"Das war ein tolles Wochenende"
Craig, ein aufregendes Wochenende liegt hinter den Adlern. Wie hast Du es erlebt?
Es war wirklich ein tolles Wochenende. Nach dem wichtigen Sieg gegen Iserlohn am Freitag, haben wir dann ein außerordentlich starkes Spiel gegen die San Jose Sharks gemacht. Die Sharks sind eines der besten Teams der NHL und wir haben toll dagegen gehalten. Das hat allen im Team totalen Spaß gemacht. Und unsere Fans waren einfach fantastisch.
War das Spiel gegen die Sharks auch eine Art Belohnung für den Sieg am Freitag gegen Iserlohn?
Ja, wir konnten dadurch befreiter aufspielen. Das Spiel gegen die Roosters war sehr hart, wir mussten viel arbeiten. Wir wussten, dass wir nur ein DEL-Spiel am gesamten Wochenende haben würden. Dementsprechend lag unser Fokus auch primär auf dem Roosters-Spiel. Außerdem hatten wir die vorherigen beiden Spiele gegen Straubing und Krefeld verloren. Deshalb war der Sieg gegen Iserlohn sehr wichtig und eine tolle Grundlage für das San Jose Spiel.
Du hast mehr als 230 Spiele in der NHL gemacht. War das Spiel gegen San Jose deshalb noch bedeutsamer für Dich?
Oh ja. Es hat viele Erinnerungen an meine Zeit in Amerika zurückgebracht. Vor etwa zwei Jahren habe ich noch selbst gegen einen Teil der Spieler von den Sharks gespielt und es war ein schönes Wiedersehen. Ich habe mich im Vorhinein sehr auf das Spiel gefreut und es als eine Art Herausforderung wahrgenommen. Genauso haben es aber auch die anderen Jungs im Team gesehen. Alle waren begeistert.
Gibt das Sharks-Spiel dem Team nun auch eine Menge Auftrieb für die weitere DEL-Saison?
Das glaube ich auf jeden Fall. Im Spiel hat man gesehen wie gut wir läuferisch drauf waren und wie gut der Spielaufbau geklappt hat. Einige Jungs haben so gut gespielt wie noch nie seit ich hier bin. Dieses Match hat uns sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Ich bin davon überzeugt, dass wir das auch in die weitere Saison mitnehmen können.
Die Spieler und Verantwortlichen der Sharks waren sehr begeistert von den Fans der Adler. Wie hast Du das erlebt?
Die Fans waren überragend. Aber so kannte ich sie auch schon vor diesem Spiel. Sie sind so laut und unterstützen uns durchgehend während den Spielen. Und auch die Art wie unsere Fans mit den Sharks umgegangen sind, war einfach fantastisch. Ich glaube, das hat die Mannschaft aus San Jose am meisten beeindruckt. Es macht einfach so viel Spaß hier Eishockey spielen zu können.
Du wartest ja noch auf Dein erstes DEL-Tor für die Adler. Warum klappt es bei Dir noch nicht so mit dem Toreschießen?
Das ist schwer zu sagen. Es ist in der Tat sehr frustrierend für mich, bisher kein Tor für die Adler erzielt zu haben. Ich habe letztes Jahr in Düsseldorf einige Tore gemacht, aber hier will es bisher einfach nicht klappen. Zuversichtlich stimmt mich aber, dass ich die Chancen dazu habe. Ich werde einfach weiter vor dem Tor hart arbeiten und dann wirds auch mit den Toren bald wieder klappen.
Du hast dich damit auch der Mannschaft irgendwie angepasst. Ihr habt immer noch sehr wenig geschossene Tore auf Eurem Konto.
Das stimmt. Wir haben wirklich zu wenige Tore gemacht und wir haben einige Spieler im Team, die sich ein wenig unter Druck setzten, weil sie endlich treffen wollen. Zu denen gehöre ich auch ein wenig. Aber wir dürfen uns nicht verunsichern lassen. Wir haben in den letzten Wochen im Training offensiv einiges ausprobiert und seitdem viel öfter getroffen. Das wird sich bald auch auf unser Spiel übertragen, davon bin ich überzeugt.
Was muss aus Deiner Sicht sonst noch verbessert werden?
Ich bin der Meinung, dass es im restlichen Spiel wenig zu verbessern gibt. Unsere Torleute sind überragend, sowohl Freddy (Brathwaite), als auch Lukas (Lang). Außerdem standen wir in den letzten Spielen in der Defensive viel besser und kompakter. Die Abwehrarbeit hat sich super entwickelt und wir müssen daran festhalten. Nur unsere Offensive muss deutlich besser werden. Dann mach ich mir wenig Sorgen.
Du bist mit Trainer Harold Kreis aus Düsseldorf gekommen. War er der Hauptgrund für Dich nach Mannheim zu kommen?
Er war nicht direkt der Hauptgrund für mein Kommen, aber sicherlich ein wichtiger Faktor. Ich hatte einige Optionen und dabei das Gefühl, dass Mannheim genau der richtige Platz für mich ist. Meine Familie war auch dieser Meinung. Ich will noch etwas erreichen in meiner Karriere und dafür sind die Adler genau der richtige Club.
Wie würdest Du Euren Trainer beurteilen?
Harold ist sehr ehrgeizig und geht mit sehr viel Engagement an die Sache heran. Er geht sehr gut mit uns Spielern um und man kann mit ihm über alles reden. Besonders seine Ehrlichkeit gefällt mir. Harold sagt uns ganz direkt, was er von uns erwartet und lässt es uns auch spüren, wenn wir das nicht erfüllen. Er ist ein klasse Typ, der sich sehr um sein Team kümmert.
Von den Trainern hört man immer sehr viel Lob über Dich. Bestätigt Dich das in Deinem Spiel?
Ja, das freut mich natürlich sehr. Die Trainer sehen wahrscheinlich, dass ich immer alles gebe, sowohl auf der Eisfläche während dem Spiel, als auch im Training. Außerdem versuche ich in der Kabine ein Leader zu sein und den jungen Spielern weiter zu helfen. Ich habe eben ein bisschen Erfahrung und bin der Auffassung, dass man als Profi einfach jeden Tag sein Bestes geben muss.
Wie wurdest Du vor der Saison hier im Team empfangen?
Ich wurde sehr offen empfangen. Ich hatte vorher schon gegen den einen oder anderen Spieler gespielt. Wir haben eine tolle Mannschaft zusammen, in die auch die jungen Spieler super integriert wurden. Man braucht einfach diesen frischen Wind, den die jungen Spieler mitbringen. Das ist sehr wichtig, sowohl für das Spiel als auch für die Stimmung im Team.
Die Mischung von jungen und erfahrenen Spielern im Team der Adler ist also Deiner Meinung nach der richtige Weg?
Natürlich, wir haben wirklich eine tolle Struktur im Team. Ich bin froh, dass die jungen Spieler so viel Eiszeit bekommen. Ich habe auch einmal als junger Spieler begonnen und weiß wie wichtig Eiszeit für die Entwicklung eines Spielers ist. Die jungen Spieler lernen sehr viel und setzen das dann schnell um. Wir erfahrene Spieler helfen ihnen, wo wir können und das macht uns selbst sehr viel Spaß. Ich finde diese Mischung sehr gut.
Es gibt eine berühmte und zugleich schmerzliche Geschichte über Dich. Du hast vor wenigen Jahren während eines NHL-Spiels einen Puck in den Mund bekommen und Dich schwer verletzt. Insgesamt hast Du 10 Zähne verloren und Deine Zunge musste mit 25 Stichen genäht werden. Nur wenig später warst Du wieder zurück auf dem Eis. Das hört sich unglaublich, aber auch extrem schmerzhaft an.
Das war es auch. Es ist nun etwa drei Jahre her. Ich wollte einen Schuss blocken und konnte aus der kurzen Distanz nicht mehr reagieren. Der Puck zerstörte alles in meinem Mund. Meine Lippe musste sogar mit 50 Stichen genäht werden. Es hat höllisch wehgetan und ich verbrachte viele Stunden meiner Freizeit im Zahnarztstuhl. Insgesamt dauerte die Behandlung viereinhalb Monate. Aber ich wollte nach dem Unglück unbedingt weiter NHL spielen und stand deshalb schon zwei Spiele später wieder auf dem Eis. Hört sich alles hart an, aber so ist es eben im Eishockey.
Denkst Du im Spiel manchmal noch an dieses schlimme Erlebnis?
Nein, ich habe das abgehakt. Man darf nicht an solche Verletzungen denken, sonst spielt man nicht mehr so wie vorher. Ich werfe mich immer noch in die Schüsse, wenn es sein muss. Und ab und zu bekomme ich auch mal einen ab. Ich bin als Stürmer eh weniger gefährdet, als die Abwehrspieler. Das war damals einfach verdammt unglücklich und ich hoffe, dass das nicht noch einmal passiert.
Wie würdest Du Deine Rolle auf dem Eis beschreiben?
Ich arbeite viel vor dem Tor, versuche vor dem Tor für Verkehr zu sorgen und dann die Abpraller zu verwerten. Außerdem versuche ich den anderen Spielern Freiräume zu erarbeiten. Dafür gehe ich immer in die Zweikämpfe vor dem Tor. In der Kabine versuche ich dann die Mitspieler zu motivieren und ihnen zu helfen.
Es ist Deine zweite Saison in Deutschland. Wie unterscheidet sich das deutsche vom nordamerikanischen Eishockey?
Es gibt schon einige Unterschiede, wie zum Beispiel die große Eisfläche. Außerdem sind in Amerika die Spiele insgesamt etwas schneller. Man setzt in der NHL viel mehr auf junge Spieler, alles muss immer noch besser und schneller sein. Das ist in der DEL nicht so. Dafür ist die Liga im Gegensatz zur NHL viel ausgeglichener. Es gibt keine einfachen Spiele, man muss immer alles geben, um gewinnen zu können. Außerdem gibt es viele Nordamerikaner, die ihren Spielstil über den Teich mitgebracht haben, so dass die Unterschiede auf dem Eis nicht mehr so groß sind. In jedem Fall ist die DEL für mich eine wichtige Erfahrung in meiner Karriere.
Wie hast Du Dich denn persönlich in Mannheim eingelebt?
Sowohl die Stadt als auch die Umgebung gefallen mir sehr gut. Es ist eine tolle Region. Meine Familie ist jetzt seit einem Monat hier und ihnen gefällt es auch sehr gut. Meine Tochter geht inzwischen hier in den Kindergarten und hat auch schon einige deutsche Wörter und Sätze aufgeschnappt. Wir fühlen uns wohl und die Menschen hier sind alle sehr nett zu uns.
Mit den Adlern gehts am Samstag in Hannover weiter. Was wird das für ein Spiel?
Das wird bestimmt ein gutes Spiel. Man muss sich ja nur einmal die Tabelle anschauen und kann sehen, wie eng es in der Liga zugeht. Hannover hat zudem eine gute Mannschaft und sie schießen viele Tore. Da müssen wir aufpassen. Aber wir haben auch einen guten Game-Plan und werden von den Trainern bestimmt wieder perfekt vorbereitet sein.
Und nur 27 Stunden später kommen dann am Sonntag die Hamburg Freezers in die SAP ARENA.
Hamburg ist schwer auszurechnen. Die haben im Sommer viele neue Spieler verpflichtet. Und dafür war ihr Saisonstart meiner Meinung nach ganz in Ordnung. Wenn man sich anschaut, welche Spieler die Freezers in ihrem Kader haben, dann weiß man, dass das kein leichtes Spiel wird.
Und eine abschließende Frage: Sind die Adler nach den beiden guten Spielen gegen Iserlohn und San Jose nun wieder in der Erfolgsspur?
Ja, davon bin ich überzeugt. Die Spiele haben uns gezeigt, was wir können und dass wir eine starke Truppe zusammen haben. Wenn wir die Leistung der letzten beiden Partien konservieren können und endlich wieder unsere Tore schießen, dann werden wir nicht nur in Hannover und gegen Hamburg gut aussehen, sondern auch insgesamt eine erfolgreiche Saison spielen.
(Quelle: www.adler-mannheim.de)