Bob Manno stellt in Straubing die Vorzeichen auf Null
Die wundersame Auferstehung der Straubing TigersManno-Mann! Bob Manno soll den Straubing Tigers in der DEL wieder Beine machen und am Donnerstag war beim ersten Eistraining unter dem neuen Coach, der tags zuvor aus Kanada eingetroffen war und erst wenige Stunden im ihm erst einmal angesichts der Minustemperaturen zu kalten Straubing weilte, gleich viel Laufarbeit angesagt.
Laufen, Passen und Schießen stand allem anderen voran auf dem Stundenplan, von alledem ziemlich viel. Co-Trainer Jürgen Rumrich sorgte mit seiner Trillerpfeife für den Takt, während Bob Manno aufmerksam beobachtete und grundsätzliche Anweisungen gab.
Manch ein Spieler schien dabei die Schnelligkeit neu erfinden zu wollen. Ein ganz normales Phänomen, wie Kapitän Josef Lehner unterstreicht: „Jeder fängt jetzt wieder bei Null an. Bei einem neuen Trainer will man sich zeigen. Gerade auch die Spieler, die bislang noch nicht so zufrieden waren.“ Neue Chance, neues Glück also. Dieser frische Wind und der Ruck kann den Tigers nur gut tun und er wird die nächsten Gegner schon einmal zur Vorsicht mahnen.
Nach dem Training meinte der kantig erscheinende Bob Manno bereits, es hätte ihm gefallen, was sein neues Team so auf das Eis brachte. „Die Mannschaft hat viel Energie.“ Ansonsten konnte er verständlicherweise noch nicht allzu viel sagen.
Diese Energie aber ist nun die Basis. Mit einem einfachen, normalen System, das auch Wert auf die Defensive legt, will der 51-Jährige, der zuletzt in seiner Heimat 14- und 15-jährige Nachwuchsspieler trainierte und nun wieder die Herausforderung in Europa sucht, seine neue Aufgabe angehen. Die nächsten beiden Partien am Freitag zuhause gegen Düsseldorf und am Sonntag in Berlin seien für ihn eine Art Testspiele, in denen er erst einmal die Truppe besser kennenlernen will. „Das gibt mir die Gelegenheit, die Mannschaft anzuschauen und herauszufinden, woran wir arbeiten müssen.“
Festhalten will der Italo-Kanadier, der auf eine erfolgreiche Spielerkarriere verweisen kann, dabei zunächst an den Reihen, die zuletzt gemeinsam auf dem Eis standen. Das Coaching wird am Freitag aufgeteilt. Jürgen Rumrich kümmert sich um die Defensive, Bob Manno, der nicht nur sein Team, sondern auch die Liga erst einmal kennenlernen muss, selbst nimmt die Angreifer unter seine Fittiche. Der Grundstein für die anstehenden Begegnungen wurde noch am Donnerstagabend in einem Team-Meeting gelegt, nach dem Match gegen die DEG Metro Stars sollen mit der Reise nach Berlin am Samstag Einzelgespräche folgen.
Josef Lehner erwartet kurzfristig vor allem ein modifiziertes Zonenspiel. „Wir werden bestimmt viel verändern“, vermutet er, „ich glaube aber, dass wir das neue System schnell verinnerlicht haben.“
Der torgefährliche Verteidiger tritt trotz der jüngsten Krise der Straubing Tigers (nur ein Sieg in den letzten elf Spielen), die vor Wochenfrist Erich Kühnhackl seinen Trainerjob kostete, dem Eindruck entgegen, dass es Probleme innerhalb der Mannschaft gebe. „Bei uns stimmt es in der Kabine. Im Gegensatz zu den Problemen auf dem Eis haben wir dort keine. Es gibt keine Streitereien. In der Mannschaft wird weiterhin gelacht.“
Josef Lehner sieht nach wie vor die Krux im Tigers-Spiel darin, dass man das Tor zu wenig trifft (nur 16 Treffer in den vergangenen elf Spielen). „Wir haben Angst, dass wir das Ding nicht reinmachen.“ Dann kämpfe man oft gegen einen Rückstand an: „So müssen wir anrennen und laufen die Gefahr, dass wir Konter kriegen.“
Dass dieses verhängnisvolle Unterfangen nunmehr ein ums andere Mal erfolglos endete, ließ in der letzten Woche den Geduldsfaden reißen. Den Unmut darüber, dass die Mannschaft unter Erich Kühnhackl nicht mehr in die Erfolgsspur fand, hatten die Tigers-Fans im letzten Heimspiel gegen Duisburg merklich kund getan und damit den Trainerstuhl gekippt. Dass einzelne der Anhänger mit Anfeindungen gegen den Ex-Coach über das Ziel hinausschossen und diesen nun sogar telefonisch terrorisieren sollen, sorgt im Gäuboden immer noch für reichlich Gesprächsstoff und auch Unmut.
Es war in Straubing ein bitterer, unrühmlicher, ja vielleicht sogar tragischer Abschied von dem deutschen Eishockeyidol. Josef Lehner tut es dabei „wahnsinnig leid“ für Erich Kühnhackl. „Er ist so ein feiner Mensch, wie man ihn im Eishockey selten erlebt. Aber als Spieler kann man bei einer Entlassung nicht viel machen und man wird selbst vor vollendete Tatsachen gestellt.“
Die Extremfans nimmt der Kapitän nicht in Schutz: „Es ist eine Frechheit, was da passiert ist.“ Auf der anderen Seite setzt er nun auf den guten Fanstamm, der seiner Ansicht nach achtzig Prozent ausmacht und den er besonders Anfang November auf der Sonderzug-Rückfahrt aus Iserlohn kennengelernt hat. „Im nachhinein bin ich heilfroh, dass wir damals mit zurückgefahren sind. Wir haben viel mit den Fans geredet und auch überwiegend Mut zugesprochen bekommen.“
Wieder den Mut zu fassen, das ist dem Team trotzdem im Anschluss nicht gelungen. Doch ist es das, was für die Spieler der Straubing Tigers nun vor den anstehenden schweren Aufgaben gegen Düsseldorf, Berlin und Köln zählt.
Geduld, bis die Arbeit von Bob Manno Ansätze zeigt und Früchte trägt, dürfte dabei zunächst auch bei den leidgeplagten Anhängern gefragt sein. Denn Porzellan wurde zuletzt genug zerschlagen und nach dem Polterabend folgte, so wie es sich gehört, rasch eine (neue) Ehe.
Wie glücklich diese wird, muss sich erst noch herausstellen. Zumindest eines ist dabei klar. Bob Manno richtet den Blick in der Tabelle nach oben und weg von dem momentanen Platz 14: „Wir trachten ja nicht nach der Meisterschaft und wir haben noch dreißig Spiele vor uns.“ Das ist schon einmal eine gesunde Einstellung.