DEL-Playoffs: Hockeyweb Halbfinalvorschau
DEL: Eisbären bleiben spitze - Ingolstadt gewinnt in MannheimDrei der vier Vorjahres-Halbfinalisten stehen auch in dieser Saison unter den
letzten vier Teams, die ab Freitag um den Meistertitel der DEL spielen. Meister
Frankfurt, die Eisbären Berlin und der ERC Ingolstadt zählten ebenso wie die
Mannheimer Adler schon vor der Saison zu den Topfavoriten. Kein Wunder,
schließlich gehören sie neben Hamburg und Köln auch zu den Teams mit dem
höchsten Jahresetat in der Deutschen Eishockey Liga.
Dass sie dieses viele Geld sinnvoll angelegt haben, beweist der Erfolg. Keine
andere Spielzeit war bisher so sehr von der NHL geprägt wie die Saison 2004/05.
Aufgrund des Lockouts in Übersee galt es die schwierige Entscheidung zu
treffen, ob überhaupt und wieviele ausgesperrte NHL-Spieler man verpflichten
solle. Angesichts der unklaren Situation in Nordamerika glich die
Transferpolitik diesmal mehr einem Pokerspiel.
Richtig gepokert haben alle vier Halbfinalteilnehmer, denn sie setzten auf die
Karte NHL. Zwar musste Anfang Februar kurz vor dem Transferschluss in der DEL
noch einmal kräftig gezittert werden, aber es kam zu keiner Einigung mehr.
Hätte die NHL noch gespielt, sähe das Teilnehmerfeld im diesjährigen
Halbfinale wohl anders aus.
Wie nicht anders zu erwarten stehen sich also jetzt die "Lockout-Sieger"
im Halbfinale gegenüber, während Köln, Nürnberg, Augsburg und Hamburg
vorzeitig in den Urlaub fahren durften. Wer sich aber durchsetzen wird und die
Meisterschaft 2005 feiern darf, ist nur schwer vorauszusehen. Es gibt keinen
echten Favoriten bzw. kein Team, dem man den Meistertitel nicht zutrauen würde.
Meister Frankfurt hat sicherlich eine beeindruckende Vorrunde gespielt, aber wie
im Vierteilfinale zu sehen, läuft derzeit nicht alles rund bei den Hessen. Zwar
hat man mit Doug Weight und Pat Lebeau die wohl besten Stürmer der Liga unter
Vertrag, aber der Ausfall der verletzten Hackert und Pronger wiegt ebenso
schwer, wie die Ungewissheit um Verteidiger-Star Stephane Robidas.
Aus dem vollen schöpfen können die Mannheimer Adler, denen lediglich der
übergewichtige Greilinger verletzungsbedingt fehlt. Den Frankfurter
Topstürmern stehen die Adler kaum nach. Sie können mit Edgerton, Hecht und
Corbet die effektivste Reihe des gesamten Viertelfinales aufs Eis schicken.
Bei den Eisbären gilt es vor allem die reduzierte Sperre von Erik Cole zu
verkraften. Der NHL-Stürmer wird nach einem unfairen Check im Viertelfinale
noch die nächsten drei Partien fehlen. Fraglich war auch der Einsatz von Olaf
Kölzig, aber der NHL-Keeper meldete sich wieder zurück und soll am Freitag im
Tor stehen.
Für den ERC Ingolstadt wäre ein Aus gegen Köln aufgrund des namhaften Kaders
äußerst peinlich gewesen. Mit Aaron Ward, Jamie Langenbrunner, Marco Sturm und
Andy McDonald haben die Oberbayern am kräftigsten auf dem NHL-Markt
zugeschlagen.
Alle vier Mannschaften haben das Zeug zum Meister, die bessere Tagesform und das
notwendige Quäntchen Glück werden den Ausschlag geben.
Hier die Hockeyweb-Halbfinalvorschau:
Vorschau Frankfurt (1.) – Mannheim
(6.)
Der Meister hatte im Viertelfinale mehr Probleme mit den Hamburg Freezers
als erwartet. Zwar setzten sich die Lions mit 4:2-Siegen gegen die Schmidt-Schützlinge
durch, doch entschied bei drei der vier Erfolgen der Hessen ein Treffer in
letzter Sekunde bzw. in der Overtime.
Die Adler feierten
einen am Ende recht souveränen Sieg gegen die hoch eingeschätzten und höher
gesetzten Nürnberg Ice Tigers. Zwar schossen die Franken in sämtlichen sechs
Spielen öfter auf das von Frankreichs Auswahl-Torhüter Huet gehütete Gehäuse,
doch waren die Mannheimer dank ihrer Paradereihe um NHL-Crack Jochen Hecht
wesentlich kaltschnäuziger.
Torhüter:
Wie schon letzte Saison bewies Frankfurts Ian Gordon, ein echter Playoff-Goalie
zu sein. Den überragenden Leistungen seiner gegenüber Giguere und Rousson
stand der Ex-Schwenninger in nichts nach. Mit sensationellen drei Shutouts in
sechs Spielen war Gordon ein Hauptgarant für den erneuten Halbfinaleinzug.
Lockout-Spieler Cristobal Huet
zeigte gegen die Mannschaft von Bundestrainer Greg Poss stets konstant gute
Vorstellungen seines Könnens. Da die Ice Tigers den Franzosen über die gesamte
Serie unter starker Beschäftigung hielten, war so mancher Gegentreffer
unvermeidbar. Zudem war die Verteidigung häufig bei Abprallern des 29-Jährigen
aufmerksam zur Stelle.
Verteidigung:
Im Viertelfinale war die
Defensive das Prunkstück der Hessen – nicht etwa der beste Angriff der DEL
der Vorrunde, den die Frankfurter stellten. Vor einem sehr starken Gordon räumten
die Verteidiger sehr gut auf.
Die Mannheimer verstanden es in der Abwehr hervorragend, das temporeiche und
technische versierte Spiel der Nürnberger einzudämmen. Meist mit drei Mann vor
dem eigenen Tor, ermöglichten die Adler dem Gegner von der Noris nur selten
Chancen aus der Nahdistanz. Dennoch zeigte sich die Defensive der Richer-Truppe
manches Mal zu unbeweglich.
Angriff:
DEL-Topscorer Patrick Lebeau, Dwayne Norris und NHL-Star Doug Weight waren auch
von den Freezers nicht zu stoppen. Davon abgesehen, überzeugte der Angriff der
„Löwen“ nicht in der aus der Vorrunde gewohnten Form.
Die Paradereihe mit Center Devin
Edgerton und den Außenstürmern Jochen Hecht und René Corbet, dem in sechs
Spielen acht Treffer gelangen, war das Herz und die Seele des
Viertelfinalerfolgs gegen die Ice Tigers. Dahinter konnten mit Abstrichen
lediglich Marcus Kink und Jason Podollan mehrfach aufmerken lassen.
Verletzungen:
Schon im Viertelfinale hatten die Lions in der Offensive im Vergleich zur
Vorrunde ungekannte Probleme. Auch weil neben dem besten deutschen Torjäger
Michael Hackert (Schien- und Wadenbeinbruch) Topverteidiger Stéphane Robidas
(wegen Komplikationen bei der Schwangerschaft seiner Frau evtl. auch weiterhin
in der kanadischen Heimat) sowie Sean Pronger (Innenbandriss) ausfielen.
Die Adler dagegen können bis auf Stürmer Thomas Greilinger (Knorpelschaden)
aus dem Vollen schöpfen.
Tipp:
Auch wenn der Titelverteidiger über ein in der Endrunde erprobtes und
starkes Kollektiv verfügt, das die Ausfälle kompensieren kann, sind die
Mannheimer keinesfalls chancenlos. Erhält die Paradereihe um Hecht von anderen
potentiellen Leistungsträgern ausreichend Unterstützung, ist eine Überraschung
möglich.
Vorschau Berlin (2.) - Ingolstadt (5.)
Wie erwartet weitgehend mühelos setzten sich die
favorisierten Eisbären mit 4:1 Siegen im Viertelfinale gegen Augsburg durch.
Vor allem offensiv hoch überlegen ließen die Hauptstädter dem bayerischen
Konkurrenten wenig Chancen. Dass die beiden ersten Heimspiele knapp waren, lag
vor allem an Augsburgs Jean-Francois Labbé.
Die mit ihren ganzen Lockout-Spielern hoch gehandelten Ingolstädter taten sich
in der ersten Playoff-Runde gegen die gänzlich auf NHL-Stars verzichtenden
Kölner Haie überraschend schwer. Erst im siebten Spiel setzte sich die
vermeintliche Qualität und Erfahrung der Kennedy-Truppe durch. Auf jeden Fall
will der ERC es in diesem Jahr besser machen als in der Vorsaison als man mit
drei Niederlagen gegen die Eisbären chancenlos ausschied.
Torhüter:
Olaf Kölzig konnte in der Serie gegen Augsburg nur zwei
Spiele bestreiten, meisterte seine Einsätze aber mit Bravour. Zwei Siege mit
jeweils nur einem Gegentor stehen für ihn zu Buche, bis er verletzungsbedingt
passen musste. Was ihm genau fehlt, wurde playoffüblich von den Eisbären
verschwiegen, jedoch scheint er die kurze Pause genutzt zu haben, um wieder
spielen zu können. Wie lange allerdings, wird sich zeigen müssen. Sein
Vertreter Oliver Jonas machte vor allem in Spiel 4 in Augsburg eine schlechte
Figur und wurde nach 27 Minuten ausgewechselt.
Rechtzeitig zu den Playoffs scheint Jimmy Waite, der Zerberus im Ingolstädter
Tor, wieder von seiner Meniskusverletzung genesen zu sein. Nicht wenige Stimmen
rieten dem ERC, die letzte Lizenz an einen weiteren starken Keeper zu vergeben,
aber zumindest bis jetzt scheint Waite's Knie stabil zu sein.
Verteidigung:
Micki DuPont heißt der Eisbären-Topscorer nach den bisherigen fünf
Playoff-Partien. Mit 7 Punkten (2 Toren und 5 Assists) rangiert er vor all den
gefährlichen Eisbären-Stürmern. Aber auch der in der Vorrunde oft gescholtene
Derrick Walser kam gegen Augsburg mit drei Treffern in Schwung. Mit Heins,
Dempsey und Persson hat Pierre Pagé weitere erfahrene Defensivspieler zur
Verfügung.
Trotz einer Handverletzung kurz vor den Playoffs konnte Jakub Ficenec mit
starken Leistungen (2 Tore, 3 Assists) in der langen und harten Serie gegen
Köln auf sich aufmerksam machen. Aber auch Chris Armstrong war mit 5 Punkten (1
Tor, 4 Assists) präsent. Sutton und Ward spielten ihre Rolle als Abräumer
konsequent.
Angriff:
In fünf Vierteilfinalspielen kamen die Eisbären zu 18 Treffern aber zu
weit mehr Torchancen. Zu oft scheiterte man an Augsburgs Keeper Labbé oder war
einfach im Abschluss zu unkonzentriert. Diese Vielzahl an Torschüssen und
Chancen wird es gegen Ingolstadt nicht mehr geben, wollen die Eisbären
erfolgreich sein, müssen sie vor dem Tor effektiver arbeiten.
Beim ERC Ingolstadt spielte vor allem der ansonsten eher unauffällige Craig
Ferguson bisher tolle Playoffs. Vier Tore gelangen dem Defensivstürmer in den
Spielen gegen Köln. Auch Andy McDonald konnte an seine guten Leistungen aus der
Vorrunde anknüpfen. Mit Sturm, Mann, Ast und Langenbrunner hat der ERC eine
ganze Reihe weiterer hochkarätiger Offensivspieler in seinen Reihen.
Verletzungen:
Wie schon angesprochen ist bei beiden Teams nicht ganz sicher, wie
angeschlagen die Torhüter sind. Kölzig und Waite sind ganz wichtige Garanten
auf dem Weg zum Finale, wobei die Eisbären wohl eher einen Ausfall ihrer Nummer
eins verkraften könnten als Ingolstadt. Während bei den Eisbären Verteidiger
Rob Leask verletzungsbedingt verzichten musste, konnte Ingolstadt bisher Justin
Harney noch nicht einsetzen. Schmerzlich ist für die Hauptstädter zudem die
Sperre von Erik Cole, der noch drei Spiele pausieren muss.
Tipp:
Bei den oftmals entscheidenden "special teams" konnten die Eisbären
sowohl in der Vorrunde als auch in der ersten Playoffrunde bessere Statistiken
vorweisen. Allerdings war Augsburg sicherlich der einfachere Gegner als Köln.
Vorteilhaft für die Hauptstädter könnte auch die etwas längere Pause sein,
da Gegner Ingolstadt noch am letzten Mittwoch im Einsatz war. Dennoch könnte es
eine ganz enge Serie werden, in der viel von den Torhütern abhängen
wird.