Daniel Hopp: "Verlorener Punkt" beim Adler-Spiel gegen die Eisbären
Klare Worte bei den AdlernEinen Punkt verloren, so sah Adler-Gesellschafter Daniel Hopp das 4:3 nach Penaltyschießen seiner Mannschaft gegen die Eisbären Berlin. Als die
Kurpfälzer im ersten Drittel mit 2:0 in Führung lagen, hatten viele schon an einen leichten Sieg gedacht und damit die Rechnung ohne
die Berliner gemacht. Die bestimmten nach einer schwachen Leistung im
ersten Abschnitt große Teile des zweiten Drittels und erwiesen sich im
dritten als mindestens ebenbürtig.
Einer musste draußen bleiben: Jason Podollan fiel es schwer nicht
mitzumischen. Aber seine Leiste ist nicht in Ordnung, im Training in
Düsseldorf sei die Verletzung passiert, erzählte er Hockeyweb, nun müsse
er pausieren, bis wieder alles in Ordnung sei. Wie lange das dauern
könnte? "Wir schauen von Tag zu Tag", meinte der Stürmer, "es hat keinen
Sinn zu früh zurückzukehren, alles muss hundertprozentig in Ordnung
sein. Ich denke, eine Woche wäre realistisch."
Viel Einsatz hatte dafür Mike Kennedy, der sich bedankte mit einem Tor
und einer Vorlage. Im Tor diesmal Richard Shulmistra, gegen seinen
ehemaligen Verein eigentlich Ehrensache. "Er hatte nicht unbedingt
seinen besten Tag", konstatierte später Daniel Hopp. Ein paar
Unsicherheiten schlugen zu Buche, im Penaltyschießen stand der Kanadier
dann allerdings wieder seinen Mann, "da hat er sehr viel Charakter
bewiesen", lobte Adler-Coach Bill Stewart.
Im ersten Drittel wunderte sich noch so mancher, warum die Berliner
an der Tabellenspitze stehen. Die Adler bestimmten das Spiel, schossen
zwei Tore (6. Minute Corbet auf Roach und Martinec, 18. Minute Kathan
auf Kennedy und Groleau), zeigten sehr viel Einsatz und machten das
Zusehen zur Freude. Die Youngster wie Carciola und Blank genauso wie die
gestandenen Cracks wie Joseph, Groleau oder natürlich Corbet. Er und
Martinec, der vier dicke Chancen auf dem Schläger hatte, damit aber auch
am gut aufgelegten Rich Parent im Berliner Kasten scheiterte, bestimmten
Teile des Spiels. Beide haben ja schon neue Verträge, bleiben den Adlern
also erhalten. Feste am Kämpfen ist indes Francois Groleau. Daniel Hopp:
"Er spielt sehr gut derzeit, natürlich hat er Chancen auf einen neuen
Vertrag." Der Gesellschafter fügte an: "Wie jeder, der sich einsetzt für
den Verein." Apropos Verträge: Laut Hopp ist die Entscheidung in der
Trainer-Frage noch nicht gefallen: "Es ist eine so weitreichende
Entscheidung, wir prüfen sehr genau." Das habe im übrigen nichts mit dem
Ausgang der nächsten Spiele zu tun, man müsse einfach genau überlegen.
Alle Aspekte wollten sehr genau abgewogen sein.
Im zweiten Drittel hatten sich die 5800 Zuschauer, die zu Beginn
bereits mit einer besonders gelungenen Choreographie mit Plakaten und
Transparenten auf sich aufmerksam gemacht hatten, auf eine flotte
Fortsetzung des Adler-Sturms gefreut, da kam alles ganz anders. Jetzt
zogen die Eisbären mächtig an und machten ungemeinen Druck vorm Tor von
Shulmistra, der mehrfach von seiner Verteidigung gerettet wurde in
dieser Phase. In der 25. Minute dann das Anschlusstor der Eisbären durch
Du Pont auf Zuspiel von Felski. Jubel bei Mannheim in der 31. Minute, als Kennedy
von Junker und Bakos mustergültig bedient worden war. Zeit zum Ausruhen
blieb nicht, die Berliner kamen immer wieder nach vorne. Die Adler auf
der anderen Seite konnten ihre Großchancen nicht nutzen. Dafür war Barta
in der 39. Minute erfolgreich und überwand Mannheims Goalie.
Das dritte Drittel hatte soeben begonnen, da setzte Shearer einen
Superschuss hinter Shulmistra, der bereits rausgelaufen war, ins Netz
der Adler. Nun stand es 3:3 und beide Seiten hatten den Sieg im Visier.
Das Spiel nun von Nervosität hüben wie drüben geprägt, da lief nicht
mehr viel zusammen. Es blieb bei diesem Stand und das Penaltyschießen
musste entscheiden. Hier waren die Adler besser aufgelegt. Einmal mehr
war es Corbet, der die Adler erlöste, und damit zwei Punkte in der
Kurpfalz hielt.
Bei der Pressekonferenz hieß es erstmal "Warten auf Stewart", der sich
Zeit in der Kabine bei seinem Team ließ und sich dann positiv über Spiel
und Leistung seiner Mannschaft ausließ. Es sei spannend für die
Zuschauer gewesen, meinte Stewart, die Eisbären seien sehr, sehr
gefährlich, insgesamt habe man "vier überraschende Tore" gesehen, zwei
für Mannheim, zwei für Berlin.
Pierre Page hatte 12:6 Chancen für Mannheim im ersten Drittel gezählt,
12:6 für seine Eisbären im zweiten und im dritten Drittel habe man
gleichmäßig gespielt. Dumme Tore habe man gefangen, ärgerte sich Berlins
Headcoach noch und äußerte sich dann zur Schiedsrichterleistung.
Normalerweise, so Page, schimpfe er nicht über die Unparteiischen, weil
sowohl Coaches als auch Manager und Spieler voreingenommen seien,
diesmal aber habe es eine härtere Strafe geben müssen gegen Mannheim als
nur zwei Minuten nach einem Foul an Draxinger.
Gegenüber Hockeyweb erhärtete der Berliner Trainer nochmal seine
Vorwürfe. Draxinger sei im ersten Drittel so gefoult worden, "von wem
weiß ich nicht" (Tomas Martinec musste auf die Strafbank), dass er sich
verletzt habe und mit sieben Stichen genäht werden musste. "Das
bedeutet Verletzungsfolge, aber der Schiedsrichter wollte sich die
Verletzung noch nicht einmal ansehen", ärgerte sich Page. Er hätte
verstanden, wenn der Unparteiische zugegeben hätte, nichts gesehen zu
haben, "das ist menschlich, das hätte ich akzeptieren können", aber zu
sagen, er habe es gesehen und fände zwei Minuten in Ordnung, das könne
so nicht hingenommen werden. Berlin überlege sich einen Protest, nicht
gegen den Spielausgang, aber gegen diese Schiedsrichterleistung.
Für Page ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Er schlägt eine
Regelung wie in der NBA vor. Da habe man Videokameras angeschafft, "das
kostet ja wirklich nicht die Welt", und nach jeder Begegnung müsse der
Schiedsrichter das Band ansehen und seine eigene Leistung bewerten. Ein
Supervisor überprüfe das dann. Solche Videoanalysen seien doch schon
gang und gäbe für Coaches und Team, warum also nicht für Schiedsrichter,
dachte Page laut nach.
Unterstützung bekam er übrigens von Mannheims Nico Pyka. Der eine
eindeutige Gefahr in "Heimschiedsrichtern" sieht und davon gäbe es
inzwischen viel zu viele. Es sei ja schon fast gang und gäbe, dass für
die Gastgeber anders gepfiffen werde als für ihre Gäste und das könne
nicht angehen, egal, welchen Verein es träfe. "Das ist doch traurig",
meinte der junge Spieler, der in Mannheim übrigens eine gute Figur
macht, "man sollte Lehrgänge für die Schiedsrichter vorschlagen." Wenn
er an das verlorene Spiel der Adler in Düsseldorf denkt, dann schüttelt
es ihn noch heute. Man habe in den letzten Auswärtsspielen vor allem
Tore in Unterzahl kassiert und bisweilen nur staunen können über die
Strafen, die über das Team verhängt worden seien. Im übrigen fand Pyka
es schade, dass die Adler nicht mehr ihrer großen Chancen gegen die
Eisbären, die auf drei ihrer besten Leute hätten verzichten müssen,
verwandeln konnten. Ähnlich wie Daniel Hopp sah auch er im Ergebnis eher
einen Punktverlust als einen Gewinn.
Draußen vor der Tür standen übrigens an diesem Abend jene Menge
"Knastbrüder", Berliner, die in Sträflingskleidung angereist waren. Eine
äußerst originelle Idee der Hohenschönhausener, um auf etwas hinzuweisen,
was sie als Mannheimer Misstand bezeichneten. Wie Heavy und Jens, die
Hockeyweb erklärten, was es mit der Verkleidung auf sich habe: "Wir
protestieren dagegen, wie wir bisweilen von der Polizei und den Ordnern
hier behandelt worden sind." Kein Problem an diesem Abend. "Die waren
heute alle total nett", lachten die beiden Eisbären-Fans, "wir haben uns
richtig gut mit den Polizisten und den Ordnern unterhalten können. Die
haben den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden." Kompliment übrigens für
die Eisbären-Anhänger: Die hatten zehn Stunden für die Fahrt gebraucht,
waren erst zum zweiten Drittel gekommen und zeigten trotzdem glänzende
Laune. Und mit dem Spielausgang konnten sie ebenfalls leben, schöne und
faire Zeichen aus Berlin also. (Angelika von Bülow)