Der goldene Herbst in Hannover
Diese Konstellation dürfte im deutschen
Eishockey so ziemlich einmalig sein. In der Deutschen Eishockey Liga stehen die
Hannover Scorpions auf dem zweiten Tabellenplatz, in der Oberliga Nord nimmt der
Stadtrivale Hannover Indians erwartungsgemäß die Spitzenposition
ein.
„Viel geholfen haben uns Oscar Ackeström
und Tore Vikingstad. Sie haben uns die Qualität gebracht und das Niveau
gehoben“, versuchte Scorpions-Trainer Hans Zach, nach dem gestrigen 5:4 Erfolg
über Frankfurt, das Erfolgsgeheimnis seines Teams zu erklären. Von den letzten
neun Spielen verloren die Mannen von der Expo-Plaza nur ein Spiel, und
erreichten nach dem 2:1 gegen Mannheim überdies auch das Pokal-Halbfinale. Dass
die beiden angesprochenen Akteure großen Anteil an der Erfolgsserie haben, ist
unbestritten. Wurde vor vier Wochen die Verpflichtung des schwedischen
Verteidigers in der Szene belächelt, so muss man den Verantwortlichen zu dieser
Verpflichtung gratulieren. Auch wurde die Verpflichtung Vikingstad´s anfangs bei
nicht wenigen Experten skeptisch zur Kenntnis genommen, so gibt auch diese
Personalie den Scorpions recht. Drei Tore und neun Torvorlagen in den letzten
zehn Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Auch scheint der Zusammenhalt in
der Mannschaft zu stimmen. Nach dem kurzfristigen Ausfall von Sascha Goc
(Magen-Darm Virus) stellte sich gestern sofort der eigentlich verletzte Kapitän
Dan Lambert zur Verfügung, und gab prompt die Vorlage zum
Siegtreffer.
Nur wenige Kilometer den Messeschnellweg
hinauf sorgen die Hannover Indians nicht nur auf dem Eis, sondern auch abseits
des Eises für Schlagzeilen. Beim 8:2 Triumph am Freitag im Spitzenspiel gegen
die Blue Lions Leipzig meldeten die Indianer nicht nur einen ausverkauften
Pferdeturm, auch sickerte auch die Verpflichtung von Rob Hisey durch. Der
ehemalige Scorpions-Stürmer wird Jordan Cameron ersetzten, der aus familiären
Gründen zurück nach Nordamerika fliegt. So zeigte sich Indians-Coach Joe West
nach der Gala gegen die Partnerstadt fast vollends zufrieden. „Das kommt meinen
Vorstellungen schon sehr nahe“, ließ sich der ehemalige DEL-Torschützenkönig das
wohlverdiente Siegerbier schmecken.
Für Gesprächsstoff sorgt in und um
Hannover auch die Zuschauerentwicklung bei den beiden Vereinen. Während die
Hannover Indians sich über einen Schnitt von 3300 Zuschauern pro Spiel freuen,
werden bei den Scorpions die Gesichter immer länger. Gerade einmal 3700
Zuschauer wollten die Partie gegen die Hessen gestern Nachmittag sehen. Auch im
Schnitt liegt der DEL-Ligist, mit 500 Zuschauern weniger, unter der
Vorjahreszahl. Eine logische Erklärung für dieses Phänomen hat in der
niedersächsischen Landeshauptstadt niemand.
Jens Wilke - Foto by City-Press