De Raaf: 70 Seiten in zehn Tagen
Klare Worte bei den AdlernEntschuldigungen wird er nicht gelten lassen nach den Sommerferien. Adler-Coach Helmut de Raaf hat bereits gestern mit dem Sommertraining begonnen, etliche Spieler machten mit in Mannheim, aber auch die anderen bekamen klare Anweisungen mit auf den in eine neue Saison. 70 Seiten, um genau zu
sein, hat der Coach ausgearbeitet und versandt. Und zwar 70 Seiten
individuell gestaltet für jeden einzelnen Crack. "Ich habe ein ganzes Buch
geschrieben", lacht de Raaf, "zehn Tage nonstop". Grundlage waren Tests, die jeder Spieler vor den Ferien absolvieren musste. Es ging um drei Bereiche: Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit. Wobei, betont de Raaf, Kraft und Schnelligkeit eigentlich eine Baustelle seien. Bei den Tests kamen die
unterchiedlichsten Resultate heraus, zwei Extreme gab es, wobei der Coach
öffentlich keine Namen nennen möchte. Ein Spieler hatte extrem gute
Ausdauerwerte, hinkte aber in Kraft und Schnelligkeit deutlich nach, bei
einem Kollegen war es genau andersherum.
Individuelle Problem, die individuell gelöst werden müssen, befand de Raaf
und tüftelte rund um die Uhr. Jedem Crack schrieb er ein Trainingsprogramm
auf den Leib, der eine muss mehr für die Ausdauer tun, der andere verstärkt
auf Schnelligkeit setzen. Die Post ging auch nach Übersee, dort verbringen
viele ihre freie Zeit und schwören alljährlich Stein und Bein, dass sie von
früh bis spät trainieren.
So weit will de Raaf gar nicht gehen, aber er erwartet, dass in zwölf Wochen sieben oder acht geackert werden. Pro Tag hat der Coach drei bis vier Krafteinheiten und drei bis vier Ausdauereinheiten auf den individuellen Plan
gesetzt. Keiner muss sich an die Anweisungen halten, "ich kann das ja
sowieso nicht kontrollieren", sagt de Raaf, aber die Jungs wissen ganz
genau, dass die Tests, die anberaumt sind zwischen dem 26. und dem 28. Juli
an den Tag bringen werden, was der einzelne so geleistet hat. Wenn jemand
ein eigenes Programm habe, mit dem er besser zurechtkomme, habe er auch
damit keine Probleme, betont de Raaf, es zählt, was unter dem Strich
herauskommt.
Und da hat er klare Vorstellungen: "Ich möchte eine Mannschaft mit hohem
Fitnesslevel, eine in allen Bereichen geschlossene Mannschaft." Es könne
nicht angehen, dass bei manchen konditionell nachgebessert werden müsse,
während die anderen schon auf dem Eis schwitzten. Eigentlich, sinniert de
Raaf, wolle er nur, was einem Profisportler angemessen sei. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.
Wer in Mannheim mittrainiere, dem werde übrigens der Test erlassen, sagt der Coach noch, "da sehe ich ja, was der einzelne leistet". Derzeit sind mit an Bord: Kapitän Sascha Goc, Devin Edgerton, Michael Bakos, Fabio Carciola, Sachar Blank, Marco Schütz, Danny aus den Birken. Ullmann und Martinec werden auch noch dazustoßen, und Aab muss ebenfalls erst einen Test abliefern. Markus Kink hatte sich schon vorab in Garmisch-Partenkirchen zum Sommertraining angemeldet, er hat die Anweisungen seines neuen Coaches genau studiert.
Das Training geht munter weiter indes. Gezwungen wird auch in Mannheim
keiner, aber der Coach sieht es gerne, wenn die Spieler, die in der
Quadratestadt übersommern, mitziehen. Bei der MTG gehts zur Sache,
Konditionstrainer Martin Müller spricht hier ein gewichtig Wörtchen mit,
ansonsten joggen die Spieler im Käfertaler Wald. Sascha Goc und Devin
Edgerton, die mit dem Laufen eher Probleme haben, setzen sich aufs Rad und
strampeln für die Fitness. (Angelika von Bülow)