DEG: Die Wundertüte vom Rhein
Noch nie seit Einführung der Play-offs im deutschen Eishockey in der Saison
1980/81 wurde eine Mannschaft Meister, die nach der Vorrunde schlechter als
Rang sechs platziert war. Doch nach wie vor besteht die Möglichkeit, dass
die Düsseldorfer EG dieses Jahr das Kunststück schafft und damit Geschichte
schreibt. Jedenfalls überrannte die "Wundertüte vom Rhein" gestern Abend die
Eisbären Berlin mit 5:1 (1:0/3:0/1:1), glich die Halbfinalserie nach Siegen
zum 2:2 aus und erzwang ein alles entscheidendes
fünftes Spiel, das am
Donnerstag ab 19.30 Uhr im Wellblechpalast von Hohenschönhausen über die
Endspielteilnahme entscheidet. Held des Tages im Rather Dome war vor 9033
Zuschauern Brandon Reid, der die Eisbären mit drei Toren fast im Alleingang
erlegte.
Die Begegnung begann für eine Play-off-Partie untypisch
verhalten. Auf der einen Seite wollte die DEG unbedingt Strafzeiten
vermeiden, auf der anderen konnte Berlin mit dem Vorsprung von einem Sieg im
Rücken zunächst einmal recht abwartend agieren. Ein genaues Zuspiel von
Jason Pinizzotto auf Brandon Reid und dessen eiskalter Abschluss zum 1:0
weckte in der 11. Minute dann Spieler wie Zuschauer gleichermaßen. Es wurde
lebhafter, auch wenn bis zur ersten Pausensirene keine weiteren Treffer mehr
fielen. Doch nur 96 Sekunden nach Beginn des Mitteldrittels gab es dann die
Schlüsselszene der Partie. In Unterzahl spielte Andy Hedund einen genialen
Pass auf Brandon Reid, der von der Mittellinie auf und davon zog, Torhüter
Rob Zepp umspielte und den Puck hoch ins Netz schlenzte. Das war Weltklasse
und hinterließ sichtlich Wirkung bei den Berlinern, die in der Folge selten
gesehene Abwehrschwächen zeigten und folgerichtig weitere Treffer durch Tore
Vikingstad in der 25. Minute und erneut Brandon Reid in der 37. Minute zum
0:4 schlucken mussten.
Zwar gelang Sven Felski in der 43. Minute der
Ehrentreffer, doch der Frust über den deutlichen Rückstand saß auch beim
Routinier tief. So tief, dass sich Felski nur kurze Zeit später einen üblen
Stockschlag gegen Brandon Reid leistete, den das Schiedsrichtergespann
Hascher und Schimm mit einer Spieldauerstrafe ahndete. Damit ist das
Ost-Berliner Urgestein am Donnerstag gesperrt. Nicht genug, Patrick Reimer
erhöhte in der 49. Minute noch auf 5:1 für die DEG. Ein auch in dieser Höhe
völlig verdienter Sieg.
Thomas Schulz - Foto by City-Press
DEG - Berlin 5:1
(1:0/3:0/1:1)
Aufstellung DEG
Tor: Storr (Jochen
Reimer)
Abwehr: Holzer, Bazany - Dietrich, Hedlund - Ratchuk, Van Impe -
Werner
Angriff: Kreutzer, Vikingstad, Kathan - Wright, Collins, Patrick
Reimer -
Pinizzotto, Reid, Panzer - Schietzold, Carciola, Boon
(Stephens)
Aufstellung Berlin
Tor: Zepp (Renkewitz)
Abwehr:
Quint, Hördler - Braun, Smith - Roach, Baxmann - Kramer
Angriff:
Robinson, Pederson, Walker - Busch, Ustorf, Felski - Rankel, Weiß,
Mulock -
Draxinger, Ostwald, Mueller
Schiedsrichter: Alfred Hascher (Miesbach) und
Willi Schimm (Waldkraiburg)
Zuschauer: 9033
Tore: 1:0 (10.32) Reid
(Pinizzotto, Van Impe); 2:0 (21.36) Reid
(Hedlund/4-5), 3:0 (24.05)
Vikingstad (Kathan, Kreutzer), 4:0 (36.49) Reid
(Panzer, Pinizzotto); 4:1
(42.54) Felski (Braun, Ustorf), 5:1 (48.50) P.
Reimer (Collins,
Wright/5-4)
Strafzeiten: DEG 6 - Berlin 15 plus
Spieldauerdisziplinarstrafe (Felski)