Das unerwartete FinaleZahlenspiele vor dem Meisterschaftsduell zwischen Köln und Ingolstadt
Alleine schon das Finalduell des Fünften gegen den Neunten kann mit Blick auf die vergangenen 33 Jahre als Sensation betrachtet werden. Noch ungewöhnlicher wird es aber durch die „Lucky-Punch-Theorie“ in Bezug auf die Länge einer Serie. Denn gemeinhin gilt: Je mehr Spiele zum Sieg in einer Serie nötig sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Favorit, also der Besserplatzierte durchsetzt. Anders herum: Je weniger Spiele, desto möglicher erscheint der „Lucky Punch“ des Underdogs. Dass dieses Finale nun ausgerechnet in der ersten Saison seit der Entscheidung, alle Serien im Best-of-Seven-Format (abgesehen von den Pre-Play-offs) zu spielen, ist bemerkenswert. Denn die Haie und die Panther zeigen so, dass eine Theorie vielleicht im Durchschnitt gilt, aber eben doch kein Freifahrtschein für die Besserplatzierten ist.
Lange Zeit galt daher auch die Meisterschaft des Sportbunds Rosenheim aus dem Jahr 1982 als größte Finalüberraschung. Damals standen sich der Mannheimer ERC und eben der SB DJK Rosenheim gegenüber. Der EV Landshut als Erster und die Kölner Haie als Zweiter der Tabelle mussten sich im Halbfinale eben jenen beiden Teams geschlagen geben. Der MERC stand auf Rang drei, Rosenheim nur auf Rang fünf. Da die Finalspiele der ersten beiden Play-off-Saisons nur im Best-of-Three-Modus gespielt wurden, stand der Sportbund nach nur zwei Spielen mit einem 6:2-Auswärtssieg und einem 4:0-Heimerfolg als Deutscher Meister fest. In den 14 Play-off-Finalserien bis zur Gründung der Deutschen Eishockey-Liga war es die einzige Saison, in der zum einen sowohl der Erste als auch der Zweite das Finale verpassten, zum anderen sicherte sich bis zur DEL-Gründung kein Team mit einer derart niedrigen Hauptrunden-Platzierung wie Rosenheim den Meistertitel.
Das änderte sich gleich im Premierenjahr der DEL 1994/95: Dass der EV Landshut als Zweiter im Finale stand, mag rein von der Platzierung her keine Überraschung sein – doch der Finalgegner waren die Kölner Haie. Der Tabellensechste stellte damit nicht nur einen neuen Rekord als Finalist mit der schlechtesten Vorplatzierung auf, der KEC schnappte sich auch gleich noch den Titel und brach den lange Zeit gültigen Rosenheimer Rekord.
Eine Kuriosität der DEL-Play-off-Finals: Das Duell Zweiter gegen Sechster gab es insgesamt viermal – und dreimal wurde der Tabellensechste Deutscher Meister. Denn 2002 gelang den Haien das Kunststück gleich noch einmal, diesmal gegen die Adler Mannheim, die Zweite der regulären Saison wurden. Nur ein Jahr später dann wieder: Zweiter gegen Sechster. Diesmal war der KEC Zweiter, die Krefeld Pinguine Sechster – und Krefeld wurde Meister. Erst 2005, bei der ersten gesamtdeutschen Meisterschaft der Eisbären Berlin (nachdem Dynamo Berlin 15 Mal Meister der DDR geworden war), brach das Hauptstadtteam den Bann und besiegte den Tabellensechsten, die Adler Mannheim.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass sich im Regelfall die Favoriten ins Play-off-Finale durchspielten. Erst 2010 verpassten erstmals seit 1982 sowohl der Erste (Eisbären Berlin) als auch der Zweite (Frankfurt Lions) das Finale – und auch der Tabellendritte (Grizzly Adams Wolfsburg) scheiterte vorzeitig. So standen sich der Vierte, die Hannover Scorpions, und der Achte, die Augsburger Panther im Finale gegenüber. Bis zur aktuellen Saison war dies der Rekord der schlechtesten Vorplatzierung in der Addition beider Gegner als auch eines Finalteilnehmers. Der Achte aus Augsburg war zudem das erste Team, das seit Einführung der „Pre-Play-offs“ in der Saison 2006/07 das Finale erreichte.
Dieses Kunststück gelang erst wieder dem ERC Ingolstadt in der laufenden Saison. Zudem hatte zuvor noch nie ein Tabellenneunter das Finale erreicht. Außerdem hatten bislang noch nie die Top 4 – also aktuell die Hamburg Freezers, Krefeld Pinguine, Thomas Sabo Ice Tigers und Adler Mannheim – allesamt das Finale verpasst.
In 33 Finals gab es bislang das Duell des Ersten gegen den Zweiten neunmal, aber erst einmal seit Gründung der DEL (1999/2000: Kölner Haie gegen München Barons). Zwölfmal wurde bislang der Hauptrundensieger auch Deutscher Meister, zehnmal ging der Titel an den Zweiten, jeweils dreimal an den Dritten, Vierten und Sechsten und zweimal an den Fünften.
Die bisherigen Finalserien seit Einführung der Play-offs in der Saison 1980/81:
Bundesliga (Gründung 1958; Play-offs ab 1980/81):
1) 1980/81: SC Riessersee (1.) – Düsseldorfer EG (2.) 2:1 Siege
2) 1981/82: Mannheimer ERC (3.) – SB DJK Rosenheim (5.) 0:2 Siege
3) 1982/83: EV Landshut (1.) – Mannheimer ERC (2.) 3:1 Siege
4) 1983/84: Kölner Haie (2.) – EV Landshut (4.) 3:2 Siege
5) 1984/85: SB DJK Rosenheim (1.) – Mannheimer ERC (3.) 3:0 Siege
6) 1985/86: Kölner Haie (1.) – Düsseldorfer EG (3.) 3:0 Siege
7) 1986/87: Kölner Haie (2.) – Mannheimer ERC (4.) 3:0 Siege
8) 1987/88: SB DJK Rosenheim (1.) – Kölner Haie (2.) 2:3 Siege
9) 1988/89: SB DJK Rosenheim (2.) – Düsseldorfer EG (4.) 3:1 Siege
10) 1989/90: Düsseldorfer EG (1.) – SB DJK Rosenheim (3.) 3:2 Siege
11) 1990/91: Kölner Haie (1.) – Düsseldorfer EG (2.) 2:3 Siege
12) 1991/92: Düsseldorfer EG (1.) – SB DJK Rosenheim (2.) 3:0 Siege
13) 1992/93: Düsseldorfer EG (1.) – Kölner Haie (2.) 3:2 Siege
14) 1993/94: Düsseldorfer EG (1.) – EC Hedos München (2.) 0:3 Siege
Deutsche Eishockey-Liga:
15) 1994/95: EV Landshut (2.) – Kölner Haie (6.) 2:3 Siege
16) 1995/96: Kölner Haie (1.) – Düsseldorfer EG (3.) 1:3 Siege
17) 1996/97: Adler Mannheim (2.) – Kassel Huskies (4.) 3:0 Siege
18) 1997/98: Eisbären Berlin (1.) – Adler Mannheim (4.) 1:3 Siege
19) 1998/99: Nürnberg Ice Tigers (1.) – Adler Mannheim (3.) 2:3 Siege
20) 1999/2000: Kölner Haie (1.) – München Barons (2.) 1:3 Siege
21) 2000/01: Adler Mannheim (1.) – München Barons (3.) 3:1 Siege
22) 2001/02: Adler Mannheim (2.) – Kölner Haie (6.) 2:3 Siege
23) 2002/03: Kölner Haie (2.) – Krefeld Pinguine (6.) 2:3 Siege
24) 2003/04: Eisbären Berlin (1.) – Frankfurt Lions (5.) 1:3 Siege
25) 2004/05: Eisbären Berlin (2.) – Adler Mannheim (6.) 3:0 Siege
26) 2005/06: Eisbären Berlin (1.) – Düsseldorfer EG Metro Stars (3.) 3:0 Siege
27) 2006/07: Adler Mannheim (1.) – Sinupret Ice Tigers (3.) 3:1 Siege
28) 2007/08: Eisbären Berlin (2.) – Kölner Haie (3.) 3:1 Siege
29) 2008/09: Eisbären Berlin (1.) – Düsseldorfer EG Metro Stars (3.) 3:1 Siege
30) 2009/10: Hannover Scorpions (4.) – Augsburger Panther (8.) 3:0 Siege
31) 2010/11: Grizzly Adams Wolfsburg (1.) – Eisbären Berlin (3.) 1:3 Siege
32) 2011/12: Eisbären Berlin (1.) – Adler Mannheim (4.) 3:2 Siege
33) 2012/13: Kölner Haie (2.) – Eisbären Berlin (4.) 1:3 Siege
34) 2013/14: Kölner Haie (5.) – ERC Ingolstadt (9.)
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