Ron Kennedy für das Sportliche zuständig war. Und im Hintergrund wirkte der Beirat, besetzt mit lauter honorigen Herren. Er mischte sich nicht in das Tagesgeschäft ein und sorgte dafür, dass immer genug Geld in der Kasse war.
Missstände oder gar Skandale? Fehlanzeige! Ganz gehässige Menschen meinen im Gegenteil, dass in Ingolstadt nach dem Motto der drei „W“ gearbeitet wurde: „Wir wursteln weiter.“ Andere wiederum, und das kommt der Wahrheit sicher näher, bezeichnen es als grundsolide, verlässliche Geschäftspolitik.
Und der sportliche Erfolg gab der Führungscrew der Panther recht. Nach dem Aufstieg in die DEL 2003 konnte das Team zweimal bis ins Halbfinale vorstoßen. In den letzten beiden Jahren war dagegen bereits im Viertelfinale Schluss. Dagegen lief es in dieser Saison nicht so gut. Der derzeitige 10. Platz ist nicht das, was sich die Führung vorstellt hat.
So kam es nun zum großen Knall: Am Freitagabend, kurz nach dem Sieg gegen Iserlohn, wurde die komplette sportliche Leitung von ihren Aufgaben entbunden. Zwar war Trainer Kennedy schon länger nicht mehr unumstritten. Aber diese heftige Reaktion hat doch überrascht. Gerade Manager Wagner war eigentlich nie ein Diskussionsthema.
Die Gründe für diesen Rundumschlag sind natürlich vielschichtig. So kann man für die lange Verletztenliste (Ast, Boguniecki, Higgins, Goodall fallen teilweise Monate aus) sicher niemanden verantwortlich machen. Allerdings hätte Stefan Wagner möglicherweise eher für Ersatz sorgen können. Warum dies nicht geschah – die Panther haben immer noch zwei Ausländerlizenzen frei -, ist für einen Außenstehenden schwer zu beurteilen.
Überhaupt fällt auf, dass die Transferpolitik von Kennedy und Wagner nicht immer die glücklichste war: Gute deutsche Kräfte (Keller und Barta) ließ man ziehen, ohne für gleichwertigen Ersatz zu sorgen. Und die zuletzt verpflichteten Kontingentspieler waren auch nicht unbedingt die allerbesten.
Dass sich selbst der beste Trainer im Laufe der Jahre abnutzt ,diese Erfahrung hat man auch im Fußball schon öfter gemacht. Ron Kennedy, ein anerkannter Eishockey-Fachmann, betreute die Panther bereits in der fünften Saison. Man konnte zuletzt öfter den Eindruck gewinnen, dass er die Spieler nicht mehr erreicht. Sicher wäre für eine Trennung nach den enttäuschend verlaufenen Playoffs im Frühjahr der beste Zeitpunkt gewesen. Dies aber wurde vom Beirat der Panther wegen Kennedys schwerer Erkrankung abgelehnt, was größten Respekt verdient. Andererseits wurden damit die Probleme in die laufende Saison verschoben.
Erstaunlich, und im Profigeschäft höchst selten, ist die Tatsache, dass Ingolstadts Führung noch keinen Nachfolger für Kennedy parat hat. Beste Chancen besitzt sicher einer, der in letzter Zeit immer genannt wurde, wenn irgendwo eine Trainerstelle zu besetzen war: Larry Mitchell aus Landsberg. Er würde das Anforderungsprofil der Panther erfüllen, wird aber wohl auch in Straubing im Gespräch sein. Außerdem ist sich Beirat und Geschäftsführung noch nicht klar, ob nur ein Übergangscoach gesucht wird, oder eine dauerhafte Lösung. Kommt es gar zum großen Trainertausch Kennedy – Kühnhackl? Auf jeden Fall will man bei den Panthern möglichst am Montag den neuen Coach präsentieren, denn am Freitag steigt bereits das nächste Spiel gegen Wolfsburg. Die Zeit wird knapp!