DEL: Vorschau Saison 2005/6
DEL: Eisbären bleiben spitze - Ingolstadt gewinnt in MannheimWenn der 36-jährige Sonnyboy Roland Aumüller aus dem oberbayerischen
Ottobrunn am Donnerstag um 19.30 Uhr in der brandneuen Mannheimer SAP-Arena die Scheibe
auf den Mittelpunkt fallen lässt, ist die zwölfte DEL-Saison eröffnet. Die
heimischen Adler stehen den DEG Metro Stars gegenüber. Apropos
Schiedsrichter...Im Regelwerk hat sich, verglichen mit der Vorsaison, so gut wie
nichts geändert. Das gilt jedoch nicht für die Spielstärke der Teams, zumindest
für jene auf dem Papier. Denn die NHL wird ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen,
und die Stars, die bei uns für blankes Erstaunen, aber auch für ernüchternde
Enttäuschung gesorgt haben, sind wieder dort, wohin sie eigentlich gehören. Ob
wir darüber wirklich traurig sein sollten...?
Bei dieser Gelegenheit
fällt einem automatisch die Aussage eines Kollegen bei der Tour de France ein.
Er sagte sinngemäß: “Es würde kein einziger Zuschauer merken, wenn die Fahrer
ein paar Stundenkilometer langsamer wären, sich aber aller möglichen Mittelchen
zur Formsteigerung enthalten würden.” Wenn es bei der Planung bleibt, ist die
kommende Spielzeit die letzte, in der ein Absteiger (und ein Aufsteiger aus der
zweiten Liga) ermittelt wird. Hauen und Stechen darf daher jetzt schon auch für
den unteren Bereich prophezeit werden. Doch vielleicht besinnt man sich ja noch,
kehrt zum guten, alten europäischen System zurück und lässt weiterhin
Aufstiegsfreude und Abstiegsschmerz zu. Eine Voraussage für den “Einlauf” nach
52 Punktspielen zu treffen, ist mindestens so schwer wie in der Vorsaison. Viele
Teams ergänzten ihre Kader erst in den letzten Tagen, einige warten immer noch
ab. Wir wagen trotzdem einen Tipp und hoffen, dass wir nicht ganz falsch liegen.
Adler Mannheim:
Mit dem 37-jährigen Oldie Freddy
Chabot zwischen den Pfosten hoffen die Badener, den richtigen Mann für den
wichtigsten Job gefunden zu haben. Viele Fantränen werden der Mehrzahl jener
Cracks nicht nachgeweint, die wieder ihre Hamburger und Hot Dogs in der NHL
verdienen. Jetzt hoffen die Quadratestädter, dass mit der neuen Heimstatt auch
ein neuer, frischer Wind an der Neckarmündung weht. In der Vorbereitung rissen
die Schützlinge von Trainer Stéphane Richer noch keine Bäume aus. Wer die
Mannheimer jedoch deswegen schon abschreibt, hat selber schuld.
Kölner Haie:
Nach zwei Viertelfinalpleiten in Folge
müssen die Domstädter, nach wie vor der Zuschauerkrösus der Liga, etwas tun, um
nicht das dankbarste DEL-Publikum vor den Kopf zu stoßen. Zuzutrauen ist Hans
Zach und seiner Truppe sogar der Titelgewinn. Immerhin wartet der ehemalige
Alpenvulkan seit zwölf Jahren auf einen Meistertitel. Wie Nürnberg haben die
Cracks um den 38-jährigen Oldie Dave McLlwain ihren Kader schon früh beisammen
gehabt. Die Ergebnisse der Testspiele zeigen, dass es mit den Haien stetig
bergauf geht. Die große Frage: Hält Torwart Jonas dem Druck stand?
Eisbären Berlin:
Ein Kuriosum: Der Titelverteidiger
hat noch keinen neuen “erwachsenen” Spieler unter Vertrag genommen. Dazu haben
einige Hochkaräter den Wellblechpalast und die Haupstadt verlassen. Ob
tatsächlich mit zwei 19-jährigen Goalies die Saison beendet wird, ist jedoch
mehr als zweifelhaft. Dem Gespann Peter John Lee/Pierre Pagé ist durchaus
zuzutrauen, dass sie genau wissen, was sie tun. Einen Platz unter den ersten
Acht ist den Arktisbewohnern auch mit der vorhandenen “Rumpftruppe” zuzutrauen.
Fünf Kontingentstellen harren noch ihrer (richtigen) Besetzung.
DEG Metro Stars:
Lance Nethery (Frankfurt) und Don
Jackson (als Spieler und Trainer sogar in der NHL tätig) sollen als völlig neue
sportliche Leitung für frischen Wind sorgen. Die DEG gehört zu den wenigen
Teams, die sich (zumindest auf dem Papier) tatsächlich verstärkten und nicht nur
den Kader ergänzten. Craig Johnson als auch Chris Schmidt zeigten schon in der
Vorbereitung, dass sie zu den Topspielern der Liga gehören werden. Mit dem
routinierten Andrej Trefilow und dem ehrgeizigen Alexander Jung verfügen die
Rheinländer eventuell über das beste Torhüterpaar der DEL; was ganz wichtig ist.
Nürnberg Ice Tigers:
Der neue Trainer Benoit
Laporte muss sich umstellen. Zuvor beim Außenseiter Augsburg an der Bande, ist
in der Noris nicht nur das Erreichen der Play-offs das Ziel. Allzuoft wurden die
Fans von ihrem Team nach passablen Punktrunden enttäuscht. Fünfmal in
Reihenfolge schieden die fränkischen Fabeltiere bereits in den Viertelfinals
aus. Auffällig ist, dass Manager Otto Sykora bereits sehr früh den Großteil
seines Kaders zusammenstellte. Eine Hausmacht brachte der Coach aus der
Fuggerstadt mit, denn Goalie Labbé, Verteidiger Brennan und Stürmer Methot
schulterten ebenfalls ihre Bündel.
Frankfurt Lions:
Die Mainstädter haben eine Reihe guter Akteure wie zum Beispiel Marc
Beaucage (nach Hamburg), Peter Ratchuk (Mannheim) oder Doug Weight (St. Louis)
abgegeben, dürften aber nach wie vor zu den Besseren der Liga gehören. Zumindest
sollten sie ohne Probleme unter die ersten Acht kommen. Zwei Kontingentstellen
sind noch frei, die der neue Manager Charlie Fliegauf besetzen kann. Viel
erwarten die Verantwortlichen von Daniel Corso, der bei den Kassel Huskies mit
44 Punkten die Scorerliste anführte. Pat Lebeau ist nach wie vor in
“Mainhattan”, das ist fast eine Erfolgsgarantie.
Hamburg
Freezers:
Die Hanseaten präsentieren sich angesichts eines
personell dünnen Kaders momentan noch als Sphinx. Die Defensive mit vier
Kanadiern, Routinier Heiko Smazal und zwei talentierten jungen Deutschen scheint
stabil, während zwischen den Pfosten Boris Rousson immer noch zu den besten
seines Fachs gehört. Der Verein mit dem nach Mannheim (8 Mio Euro) mit 7,1 Mio
Euro zweithöchsten Etat vertraut nach wie vor auf seine Fans. Trainer Mike
Schmidt, der als Assistent in der Vorsaison zum Chef aufstieg, hat nun das Sagen
von Anfang an. Vielleicht ist das ein Plus.
Hannover
Scorpions:
Ähnlich wie Düsseldorf haben sich die Niedersachsen im
Vergleich zu anderen Teams qualtitativ verstärkt. Durchaus möglich, dass die
Schützlinge von “Evergreen” Kevin Gaudet im “Jahre eins nach Lenny Soccio” in
die Play-offs vorstoßen, an denen sie zum letzten Male vor vier Jahren
teilnahmen. Die Defensive scheint mit dem neuen Trio, Torwart Trevor Kidd sowie
den Verteidigern Sascha Goc und Shawn Heins, stark verbessert. Die gesamte Liga
ist auf das Comeback von Marty Murray (zuletzt inaktiv) gespannt, der seinerzeit
in Köln einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
ERC
Ingolstadt:
Trotz des Weggangs eines kompletten Quartetts in die
NHL (Ward/Carolina, Sturm/San José, McDonald/Anaheim, Langenbrunner/New Jersey)
sind die Oberbayern mit dem hervorragenden Goalie Jimmy Waite glänzend in die
neue Saison gestartet. Ob die erfolgreiche “Generalprobe” jedoch auch eine
ebenso gute “Premiere” nach sich zieht, ist die große Frage. Das Erreichen der
Play-offs müsste schon als Erfolg gefeiert werden. Drei Kontingentstellen kann
die sportliche Leitung, bestehend aus Manager Stefan Wagner und Cheftrainer Ron
Kennedy noch besetzen.
Krefeld Pinguine:
Auch die
Krefelder absolvierten erfolgreich ihre Testspiele und unterlagen im Vergleich
mit der Ligakonkurrenz nur dem ERC Ingolstadt. 15 Weggängen stehen 14
Neuverpflichtungen gegenüber. Wieder einmal wird in der Seidenstadt die Truppe
kräftig umgekrempelt. Teal Fowler steht zum ersten Mal verantwortlich an der
Bande. Während die Abwehr (auch durch den Ex-Augsburger Mike Pudlick) gefestigt
erscheint, muss die vierte Reihe sogar mit DNL-Akteuren ergänzt werden. Ein
Lichtblick ist der erste Sturm mit Kapitän Chris Herperger, Herberts Vasiljevs
und Robert Guillet.
Iserlohn Roosters:
Viele
Experten sind die Meinung, dass die Sauerländer zu den wenigen Teams gehören,
die sich verstärkt haben. Tatsächlich sind unter den Neuverpflichtungen eine
Reihe klangvoller Namen wie Brad Purdie, der jetzt wieder unter seinem alten
Trainer Doug Mason spielt, oder auch Mark Greig. Dazu kommt noch mit Michael
Wolf ein ganz interessanter Mann. Der 24-jährige Allgäuer versetzt die Fachwelt
gerade in den letzten Wochen in Erstaunen. Ob die Roosters wirklich zum ersten
Mal in ihrer Vereinsgeschichte in die Play-offs vorstoßen, muss trotzdem stark
bezweifelt werden.
Füchse Duisburg:
Bäume wird der
selbstbewusste Neuling sicherlich nicht ausreißen, aber den sogenannten Großen
hin und wieder ein Bein stellen, das wird ihm ohne Zweifel gelingen. Das mit
halber Kraft gegen die Füchse nicht gewonnen werden kann, musste auch schon die
DEG schmerzlich erfahren. Trotz der kurzfristigen Verpflichtung des ehemaligen
NHL-Cracks Jean-Luc Grand-Pierre und der momentan guten Form des 22-jährigen
Christian Rohde scheint die Abteilung Defensive wackelig. “Vorn” wird es
sicherlich besser laufen, wofür Steve Brulé, Shawn McNeil und Hugo Boisvert
sorgen werden.
Augsburger Panther:
Hinter diesem
Vereinsnamen stehen die meisten Fragezeichen. Wird Trainer Randy Edmonds sich
schnell in der neuen Umgebung zurechtfinden? Wird Max Fedra, der bisher stets
aus dem Vollen schöpfen konnte, auch bei einem relativ “armen” Verein
erfolgreich sein? Wird das Fehlen von Charly Fliegauf nicht eine zu große Lücke
hinterlassen? Wird der 33-jährige schwedische Torwart Rolf Vanhainen, der zum
ersten Mal im Ausland arbeitet, sich gut einleben? In der letzten Saison waren
die Panther für eine positive Überraschung gut. Wird jetzt das Gegenteil der
Fall sein?
Kassel Huskies:
Sie sind gerade noch dem
(DEL-)Tod von der Schüppe gesprungen. Ob sie jedoch diese Saison sportlich
überleben werden, ist mehr als fraglich. Es sieht nicht gut aus für die
Nordhessen, die vor acht Jahren sogar einmal in den Finalspielen um die Deutsche
Meisterschaft standen. Damals versah Gerhard Brunner den Job an der Bande, und
Uli Egen leitete als Manager die sportlichen Geschicke. Jetzt hat mit Bernhard
Englbrecht (Trainer) und Jürgen Rumrich (Manager) wieder ein deutsches Duo das
Sagen, doch sind die Voraussetzungen längst nicht mehr so nachahmenswert wie
früher.