DEG mit Schwein, aber ohne Glück

Vor dem gegnerischen Tor hat die Düsseldorfer EG in dieser Saison bislang noch nicht allzu viel Schwein gehabt, auf der Autobahn Zwei dagegen gestern Nachmittag umso mehr davon. Allerdings hätte der Tross der DEG auf die lebende Art der Gattung Schwein liebend gerne verzichtet. Weil nämlich ein Viehtransporter umgestürzt war und sich das zahlreiche Borstenvieh dadurch über einen unverhofften Ausflug freuen durfte, musste die A2 zwischen Hamm und Hamm-Uentrop für mehrere Stunden voll gesperrt werden. Infolgedessen traf der Mannschaftsbus der Düsseldorfer erst um 20.20 Uhr an der Arena in Hannover ein, das Spiel der Deutschen Eishockey Liga bei den Scorpions begann dann mit einer Verspätung von 90 Minuten um 21 Uhr.
Um 12.30 Uhr war die DEG aufgebrochen, doch am Thorium-Hochtemperatur-Reaktor in Hamm-Uentrop kam es zum SAU – dem Schweine-Ausbruch-Unfall. Es schlug die große Stunde von DEG-Teamleiter Walter Köberle. Der 62-Jährige kennt sich auf Deutschlands Autobahnen aus wie kaum ein anderer und dirigierte die Busfahrer Mike und Rolli erstmal über eine Landstraße zur A1. Von dort ging es über das Autobahnkreuz Lotte auf die A 30 über Osnabrück und dann bei Bad Oeynhausen zurück auf die A2. Zwischendurch orderte Köberle telefonisch im Hotel neben der Arena noch eben schnell 30 Schinken-Sandwiches, damit sich die Spieler vor dem ersten Bully ein wenig stärken konnten. Im Bus hatten sich die Spieler zuvor mit ihren Handys versucht, die Zeit zu vertreiben. So twitterte Stürmer Jeff Ulmer scherzhaft: „Seit sieben Stunden sehe ich nur den dämlichen Kopf von Simon Danner vor mir.“
Die Konzentration schien bei dieser nervigen Anreise allerdings ein wenig auf der Strecke liegen geblieben zu sein, denn das Spiel hatte noch nicht ganz begonnen, da stand es auch schon 0:1. Scott King brachte die Gastgeber nach nur 61 Sekunden in Führung. Aber die DEG schüttelte sich kräftig und kam schon in der fünften Minute zum Ausgleich. Andy Hedlund zog von der blauen Linie ab, der Puck kam zu Patrick Reimer, der auf Evan Kaufmann ablegte und gegen dessen Direktabnahme hatte Dimitri Pätzold im Tor der Hannover Scorpions keine Chance – 1:1.
Auch der zweite Abschnitt begann mit einem frühen Gegentreffer. Diesmal dauerte es 73 Sekunden, bis der Puck im Netz von Jean-Sebastien Aubin zappelte. Der Finne Tommi Hannus konnte ungestört quer über die Eisfläche fahren und dann von der rechten Seite den Puck mit einem sehenswerten Schuss in den linken Winkel versenken. Rückstände gegen die defensiv sehr kompakten Niedersachsen sind eine hohe Hürde, doch die DEG konnte erneut zurückschlagen. Eine flotte Kombination über Adam Courchaine und Connor James vollendete Jeff Ulmer in der 30. Minute zum 2:2.
Schon in Hamburg hatte es am vergangenen Freitag zu Beginn jedes Drittels insgesamt vier frühe Gegentore gegeben. Nun auch zwei in den ersten beiden Abschnitten bei den Scorpions, doch gelernt hat die DEG daraus scheinbar immer noch nichts. Denn nur ganze 18 Sekunden waren im dritten Drittel absolviert, da führte Hannover erneut. Chris Herperger schaltete nach einem Pass von Martin Hlinka am schnellsten und markierte für den deutschen Meister von 2010 das 3:2. Kurz darauf traf DEG-Kapitän Daniel Kreutzer, der seit mehr als 1000 Minuten auf ein Tor wartet, nur den Pfosten. Kurz vor Ende hatte dann auch Andy Roach mit einem Schuss ans Gestänge Pech. Und Kreutzer setzte die vulkanisierte Hartgummischeibe sechs Sekunden vor der Schlusssirene ans Außennetz. Damit war eine völlig unnötige Niederlage besiegelt. Schwein hatte die Düsseldorfer EG an diesem Freitag nur auf der Autobahn gehabt.