Christian Ehrhoff: „Das Ziel ist die Meisterschaft“Verständnis für Enttäuschung in Krefeld

Die Auswahl für Ehrhoff war groß, nachdem bekanntgeworden war, dass er auf einen Vertrag bei den Boston Bruins in der National Hockey League verzichtet. „Ich wäre dort siebter Verteidiger gewesen und hätte zunächst auf der Tribüne sitzen müssen. Ich will aber Eishockey spielen – und ich will viel spielen.“ Nicht nur die Clubs der Deutschen Eishockey-Liga wurden hellhörig. „Es gab Angebote aus der KHL, aus Schweden und der Schweiz“, erklärte der 34-Jährige. Doch Ehrhoff tendierte schnell in Richtung Deutschland. „Wir haben auch darüber nachgedacht, noch einmal umzuziehen.“ Das heißt zweierlei: Zum einen waren München, Mannheim und Berlin also tatsächlich im Rennen, zum anderen heißt das „Wir“, dass die Familie entscheidend war. „Wir haben unser Haus in Krefeld.“ Dort ist sein Lebensmittelpunkt. Langfristigkeit war angesichts seiner Kinder ja auch einer der Gründe für Ehrhoff, damals den Vertrag in Buffalo zu unterschrieben.
„Finanzielle Aspekte nicht entscheidend“
„Mein Ziel war es, noch einmal um die Deutsche Meisterschaft zu spielen. Das kann ich in Köln und wir können daheim wohnen“, erklärte Ehrhoff. Die Fan-Kommentare in den sozialen Medien hat Ehrhoff nicht gelesen, „aber natürlich wurde mir davon berichtet. Ich weiß, dass die Krefelder Fans enttäuscht sind.“ Auch die Enttäuschung der Pinguine kann er nachempfinden, kann aber nicht verstehen, dass Rüdiger Noack, der Sportliche Berater der Krefelder, in der Mitteilung der Pinguine erklärt: „Trotz der enormen Anstrengungen unsere Gesellschafter haben letztendlich auch finanzielle Aspekte den Ausschlag gegeben.“ Ehrhoff dazu: „Ich habe gegenüber Krefeld zum einen immer mit offenen Karten gespielt und zum anderen habe ich klar erklärt, dass finanzielle Aspekte gerade nicht entscheidend sind.“
Hohe Erwartungen
Freilich sind die Erwartungen in Köln hoch – immerhin legen sich die Haie weit aus dem Fenster. „Das Budget, das wir bei der Lizenzierung angegeben haben, ist natürlich ein anderes als das nun tatsächliche Budget“, sagte Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger. Die Mehrinvestitionen, die für die Verpflichtungen von Nico Krämmer und Christian Ehrhoff nötig wurden, „werden von den Gesellschaftern geleistet“. In Köln geht es freilich oft um den Titel, wenn Saisonziele zur Sprache kommen. Ehrhoff kann mit den Erwartungen umgehen – und sie einordnen. Denn auch in Krefeld wäre es kaum anders gewesen. So erklärte Pinguine-Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz: „Sportlich haben wir sicherlich eine sehr gute Mannschaft und mit Christian Ehrhoff hätten wir wahrscheinlich die Play-offs ohne erste Play-off-Runde erreichen können.“ Ehrhoff: „Ich bin nicht der Messias. Eine Garantie für Meisterschaften gibt es nicht, aber wir haben dieses Ziel.“
NHL-Karriere abgehakt
Seine NHL-Karriere hat er abgehakt. „Ich konzentriere mich nun voll und ganz auf Köln.“ Besteht denn noch die Möglichkeit zum Wechsel nach Krefeld zum Karriereende? „Ich will noch einige Jahre spielen und schließe nichts aus. Aber aktuell gilt meine Aufmerksamkeit den Haien.“ Wie lange? Erstaunlicherweise haben Ehrhoff und der KEC Stillschweigen über die Vertragsdauer vereinbart. Es dürften aber mindestens zwei Jahre sein, da er sich nach eigenen Aussagen so nicht nur auf die Heim-WM 2017, sondern auch auf die Olympischen Spielen 2018 vorbereiten will. Die NHL spielt also keine Rolle mehr. „Natürlich war ich nach dem World Cup enttäuscht, dass es nicht mehr Angebote gab. Aber die Clubs wollen junge Spieler – und das bin ich nicht.“ Seine schönste Zeit in der NHL? „Das war Vancouver“, sagt er. „Es war natürlich bitter, 2011 das Stanley-Cup-Finale im siebten Spiel zu verlieren, aber es war wirklich schön dort.“ Heißt im Umkehrschluss, dass der Wechsel nach Buffalo ein Fehler war. „Die Entscheidung habe ich aus den richtigen Gründen getroffen. Es gab einen Besitzerwechsel, die Sabres waren auf dem richtigen Weg. Dass sich das dort nicht so entwickelt hat wie geplant, ist etwas anderes.“
Heute beim Heimspiel der Haie gegen Bremerhaven, wird Ehrhoff noch nicht spielen. „Am Freitag in Schwenningen bin ich dann dabei“, so der Verteidiger.