DEL-Finale: Eisbären oder Haie? Prognosen sind schwer zu treffen

Fast einhellig fällt die Meinung der Experten aus und auch die Protagonisten selbst sind sich einig: Selten gestalteten sich die Vorzeichen vor einer Finalserie so ausgeglichen wie in diesem Jahr.
Der Weg ins Finale war letztlich weder für Eisbären noch Haie ein Spaziergang. Die Hauptstädter hatten in Spiel 1, das sie zu hause 2:4 verloren und Spiel 5, das erst in der Verlängerung zu ihren Gunsten entschieden wurde, im Viertelfinale doch einige Probleme mit den Hamburg Freezers. Noch enger gestaltete sich die Halbfinalserie gegen die DEG Metro Stars, in der sich der Heimvorteil als Gold wert erwies. Trotzdem Leistungsträger wie Kapitän Steve Walker, Denis Pederson, späterhin auch noch Stefan Ustorf angeschlagen in die Partien gingen, die Routiniers Mark Beaufait und Brandon Smith (fehlen wohl auch weiterhin) verletzt, sowie Sven Felski mit Spielsperre ausfielen, setzten sich die Berliner nicht zuletzt dank ihrer nur an Jahren jungen Garde verdient in beiden Serien durch.
Gern wird vergessen, dass die meisten der gerade Anfang 20-Jährigen längst reichlich Play-off-Erfahrung gesammelt haben. Immerhin erreichten die Eisbären nunmehr zum vierten Male in fünf Jahren die Finalserie. Und in zweien konnten einige der Jungen an der Seite erfahrener Cracks bereits lernen, wie man Titel gewinnt. Freezers-Coach Bill Stewart fasste es in die Worte: „Manager Peter John Lee und Coach Don Jackson formten aus Jungs Männer. Das ist, was eine gute Organisation ausmacht.“
Männer waren vor allem im entscheidenden letzten Spiel des Halbfinals gefragt, als nach der 1:5-Pleite im ISS Dome vieles für die DEG sprach. Die fanden sich dann doch zahlreich, als sie am meisten gebraucht wurden und Don Jacksons Team bewältigte auch diese schwierige Situation. Spieler wie zum Beispiel André Rankel, Constantin Braun, Frank Hördler oder Florian Busch haben, geführt von gestandenen Profis, ein Level ihrer Entwicklung erreicht, auf dem sie nicht nur Spiele, sondern eben auch Play-off-Serien entscheiden können.
Die Kölner Haie schalteten im Viertelfinale mit den Adler Mannheim indes keinen Geringeren als den Vorjahresmeister in fünf engen Spielen aus und stellten dabei Rekorde in punkto Spielzeit auf. Zufall war dieser Erfolg ebenso wenig, wie der Finaleinzug der Haie nach einer hart umkämpften Halbfinalserie gegen die bekannt nickelig agierenden Frankfurt Lions. Das spielerisch talentiertere Team der Kölner setzte sich letztlich gegen die schiere Kampfkraft der Frankfurter durch. Herausragender Akteur der Domstädter war in beiden Serien zweifellos Ivan Ciernik, der bereits zehn Play-off-Treffer auf seinem Konto verbuchen konnte. Auch Torhüter Robert Müller, dessen Wechsel von Mannheim über Duisburg nach Köln sich spätestens jetzt in jeder Hinsicht gelohnt haben dürfte, bewies seine Klasse nachhaltig. Und mit Philip Gogulla sorgte gleichwohl ein 20-Jähriger schon für reichlich Furore in den Play-off.
„Schlüssel im Finale“, prognostizierte Düsseldorfs Lance Nethery, „werden die Special-Teams sein.“ Die Statistik weist hier für die Haie in den Play-off eine hervorragende Erfolgsquote von 27,42 Prozent aus – Platz 1. Die Eisbären bringen es auf 23,68 Prozent und sind damit als Dritter nicht sehr viel schlechter aufgestellt. In Unterzahl jedoch sind die Berliner statistisch gesehen das bessere Team (83,64%), für die Haie stehen 77,05 Prozent zu Buche. Da heißt es für Doug Masons Haie also dringend von der Strafbank wegzubleiben.
Am Ende sind dies aber nur Zahlen, deren Bedeutung in einem Finale ohne weiteres angezweifelt werden darf. Genau wie die vier Siege der Eisbären über die Haie in der Vorrunde. Beide Mannschaften bevorzugen es, Entscheidungen mit der spielerisch feinen Klinge herbeizuführen. Das Personal für begeisterndes Eishockey ist beiderseits in reichlichem Maße vorhanden. Dieser Fakt verspricht, dass im Kampf um die deutsche Meisterschaft also beste Eishockeykost geboten werden dürfte. Was hoffentlich wiederum auch von einer möglichst breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Mögen die Spiele beginnen! (mac)