Busch mit Hattrick - Kantersieg – Heile Eisbärenwelt?
Hans Zach
muss es geahnt haben, dass für seine extrem ersatzgeschwächten Skorpione in
Berlin wenig zu holen sein wird. Erstaunlich gelassen gab sich der
„Alpenvulkan“ nach der 2:8-Klatsche gegen die Eisbären. „Es war ein klares
Spiel, weil die Eisbären schneller und bissiger waren. Sie haben ihre Chancen
genutzt, so dass wir frühzeitig auf die Verliererstraße gerieten.“ Ob der
zahlreichen Ausfälle von Leistungsträgern, mochte Zach mit seinem „letzten Aufgebot“
nicht all zu sehr hadern. Das Bemühen der verbliebenen Skorpione, die immerhin
dreißig Mal das von Youri Ziffzer gehütete Eisbärengehäuse anvisierten, war
allerdings durchaus zu erkennen. Insbesondere bei Kontern waren die
Niedersachsen öfter gefährlich vor Ziffzer aufgetaucht, der aber gerade in 1
gegen 1-Situationen eine sehr gute Figur machte. So auch beim Penaltyschuss von
Adam Mitchell in der 31. Spielminute, den der 21-Jährige souverän parierte.
Die
Tormaschinerie der Eisbären kam ins Rollen, weshalb beide zum Einsatz
gekommenen Scorpions-Keeper Alexander Jung und Martin Morczinietz keinen netten
Abend im einmal mehr vollbesetzten Wellblechpalast verlebten. Insbesondere die
Nationalstürmer Florian Busch und Sven Felski hatten wohl reichlich Zielwasser
getrunken. Beide konnten sich schon im Trikot von Team Germany beim Skoda Cup
in der Schweiz als Torschützen auszeichnen und brachten von diesem Einsatz offenbar
viel Selbstbewusstsein mit. Florian Busch wurde von den Fans für seinen
Hattrick hernach auch ausgiebig gefeiert. Obwohl der lustige Bayer auf dem Eis viel
Spaß verbreitet, liegt ihm der Hype, der inzwischen um ihn betrieben wird gar
nicht so sehr. Gerade aber in der Sturmreihe mit Tyson Mulock und Alexander
Weiß kommen Buschs Fähigkeiten ausgezeichnet zum Tragen. Der Torhunger und die
Spiellust aller drei Angreifer scheint schier unerschöpflich.
Obwohl
noch grippegeschwächt, wusste auch Stefan Ustorf vollauf zu überzeugen. Ustorfs
Einsatz war noch am Vortag fraglich, doch mit zwei Treffern meldete der sich
eindrucksvoll aus dem Krankenstand zurück. Ebenso wie Kapitän Steve Walker, der
zu drei Berliner Treffern die Vorarbeit leistete.
All das
Positive erfreute auch Chefcoach Don Jackson, der sich bereits mit üppig sprießendem
Play-off-Bart präsentierte. Er legte jedoch auch sogleich den Finger in die
Wunde: „Die Offensive war heute wieder sehr gut. Unser Hauptaugenmerk muss aber
weiter auf der Defensivarbeit liegen.“ Und in der Tat wussten die Scorpions
trotz ihrer zahlreichen Ausfälle dennoch hin und wieder die Schwächen der
Eisbären auf diesem Sektor offen zu legen.
Längst aber
nicht über allem herrscht eitel Sonnenschein in der scheinbar heilen Eisbärenwelt.
So jedenfalls sehen es derzeit die Fans der Eisbären. Die ersten drei Spielminuten
verbrachten die in stillem Protest. Freilich nicht Unzufriedenheit mit der
sportlichen Situation ließ den ansonsten recht lautstarken Stehplatzblock stumm
bleiben; viel mehr äußerte der treue Anhang damit seine Befürchtungen, die sich
aufgrund des bevorstehenden Umzugs in die hochmoderne o2 World unter ihm breit
machen. Man wünscht sich u.a. einen würdigen Abschied aus dem „Welli“, beklagt
die Reduzierung der Stehplätze und das Fehlen einer Fankneipe in der o2 World,
in der nach den Spielen die Siege ihrer Eisbären gefeiert und über Niederlagen
bei einem gemütlichen Bierchen diskutiert werden kann. „Seit Monaten stellen
wir dieselben Fragen“, sagt Axel Hoppe vom Fanbeirat, „was aber nicht kommt,
sind die dazu passenden Antworten vom Management der Eisbären und der Anschutz
Gruppe. Deshalb schweigen auch wir heute für drei Minuten.“ Vor dem Spiel
wurden an den Eingängen Flyer verteilt, die auf die Aktion hinwiesen. Der
Fanbeirat versäumte es nicht, die Mannschaft zu informieren, dass das Schweigen
der Fans nicht ihren Leistungen gilt. Die Rechnung ging trotz geringer
Vorlaufzeit und kleinem organisatorischen Aufwand auf. Nur dem frühen
Führungstreffer ihrer Eisbären mochten die Fans ihre jubelnde Anerkennung nicht
versagen. - Ein nächster Gesprächstermin zwischen Verantwortlichen und
Fanbeirat ist für den 6. März anberaumt. Ausgang offen. (mac/ovk)
Foto by ovk: Eisbären-Fans zeigen einige ihrer Sorgen auf großen Transparenten