Daniar Dshunussow – Lob ja, DEL-Einsätze nein
Daniar
Dshunussow ist Backup-Goalie der Hamburg Freezers. Um Erfahrung zu sammeln,
wechselte er im vergangenen Sommer von der Spree an die Alster. In den bisher
33 DEL-Punktspielen der Hamburg Freezers brachte es der 21-jährige gebürtige
Berliner bei nur zwei Einsätzen gerade mal auf knapp 87 Minuten Spielpraxis. Geplant
war anderes. So an die 15 Einsätze in der DEL hatte Freezers-Coach Bill Stewart
vor Saisonbeginn in Aussicht gestellt. Auf diese Anzahl zu kommen, dürfte jetzt
jedoch bei gerade noch 23 ausstehenden Punktspielen der Freezers ausgeschlossen
sein.
Am zweiten
Weihnachtsfeiertag gastierten die Berliner Eisbären in der Color Line Arena und
gewannen mit Youri Ziffzer im Kasten gegen die Freezers mit 3:2 nach
Penaltyschießen. Insbesondere im Schlussdrittel und der Overtime war es
Dshunussows Altergenosse, der dort dem Tabellenführer mit einigen Glanztaten
die Möglichkeit gab, das enge Spiel doch noch im Shoot-out zu gewinnen. Dabei
war Youri Ziffzer in seinen vorherigen Einsätzen nicht immer fehlerfrei geblieben,
wurde im Pokal-Halbfinalspiel gegen Augsburg gar ausgewechselt und stand danach
in der Kritik der Hauptstadtpresse. „Welpenschutz“? Fehlanzeige! Dafür gibt es
für Ziffzer jedoch – wenn auch in Abständen - immer wieder das Vertrauen und
die Chance, sich bei weiteren Einsätzen neu beweisen zu können und somit auch
zu lernen, zuvor gemachte Fehler abzuhaken und schon im nächsten Drittel das
Spiel gedanklich neu zu beginnen. Letzteres ist Youri Ziffzer gegen Hamburg
gelungen und sein Beitrag zum glücklichen Erfolg der Eisbären war am Ende ein
wichtiger. Daniar Dshunussow hat ihm von der Freezers-Bank aus dabei zugesehen.
Das Leben
ist das, was passiert, während man versucht es zu planen.
Und so hatten
die Freezers gewiss nicht geplant, dass der als verlässliche Nummer 1
verpflichtete Jean-Marc Pelletier nicht seine Form aus der Meistersaison mit
den Adler Mannheim mit in die Hansestadt bringt und selbst jeden Einsatz
benötigt, um zur gewohnten Stabilität zu finden. Und schon gar nicht hatten es
die Freezers auf dem Plan, hart um die Play-off-Qualifikation kämpfen zu
müssen. Das sind die leidigen Umstände, die zu der für Daniar Dshunussow
unbefriedigenden sportlichen Situation führen. Diese bezeichnete selbst
Chefcoach Bill Stewart gegenüber einer Hamburger Tageszeitung als „wirklich
blöd“.
„Ich
weiß“, sagt Daniar Dshunussow, „auch diese Erfahrung wird mich stärker machen,
vor allem in mentaler Hinsicht. Aber wenn man mitten drin steckt in dieser Situation,
ist es schon verdammt hart.“
Das wissen
auch die Freezers. Gesucht wird daher ein Zweitligist, der von Hamburg aus
leicht zu erreichen ist und Dshunussows Dienste gern in Anspruch nehmen würde.
Schon einmal machte der junge Keeper einen Abstecher in die 2. Bundesliga. Den
Moskitos Essen half er in der Spielzeit 2005/06 den Klassenerhalt zu sichern.
Sportlicher Druck ist Daniar Dshunussow also nicht fremd und er kann trotz
seiner noch jungen Jahre durchaus erfolgreich damit umgehen.
„Ich
bekomme bei fast jedem Training viel Lob zu hören“, berichtet Dshunussow nicht
ohne Stolz, „Chefcoach Bill Stewart sagt immer wieder, dass er von meinen Leistungen
angetan ist. Und als Torwarttrainer Josef Dusek für ein paar Tage hier in
Hamburg war, schätzte er ein, dass ich in meiner Entwicklung weiter
vorangekommen bin“. - Die eigentlich logische Konsequenz, die vornehmlich guten
Trainingsleistungen im scharfen Wettbewerb bestätigen zu können, aber bleibt
aus. Dshunussow gibt sich dennoch weiter kämpferisch, wenn er sagt: „Es ist
nicht mein Ding, den Kopf in den Sand zu stecken und zu resignieren. Ich werde
weiter hart an mir arbeiten und mich im Training voll reinhängen, bis der Coach
nicht mehr anders kann, als mir die Chance zu geben. Ich verliere mein Ziel nicht
aus den Augen, eines Tages die Nummer 1 eines DEL-Teams zu sein. Und wenn der
Weg dorthin über die 2. Liga führt, bitteschön, ich bin bereit!“
(Matthias
Eckart/ Oliver Koch)
Foto by City-Press