DEG: Meister - jetzt oder nie
Die
Fans der Hannover Scorpions sangen „Wir gewinnen sowieso“ und aus den
Lautsprechern schmetterte der Ur-Düsseldorfer Schlagerbarde Heino „Wir
sind die Niedersachsen“. Doch was sich wie ein Überschwang an
Glücksgefühlen anhört, war nichts anderes als purer Galgenhumor. Denn
den Scorpions war gerade nicht nur der Stachel gezogen worden, sie
wurden von der Düsseldorfer EG am Dienstag Abend beim 1:7 auch nach
allen Regeln der Eishockey-Kunst zerlegt.
„Wir
waren chancenlos“, sagte Trainer Hans Zach nach der Demütigung, obwohl
sein Team im ersten Drittel noch ordentlich dagegen gehalten hatte.
Immerhin war Hannover vor der Begegnung mit nur einem Punkt Rückstand
auf die DEG Tabellen-Dritter gewesen. Doch dass Zahlen mitunter auch
lügen können, belegten die 60 Minuten in aller Deutlichkeit. Zwischen
den beiden Mannschaften lagen Welten. Wenn die DEG in dieser Saison
kein Meister wird, dann wird sie es wohl nie mehr.
„Es
war ein gutes Spiel, aber kein perfektes“, sagte Manager Lance Nethery
und versuchte, die aufkommende Euphorie sogleich im Keim zu ersticken.
Vergeblich, die Darbietung war ein Genuss wie Himbeereis zum Frühstück
und die Zahlen sind beeindruckend. Im Tor steht mit Jean-Sebastien
Aubin eine fast unüberwindbare Wand, an der 93 von 100 Schüssen
abprallen und dass die sieben Tore in Hannover von sieben verschiedenen
Stürmern erzielt wurden, beweist die Ausgeglichenheit und damit
Unberechenbarkeit im Angriff. „Ich hoffe, dass am Freitag nun endlich
einmal viele Zuschauer in den Rather Dome kommen, denn die Mannschaft
hat es wirklich verdient“, sagte Nethery.
Doch
es geht nicht nur um den kommenden Freitag. Es geht um jedes Spiel und
in jedem Spiel geht es um die Zukunft der DEG. „Die Zuschauer haben es
selber in der Hand, ob ihre Mannschaft in den nächsten Jahren weiter an
der Spitze mitmischen kann“, so Nethery. Was der 52-Jährige meint, ist
klar. Daniel Kreutzer gehört trotz finanzieller Abstriche bis 2013 zu
den Top-Verdienern und um Jean-Sebastien Aubin zum Bleiben zu bewegen,
musste Nethery schon etwas draufpacken.
Auch
mit Craig MacDonald möchte Nethery verlängern und sagt: „Am liebsten
würde ich alle behalten.“ Kein Wunder, hat er doch vielleicht den
besten DEG-Kader seit über zehn Jahren zusammen. Aber beim derzeitigen
Zuschauerschnitt muss der Etat gesenkt werden und dafür müssen Spieler
gehen. Dieses Jahr könnte also die letzte Chance auf den Titel
bestehen. Deutscher Meister. Jetzt - oder vielleicht nie mehr.
Von Thomas Schulz - Foto by City-Press