Daniel Hopp: Thema „Kassensturz und finanzielle Schieflage" steht auf unserer Agenda ganz obenDer DEB-Präsidiums-Kandidat vor der Wahl

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Herr Hopp, Bevor wir uns über die Zukunft unterhalten, ein Blick in die Vergangenheit: Im Kooperationsvertrag zwischen der DEL und dem DEB ist eine Gesellschaft ein Kernstück, die sich im die Vermarktung der Eishockey-Nationalmannschaft kümmern soll. Diese sollte in Abstimmung mit einem Direktorat, bestehend aus Jürgen Arnold, Uwe Harnos, Manuel Hüttl und ihnen bestehen. Wie lautet ihr Fazit über die letzten beiden Jahre in diesem Direktorat?

Zur Präzisierung: Das Direktorat hat die strategische Entwicklung und den Ausbau der Partnerschaft zwischen DEL und DEB in allen Bereichen im Fokus. Dabei wird es unterstützt von einem Kompetenzzentrum Sport und einem für Medien und Marketing. Zudem haben wir eine Gesellschaft gegründet, die sich allein um die Vermarktung der Nationalmannschaft kümmert. Deren Geschäftsführer Franz Reindl und Detlef Kornett nehmen das operative Tagesgeschäft wahr und berichten an das Direktorat. Diese Struktur haben wir bereits vor zweieinhalb Jahren beschlossen und nun endlich und vollständig installiert. Allein daran vermag man zu erkennen, dass die Umsetzung von Beschlüssen und Vorhaben in der aktuellen Konstellation aus unserer Sicht eher zäh vonstatten geht.

Unter die letzten zweieinhalb Jahre fällt auch die Personalie des Bundestrainers. Der Vertrag von Jakob Kölliker wurde nicht verlängert und die Suche nach einem neuen Bundestrainer, was vom Direktorat vorangetrieben wurde, zeigte sich auch ziemlich zäh!

Das Kompetenz-Team Sport sollte nach der katastrophalen Weltmeisterschaft 2012 und der Entscheidung, nicht weiter mit Jakob Kölliker zu arbeiten, Kandidaten für einen Nachfolger benennen. Es wurden Verhandlungen mit geeigneten Kandidaten geführt und die Wahl  fiel schließlich auf Pat Cortina. Das war ein ganz normaler Vorgang!

Aber nach der Entscheidung gegen Kölliker und der Verpflichtung von Cortina verging eine Menge Zeit. Kurz vor dem ersten Länderspiel zur Saison 2012/13 hatte der DEB noch immer keinen Bundestrainer.

Es ist mit Sicherheit eine große Schwäche der Struktur, wie wir sie aktuell haben: Entscheidungen werden nicht in dem Zeitrahmen durchgeführt, der notwendig wäre. Da gebe ich ihnen recht!

War die Zusammenarbeit im Direktoriat mit Herrn Harnos und Herrn Hüttl mit ein Grund, für den Posten des Vizepräsidenten, gegen das aktuelle Präsidium, zu kandidieren?

In erster Linie war das Gespräch mit Franz Reindl für mich ausschlaggebend. Darin hat er mir seine Ideen, Visionen und Zukunftskonzepte präsentiert. Nachdem mein Feedback dazu positiv war fragte er mich, ob ich mir vorstellen könne, in seinem Team zu kandidieren. Ich habe auf der Stelle zugesagt. Das hätte ich sicher nicht getan, wenn ich der Meinung wäre, dass mit dem aktuellen Präsidium alles prima laufen würde und dies das deutsche Eishockey nachhaltig voranbringen könnte.

DEB-Präsident Uwe Harnos ist mit seiner Rechtsanwalts-Kanzlei auch als Rechts-Berater für den DEB tätig. Inwieweit hat sich dies auch auf dieses Direktorat ausgewirkt?

Das sind DEB-interne Themen. Das Direktorat hat sich darüber nicht zu äußern.

Was halten Sie davon, dass der DEB-Präsident auch, offensichtlich unabhängig von seinem Amt, in beratender Funktion für den DEB tätig ist?

Hier sind zwei Aspekte zu beachten. Der eine ist formaljuristischer Natur. Ich gehe davon aus, dass Herr Harnos seine Tätigkeit seit seiner Berufung zum Präsidenten mit der Anwaltskammer und den DEB-Mitgliedern abgestimmt hat. Moralisch muss das jeder selber für sich entscheiden. Ich persönlich hätte dabei Bedenken.

Zurück zu ihrem angestrebten Posten: Wie und wann kam Franz Reindl bzgl. des Vize-Präsidenten-Postens auf Sie zu?

Grundsätzlich stehen wir ja schon sehr lange im engen Austausch miteinander. Wir hatten beispielsweise gemeinsam die Weltmeisterschaft 2010 organisiert. Er als Generalsekretär und Organisations-Chef und ich als Organisations-Chef in Mannheim. Dieser Austausch hat sich durch unsere Zusammenarbeit in den angesprochenen Gremien noch vertieft. Nach der WM in Minsk, im Juni 2014, haben wir das dann konkret ausgetauscht.

Als Ihre Personalie im Bezug auf den DEB-Vize-Präsidenten-Posten bekannt wurde, reagierten einige Eishockey-Kenner mit der Aussage: Dann wäre der Verband finanziell abgesichert. Inwieweit könnte ihre Personalie beeinflussen, dass der Verband nicht mehr in eine finanzielle Schieflage gerät?

Von aussen gesehen kann ich die aktuelle Finanzlage des DEB nicht beurteilen. Sollten wir gewählt werden, ist hier natürlich erst einmal eine genaue Bestandsaufnahme und Prüfung nötig, um zu sehen, wo wir eigentlich stehen. Als Person möchte ich aber keinesfalls im Zusammenhang mit Geldthemen Erwartungshaltungen schüren, sondern mit Konzepten überzeugen.

Sowohl Franz Reindl als auch Sie betonten bereits mehrfach, Reformen auf Basis eines breitest möglichen Konsens im deutschen Eishockey einzuleiten. In der Vergangenheit gab es im deutschen Eishockey auf den unterschiedlichen Ebenen durchaus Bemühungen zumindest um Teilreformen. Viel kam jedoch nicht zustande bzw. gute Ansätze wurden in den letztlich gefassten Beschlüssen so sehr verwässert, dass ihre Wirkung lediglich marginal und echte Fortschritte bis heute doch weitestgehend  ausblieben. Als Außenstehender kommt man zum Schluss, dass eine Einstellung überall weit verbreitet ist: 'Wasch mich, mach mich aber nicht nass! Veränderungen ja, aber bitte ohne schmerzhafte Nebenwirkungen für mich selbst.' Ohne solche wird es naturgemäß aber nicht ausgehen, sollen tatsächliche, sprich nachhaltige Veränderungen zum Besseren erzielt werden. Wie will ein neues DEB-Präsidium im Wissen darum besagten breitest möglichen Konsens herstellen, diesen ewigen Bremsklotz zur Seite räumen? Was ist dazu nötig?

Auf dem deutschen Eishockey-Ozean fahren viele Schiffe. Das eine schippert nach links, das andere nach rechts, das dritte wieder ganz woanders hin. Die wichtigste Aufgabe des DEB als Dachverband besteht aus meiner Sicht aber genau darin, diesen Schiffen eine gemeinsame Richtung vorzugeben, sie zu führen. Das passiert nicht! Folglich irrlichtert jeder Kahn irgendwo auf dem Ozean - gern auch mal auf Kollisionskurs - herum. Mit dem zweifelhaften Erfolg, dass kein einheitliches Verständnis davon entstehen kann, was für unseren Sport wichtig und was nebensächlich ist. Das wiederum hat per se zur Folge, dass der Sport eben nicht im Zentrum aller Überlegungen stehen kann. Genau das wollen, nein müssen wir, dringend ändern! Den Sport in den Mittelpunkt stellen heißt auch, die Nachwuchs- sowie die Spieler- und Standortförderung in den Mittelpunkt stellen. Dafür gilt es natürlich, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen gesunden Verband und zugleich Transparenz für die Mitglieder zu schaffen. Wenn uns das gelingt - und daran lassen wir uns messen - werden wir auch eine starke Nationalmannschaft haben. Denn dann werden wir eine deutlich breitere Basis an gut ausgebildeten Spielern entwickeln, auf die wir zurückgreifen können. Das ist sehr ambitioniert und wird auch eine Weile dauern, aber wir müssen damit starten, sonst wird dieses Ziel ein schöner Traum bleiben.

Worin sehen Sie die besondere Verantwortung des Profibereichs, also der DEL- und DEL2-Clubs für das gesamte deutsche Eishockey?

Zunächst einmal rekrutiert sich die Nationalmannschaft aus den Profiligen. Unabhängig davon: Das Geld, das ins Eishockey investiert wird, kommt zu einem großen Teil aus den Profi-Clubs. Ein funktionierender Spielbetrieb mit wirtschaftlich soliden und gut aufgestellten Clubs ist deshalb die Voraussetzung für eine erfolgreiche Sportart. Zudem haben wir den DEL-Förderverein, der seit Jahren viel Geld in Förderungsmaßnahmen des Verbandes, aber auch in die Stammvereine der jeweiligen DEL-Clubs investiert. Das allein soll dokumentieren: Die Profiligen sowie deren Gesellschafter und auch die Stammvereine der DEL und DEL2-Clubs sind sich ihrer Verantwortung für das deutsche Eishockey nicht nur bewußt sondern werden dieser auch in einem sehr hohen Maß gerecht.

Schauen wir abschließend noch einmal auf die Nationalmannschaft: Franz Reindl sieht im Falle seiner Wahl die Zukunft von Bundestrainer Pat Cortina als Sportdirektor eher skeptisch. Wie stehen Sie zu dieser Personalie?

Der Trainer Pat Cortina steht und stand nie zur Disposition. Nur werden wir uns darüber unterhalten müssen, ob eine solche Schlüsselposition im Verband quasi als Nebenjob mit vergeben werden kann oder ob nicht Relevanz und Arbeitsaufkommen dieser Position doch einen eigenen Kandidaten erfordert!

Im Falle einer Wahl: Was wäre ihre erste Amtshandlung, nach der Mitgliederversammlung?

Wir haben uns kurz-, mittel- und langfristige Ziele gesetzt. Kurzfristig gilt es, die größten Baustellen zu identifizieren und im Rahmen eines Ein-Jahres-Plans Handlungskonzepte zu erstellen und schnell umzusetzen. In jedem Fall werden wir uns umgehend eine Geschäftsordnung geben, die uns verbindlich und transparent auf die Ziele und eine hohe Führungsethik verpflichtet. Dies sieht übrigens die DEB-Satzung ausdrücklich vor. Dennoch gibt es eine solche bislang nicht! Und natürlich steht das Thema "Kassensturz und finanzielle Schieflage" auf unserer Agenda ganz oben. Darum wird sich vornehmlich Berthold Wipfler kümmern. Das wollen und werden wir sehr transparent angehen. Die Mitglieder müssen wissen, wie es wirklich um den Verband steht.


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Daniel Hopp, geboren 1980, ist im Eishockey tief verwurzelt. Er ist u.a. Geschäftsführer des DEL-Clubs Adler Mannheim sowie im DEL-Aufsichtsrat. Hopp unterstützt die Kandidatur von Franz Reindl um die Präsidentschaft des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Im Fall der Wahl von Reindl zum neuen DEB-Präsidenten am 19. Juli wird Hopp im DEB-Präsidium die Position des Vize-Präsidenten einnehmen.


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