Carsen Germyn: „Ich denke an meine Familie“Gehirnerschütterung
Wenn man ihn aus der Ferne sieht, wie er sich locker mit Marcel Müller nach dem Spiel Straubing gegen Krefeld unterhält, kommt man nicht auf die Idee, dass er zurzeit mehr als angeschlagen ist. Beide unterhalten sich angeregt und lachen, alles wirkt völlig normal. Die Wahrheit ist jedoch eine andere. „Meine Verletzung ist hart, ich habe jeden Tag Kopfschmerzen, aber am schlimmsten ist meine Sicht. Ich kann nicht richtig fokussieren und alles ist verschwommen. Ich hoffe sehr, dass es besser wird“, sagt der sympathische Stürmer auf die Frage, wie es ihm mit seiner Gehirnerschütterung geht.
Weiter berichtete er: „Man kann leider absolut nichts tun, damit es besser wird. Ich denke, das einzige ist, dass ich Dinge vermeide, die es schlimmer machen. Also nicht an den Computer gehen und solche Sachen. Wenn ich das beherzige, wird die Sicht klar. Man muss von diesen Sachen weg bleiben. Aber das einzige ist eigentlich, langsam machen und zu ruhen. Das ist der schwerste Teil, denn für diese Verletzung gibt es keine Zeitschiene, nach der man sich richten kann.“ Eine völlig andere Situation als zum Beispiel bei einem Knochenbruch.
Bei nahezu jeder Verletzung kann man zumindest eingeschränkt etwas arbeiten. Anders bei Germyn, der sportlich so gut wie nichts machen kann „Ich kann etwas Rad fahren, wenn ich mich dann nicht gut fühle, muss ich aber absteigen und gehe zu Fuß. Ich mach einfach langsam und denke an meine Familie.“
Für Germyn ist es nicht die erste Gehirnerschütterung. „Ja, es ist die Dritte oder Vierte.“ Das macht die Verletzung nicht einfacher und verschlimmert die Lage wahrscheinlich sogar. „Ja, das kann gut sein. Über die Jahre habe ich einen aggressiven Stil gespielt, da bekommt man manchmal einen mit. Es ist hart, aber es ist Teil des Spieles.“ Das meint er genauso, wie er es sagt. Dabei geht es jetzt um mehr als nur ein Spiel – um viel mehr. Es geht um seine Gesundheit und Zukunft. Auch ein Karriereende steht im Raum. „Ja, diese Gedanken gehen mir durch den Kopf. Du hast Recht, es ist mein Kopf, mein Gehirn. Ich habe zwei Kinder und eine Familie. Das wichtigste ist, das es besser wird. Wenn es dann besser geht, muss ich sehen, ob ich spielen kann.“ Germyns Stimme wird leiser, er selbst wird nachdenklicher und seine Augen sprechen Bände.
Sein Vertrag in Straubing läuft nach der Saison aus und einen echten Plan für die Zukunft gibt es noch nicht. Auch die Option bei seinem Schwiegervater auf dem Schiff als Fischer mitzufahren oder zu arbeiten, was der passionierte Fischer erst in der letzten Sommerpause wieder getan hat, ist keine echte Option. „Als Eishockeyspieler kann man eigentlich immer für die Zeit danach planen, aber es ist schwer, irgendetwas zu machen, wenn Deine Sicht nicht klar ist.“ Nach einer kurzen Pause ergänzt er „Es ist auch mental sehr schwer.“
Zwischen den nachdenklichen und leisen Tönen wird aber auch klar, abgehakt hat der Flügelflitzer das Eishockey noch nicht, im Gegenteil: „Mein großes Ziel ist, wieder zu spielen. Ich liebe es zu spielen, das ist meine Leidenschaft, aber zuerst muss es mit der Gehirnerschütterung wieder besser werden.“
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