Christoph Gawlik: „Noch ist nicht entschieden, wo ich nächste Saison spiele
Die Lions haben am Sonntagabend eine 6:4 Niederlage gegen Ingolstadt kassiert. Zwischenzeitlich lagt ihr 5:0 zurück. Was sagst Du zu dem Spiel?
Wir haben den Start total verschlafen und nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen haben. Im Kopf und von der Einstellung her waren wir nicht bereit. Dadurch haben wir unnötige und viel zu einfache Gegentore kassiert. Später haben wir dann besser gespielt. Das war aber zu spät.
Für Dich persönlich lief das Spiel ganz gut. Wieder ein Tor geschossen, das inzwischen 12. in der Saison. Sehen die Fans den besten Gawlik der letzten Jahre?
Zum ersten wäre es mir natürlich lieber gewesen wir hätten gewonnen und ich wäre ohne Torerfolg geblieben. Ansonsten stimmt es schon, dass ich eine ganz gute Saison spiele. Rich Chernomaz gibt mir viel Vertrauen und lässt mich sehr viel spielen. Meine Leistung spiegelt das dann wieder. Grundsätzlich versuche ich bei jedem Einsatz dem Team zu helfen um Spiele zu gewinnen.
Vor zwei Jahren bist Du aus Berlin zu den Lions gekommen. Im Nachhinein die richtige Entscheidung. Du hast starke zwei Jahre hinter Dir.
Ja das stimmt. Ich habe vor zwei Jahren mit Berlins Trainer Don Jackson gesprochen. Er hat mir zu verstehen gegeben, dass ich wenig Perspektive in Berlin habe. Als das Angebot der Lions kam hatte ich ein gutes Gefühl. Die sportliche Leitung hat mir eine Perspektive in Aussicht gestellt und heute kann ich sagen, dass vieles so eingetroffen ist. Ich kann mich nicht beschweren derzeit. Cherno gibt mir viel Eiszeit, ich spiele Über- und Unterzahl. Mir fehlt es eigentlich an nichts. Ok, im Vergleich zu Berlin ist Frankfurt eher eine niedliche Stadt, aber ich fühle mich sehr wohl.
Das werden die Lions gern hören. Dein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Wenn alles so perfekt ist, dürfte nicht viel gegen eine Vertragsverlängerung sprechen.
Noch ist keine Entscheidung gefallen. Ehrlich gesagt bin ich auch nicht auf dem aktuellen Stand. Die Verhandlungen führt mein Agent Klaus Hille. Er informiert mich dann über die Gespräche und am Ende werde ich entscheiden, was ich mache.
Was ist für Dich ausschlaggebend?
Das sind mehrere Dinge. Am wichtigsten ist mein Gefühl. Das Umfeld muss stimmen, das Vertrauen des Trainers und allen Verantwortlichen muss da sein. Die Dauer des Vertrages, die Bezahlung, das Konzept des Vereins für die nächsten Jahre. Wichtig ist auch, wie die Mannschaft in der nächsten Saison aussehen soll. Der Spaßfaktor im Team mit den Mitspielern. Daher schaut man schon, wer spielt in welchem Team. Ich kenne nahezu jeden Deutschen Spieler in der Liga. Da tauscht man sich aus. Es ist daher schwierig zu sagen, was den Ausschlag geben wird. Vermutlich mein Gefühl.
Gerade wurde gegen Ingolstadt verloren. Es heißt, Du hättest in Ingolstadt für die neue Saison zugesagt. Du wirst es vermutlich jetzt weder dementieren noch bestätigen, oder?
Richtig. Ich habe auch gehört, dass ich in Hamburg unterschrieben habe. Jetzt also Ingolstadt. Von mir aus. Ich kann nur sagen, dass bisher nichts entschieden ist und dass ich noch bei keinem Verein zugesagt habe. Mein Agent verhandelt derzeit mit mehreren Vereinen, auch mit den Lions.
Von den Lions war zu hören, Du hättest mehrere Angebote nachbessern lassen.
Naja, das ist wohl eher normal. Es werden immer Kleinigkeiten an Verträgen noch einmal diskutiert und verändert. Wie gesagt, am Ende werde ich alle Angebote anschauen und entscheiden.
Bei Ingolstadt spielt mit Thomas Greilinger ein guter Freund von Dir. Könnte dies ein Punkt sein, der in der Entscheidungsfindung den Ausschlag gibt?
Den Greilinger kenne ich schon ewig. Wir spielen im Sommer immer Inline-Hockey zusammen und verstehen uns super. Ich freue mich für ihn, dass er eine solch tolle Saison spielt. Er hat super Hände und man hat im Spiel gegen uns gesehen was passiert, wenn man ihm zu viel Raum lässt. Natürlich würde ich mit ihm mal gern zusammen spielen, aber in Hamburg habe ich auch einen Kumpel, bei den Eisbären auch und in Frankfurt ebenfalls. Das ist nicht das Hauptkriterium.
Hast Du Dir eine Deadline gesetzt, bis wann Du entscheiden wirst, wie es im Sommer weitergeht?
Nein habe ich nicht. Sobald ich das richtige Gefühl habe treffe ich eine Entscheidung. Von mir aus kann sie dann bekanntgegeben werden. Aus politischen Gründen ist das aber meist nicht üblich. Mir ist das aber egal. Ich werde zu meiner Entscheidung stehen und sie wird mich nicht belasten.
Im Team spielst Du derzeit mit Jamie Wright zusammen. Er war lange nicht lizenziert. Die letzten Spiele gehörte er zu den Besten. Ihr harmoniert sehr gut zusammen.
Absolut. Wright ist ein überragender Spieler. Wir verstehen uns blind. Er ist ein feiner Kerl, bringt Spaß in die Mannschaft und hilft uns mit seiner Leistung gehörig weiter.
Thema Nationalmannschaft. Du gehörst ohne Zweifel zu den besten Deutschen Stürmern in dieser Saison. Bist Du enttäuscht, dass Du keine Möglichkeit bekommst im Nationalteam?
Na klar. Aber ich kann es nicht entscheiden. Ich lebe für Eishockey und arbeite immer sehr hart. Olympia ist ein Highlight, bei dem jeder dabei sein möchte. Klar schaue ich mir den Kader an und denke mir warum der und nicht ich. Aber letztendlich gönne ich es jedem Spieler. Neid gibt es da nicht. Aber klar vergleicht man auch untereinander. Aber die Entscheidung trifft der Bundestrainer, zu dem ich allerdings auch keinen Kontakt habe.
Was ist für die Frankfurt Lions in dieser Saison noch möglich?
Vieles und nichts. Wir haben es selber in der Hand. Wir waren schon auf dem ersten Platz, weil wir die Kleinigkeiten richtig gemacht haben und einfach gespielt haben. So haben wir tolle Siege erreicht. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, wenn wir nicht bereit sind, dass man auch gegen jeden verlieren kann. Ich bin aber überzeugt, dass wir sehr weit kommen können. Das Potential haben wir und die Gemeinschaft in der Kabine ist auch gut. Wenn wir uns an die kleinen Dinge halten werden wir Erfolg haben.
Vielen Dank für das Gespräch
(Frank Gantert – Foto by City Press)