Böse Überraschung für die Ice TigersNürnberg – Wolfsburg 3:5
Kaum hatten die „Tage der Entscheidung“ in Nürnberg begonnen, waren sie auch schon wieder vorbei. Dabei hatten die Ice-Tigers-Anhänger bis zuletzt gehofft. „Die packen wir heute“, war Fan Scott von einem Sieg über Wolfsburg überzeugt. Doch das Team von Bengt-Ake Gustafsson machte dem Optimisten einen Strich durch die Rechnung. Nach dem knappen 3:2-Heimsieg über die Grizzlies am Mittwoch und dem 3:4 bei den Niedersachsen am Freitag enttäuschten die Franken vor Heimpublikum.
Auf und nieder, immer wieder
Es war eine erste Play-off-Runde, welche die komplette Spielzeit 2012/13 wiederspiegelte. Mal hopp, mal top präsentierten sich die Nürnberger dem Publikum, was auch Manager und Geschäftsführer Lorenz Funk erkannte. Die ganze Saison über verzweifelten Fans und Verantwortliche an der „fehlenden Konstanz“ – so auch am Sonntagnachmittag. Dazu „hat die Mannschaft einfach schwach gespielt und ist dafür bestraft worden“, so Funk. Doch wie lässt sich dieses Auf und Ab erklären? Die Auftritte der Ice Tigers schwankten vom ersten Spieltag an zwischen Topleistung und kollektiver Unsicherheit. Nicht selten gewannen die Zuschauer den Eindruck, ein völlig anderes Team würde auf dem Eis stehen. Die vielen Verletzungen wurden immer wieder auf’s Neue von Lorenz Funk, Ex-Coach Jeff Tomlinson und dessen Nachfolger Bengt-Ake Gustafsson als Ursache genannt. Doch diesen „Grund“ lassen die wütenden Fans nicht mehr gelten – eher schon die Tatsache, dass die Leistungsträger oft nicht ihren Erwartungen gerecht wurden. „Wenn die Führungsspieler nicht funktionieren, dann wird es schwierig, zu gewinnen“, fand Funk kritische Worte und lobte zugleich das Auftreten der Wolfsburger Norm Milley (2 Tore, 2 Assists) und Matt Dzieduszycki (1 Tor, 2 Assists).
Erst Führung, dann Pleite
Dabei waren es im ersten Drittel die Franken, die das Spiel bestimmten und durch Steven Reinprecht in Führung gingen (7.). Doch im Mittelabschnitt zeigten die Gäste dem Heimteam, wo der Hammer hängt. Wolfsburg kam immer besser ins Spiel, während sich Nürnberg gegen die kämpfenden Grizzlies zusehends schwerer tat. Und so musste früher oder später durch Norm Milley der Ausgleich fallen (24.). Nürnberg konterte zwar mit einigen Chancen, den nächsten Treffer erzielte aber erneut der kanadische Topscorer, der damit das Spiel drehte (30.). Hier war sie wieder, die berühmtberüchtigte Unsicherheit der Franken, welche die Fans in den Play-offs eigentlich nicht mehr sehen wollten und den „Ausgleich“ forderten. Doch vergebens! Statt in Daniar Dshunussows Tor klingelte es schon wieder im Kasten von Andreas Jenike durch einen Überzahltreffer von Matt Dzieduszycki (38.). Die Ice-Tigers-Anhänger verstummten, die Wolfsburger feierten ihre Jungs auf dem Eis. „One team, one dream“, stand auf einem Banner im Gästeblock. Und spätestens mit den beiden Toren von Tyler Haskins (50.) und Justin Mercier (58.) wurde der Traum wahr! Die beiden Nürnberger Treffer von Yan Stastny (53.) und Jame Pollock (59.) interessierten dabei weder die jubelnden Grizzly-Fans noch die enttäuschten und verärgerten Heimfans.
Nur Überraschungen
Nürnberg hat frei, Wolfsburg zieht verdient ins Viertelfinale ein, wo die Adler Mannheim warten. Wer hätte das vom ehemaligen Schlusslicht gedacht? Verteidiger Benedikt Kohl ist von der Leistung seines Teams selbst überrascht: „An Weihnachten war es wirklich schwer. Da hat doch keiner an so einen Erfolg geglaubt!“ Pavel Gross dagegen hatte immer Vertrauen in seine Jungs und bleibt auch weiter optimistisch: „Wir sind noch satt und hungrig genug“, freut sich der Grizzly-Coach auf die Kurpfälzer am Mittwoch. „Wir wissen, wie wir das Viertelfinale erreicht haben und den gleichen Weg gehen wir jetzt weiter.“
Weiter muss es nach dieser Spielzeit auch für die Ice Tigers gehen – aber nicht so, verspricht Thomas Sabo. „Es wird sich auf jeden Fall etwas ändern“, teilte er der Mannschaft mit. Wie die angekündigten „Überraschungen“ wohl aussehen? Fakt ist, dass Lorenz Funk mit seiner Doppelfunktion nicht glücklich ist, was sicherlich ein Thema bei den anstehenden Verhandlungen sein wird. Als erstes soll jedoch die Trainerfrage geklärt werden, die sich nach dem Nichterreichen der Top acht erneut stellt. Hätte es mit dem Einzug ins Viertelfinale geklappt, wäre Bengt-Ake Gustafssons Vertrag automatisch verlängert worden. Doch nun muss neu verhandelt werden. Und erst wenn feststeht, wer kommende Saison hinter der Nürnberger Bande steht, heißt es: Welcher Spieler bleibt? Wer muss gehen? Wer kommt? Es darf spekuliert werden!