Das Wochenende der Wahrheit Teil 2
Teil 2 der Wahrheit ist, es ist noch Luft nach oben. Monierte Doug Mason, dass seine noch nicht an ihrer Leistungsgrenze spielende Mannschaft von Zeit zu Zeit unbegründbar nachlässt und nur 50 Prozent ihres Könnens abruft, konnte er dieses Phänomen gestern das ganze Spiel über "genießen".
Hieß es am Freitag noch voller Selbstbewusstsein "Die Berliner können kommen", kann man heute sagen: "Sie kamen - und wie!" Das Spiel war aus Sicht der Adlerfans wie ein Nachbetrachtung von Halloween: grausig und schaurig anzuschauen. In keiner Phase des Spiels entstand der Eindruck, die Adler hätten keine Chance gegen die Eisbären aus Berlin.
Im Einzelnen:
Das Spiel begann und Berlin spielte Powerplay, bei fünf gegen fünf - minutenlang. Beweglich, laufbereit, aggressiv in den Zweikämpfen, hervorragendes Umschalten von Angriff auf Verteidigung, eben in allen Belangen besser als die Adler, egal ob in Unter- oder Überzahl (die Adler spielten fünf Minuten in Überzahl, zum Teil 5 gegen 3!). Und es lag nur an der Chancenverwertung der Berliner, dass bis auf ein Tor in der dritten Minute durch Pederson in diesem ersten Drittel nicht mehr Tore für die Eisbären fielen. Die Adler konnten das Ergebnis durch ein Überzahltor von King in der 11. Minute noch offen gestalten aber es deutete sich bereits an, dass die Adler nichts zu gewinnen hatten.
Wer nun gedacht hatte, dass die Adler in der Drittelpause zu sich kommen und zu ihrem Spiel finden würden - vom Zwischenstand her war ja noch alles möglich -, sah sich getäuscht. Stockfehler, Passfehler, mangelnde Laufbereitschaft, Defensivverhalten, die Abstimmung im Spiel miteinander - es funktionierte - außer Freddy Brathwaite - nichts an diesem Abend. Keinem der Führungsspieler gelang es, Ordnung ins Spiel zu bringen. Anders die Berliner: Sie legten noch mal eine Schippe drauf, spielten mit den Adlern ab und an Katz und Maus und belohnten sich in der 25. und 33. Minute mit Toren durch Walker und Rankel zum 2:1 und 3:1.
Im letzten Drittel schalteten die Berliner einen Gang runter und spulten routiniert ihr Spiel ab, ließen die Adler etwas kommen, ohne aber ihren Drang zum gegnerischen Tor zu vernachlässigen. In der 50. und 52. Minute erhöhten sie auf 4:1 bzw. 5:1 durch Pederson und Busch. Das Tor zum 2:5 in der letzten Minute durch Papineau war reine Ergebniskosmetik in einem für die Adler durchweg enttäuschenden Spiel. Vor dem Schlusspfiff wurden dann noch Duftmarken gesetzt als Zeichen für das nächste Spiel - sollte wohl heißen:"Wir kommen wieder".
Es gibt Tage im Sport, da gelingt nichts und das Pech klebt einem am Schläger. Das war aber gestern anders. Diese Niederlage hatte nichts mit einem solcher Tag zu tun. Es war nicht nur eine Lehrstunde für die Adler, sondern auch eine Standortbestimmung, die die zu bearbeitenden Baustellen schonungslos offen legte.
Es gibt viel zu tun, schauen wir mal.
Gerd Kositzki - Foto by City-Press