DEL beweist Rückgrat - Kommentar zur Spielwertung in Hannover

Auch wenn die Entscheidung von DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke bezüglich der Wertung der letzten Sonntag ausgefallenen Partie in Hannover bei einigen, zumeist uninformierten Beobachtern, Unverständnis auslöst, ist das Urteil zugunsten der Nürnberg Ice Tigers nachvollziehbar. Gerade angesichts der derzeitigen sportlichen Situation im Kampf um die Playoff-Plätze kann man froh sein, dass die Entscheidung den Statuten entspricht. Sicher wäre es leichter gewesen nur ein Team (Nürnberg) "unglücklich" zu machen als die restlichen Playoff-Anwärter und deren Fans. Gernot Tripke hat sich letztendlich die Entscheidung der Spielwertung nicht einfach gemacht und die Erklärungen aller Beteiligten eingeholt.
Angesichts der Umstände der Spielabsage ist die Wertung mit 5:0 und 3 Punkten für Nürnberg verständlich. Die von einigen Fans oft zitierten Vergleichsfälle von Spielabsagen in Hamburg und Köln sind mit dem aktuellen Ereignis nicht vergleichbar. Während in Hamburg ein technischer Defekt ("höhere Gewalt") der Kühlanlage zur Absage der Partie gegen Kassel führte, einigten sich in Köln (gegen Mannheim) beide Klubs auf ein Wiederholungsspiel, weil das Eis nach einer "Holiday on Ice"-Show aufgrund chemischer Unverträglichkeiten nicht spielfähig war. Diese Tatsache war allerdings nicht vorhersehbar und die Köln Arena übernahm spontan die volle Verantwortung für die Absage und trug die Kosten für die Mannheimer Gäste und deren Fans. Zudem verzichteten die Adler auf einen Protest bei der DEL und einigten sich auch finanziell mit den Haien bzw. der Arena.
In Hannover liegt der Fall anders. Sicher hätten sich auch die Ice Tigers mit den Scorpions über eine Neuansetzung einigen können, allerdings wäre dies bei den ohnehin mit drei Spielen im Verzug stehenden Franken schon rein terminlich äußerst schwierig geworden. Zudem ist die Ursache für die Absage in Hannover ausschließlich auf die Fahrlässigkeit der Verantwortlichen vor Ort zurückzuführen. Es handelte sich weder um einen technischen Defekt noch um eine unverhersehbar schwierige Eisaufbereitung. Nach einer Veranstaltung wie sie in allen modernen Mehrzweckarenen vorkommt, versäumte es die Arena zusammen mit dem Ersatzeismeister rechtzeitig für eine spielbare Eisfläche zu sorgen. Sand, Schrauben und andere Gegenstände machten ein reguläres Match unmöglich. Tripcke erklärte: "Nachdem durch die Ligagesellschaft keine höhere Gewalt als Grund für die Mangelhaftigkeit der Eisfläche zu erkennen war, hat nach der DEL-Spielordnung der Veranstalterclub den Spielausfall zu vertreten." Auch das Verhalten der Arena-Verantwortlichen und Scorpions Boss Jochen Haselbacher mit gegenseitigen Schuldzuweisungen unmittelbar nach dem Spielausfall bestätigt nur diesen Eindruck, auch wenn für alle Beteiligten sicherlich eine sportliche Lösung angenehmer gewesen wäre.