Bob Manno drängt es mit den Tigern nach oben
Zuletzt erntete Straubings Trainer Bob Manno ein
großes Lob von seinem Frankfurter Kollegen Rich Chernomaz. Der neue Coach habe
gut gearbeitet, es seien jetzt ganz andere Tigers auf dem Eis als vorher unter
Erich Kühnhackl, meinte dieser nach einem knappen Sieg seiner Lions an der
Donau.
Für Bob Manno sind solche Worte zwar Wasser auf die
Mühlen und eine aufmunternde Anerkennung. Aber lieber wäre es ihm dann doch,
wenn seine Arbeit auch endlich einmal Auswirkungen auf die DEL-Tabelle hätte und
die Straubing Tigers den 14. Platz, auf den sie in diesen Wochen abonniert zu
sein scheinen, verlassen könnten.
Deshalb ist die Parole für den Januar, in dem das
Team elfmal auflaufen wird, ehe es in eine Länderspielpause geht, klar. Bob
Manno wünscht sich angesichts der momentan zahlreichen Ausfälle weniger
Verletzte und fordert nichts anderes als Punkte: „Ich will weiter nach oben
kommen.“
Doch gerade die Wolfsburger, die am nächsten
Dienstag zu einem möglicherweise wegweisenden Spiel erwartet werden, wehren sich
nach Kräften dagegen, ihren 13. Rang an die Ostbayern abzutreten. So musste Bob
Manno bislang erkennen: „Immer wenn wir punkten, dann punkten die Mannschaften
vor uns auch.“
So erklärt sich, dass in den fünf Wochen, in denen
der Italo-Kanadier jetzt im Gäuboden ist, nicht nur der Tabellenrang unverändert
blieb, sondern sich auch der Abstand zu Platz zehn, dem eigentlichen Saisonziel,
kaum korrigieren ließ. Dieser pendelt weiterhin bei rund 15
Punkten.
Von Aufgeben oder dem Ausrufen einer
Kellerkindermeisterschaft will Bob Manno aber nichts wissen. „Es sieht für viele
nicht so aus, als ob wir Platz zehn realisieren könnten. Aber ich sage erst,
dass es vorbei ist, wenn nur noch zehn Partien zu spielen sind und wir immer
noch 15 Punkte Rückstand haben. Momentan sind wir aber von dem Punkt, an dem es
vorbei ist, noch weit entfernt. Was, wenn wir plötzlich fünf Spiele in Folge
gewinnen? Wir haben sogar noch fünf Heimspiele hintereinander.“
Will man das Prinzip Hoffnung schüren und
feststellen, welchen zählbaren Erfolg die neue Hand den Tigers gebracht hat,
muss man etwas genauer hinsehen. Unter Bob Manno punkten die Tigers mehr (im
Schnitt 1,18 Zähler pro Spiel; zuvor: 0,83). Sie treffen deutlich besser (3,1
Tore pro Spiel; zuvor: 2,0) und kassieren auch weniger Gegentore (2,72 nach
3,71). Ein Tor mehr auf der Habenseite und einen Puck weniger im eigenen Kasten,
das macht die Spiele merklich enger. Nur eine klare Schlappe gab es im Dezember,
ein 2:5 gegen Nürnberg. „Und da waren wir 2:0 vorne“, unterstreicht Bob
Manno.
Der Coach hat den Angriff gefährlicher gemacht,
obwohl nicht mehr geschossen wird. Er übertrug jedem einzelnen die
Verantwortung. „Wir brauchen jeden Spieler als Scorer, wir können uns nicht nur
auf eine Reihe verlassen“, sagt der Tiger-Dompteur.
Ein gutes Beispiel ist Chad Bassen, vorher bei den
Frankfurt Lions in 122 Spielen nur insgesamt viermal erfolgreich und als eher
abschlussschwach bekannt. Der Deutsch-Kanadier hat in der kurzen Zeit unter Bob
Manno sein Trefferkonto von einem auf fünf Saisontore ausgebaut und ist derzeit
einer der treffsichersten und damit wichtigsten Tiger.
Während in der Straubinger Offensive nicht
unbedingt mehr geschossen wird als vorher, so kann man die stärkere Defensive
mit Zahlen belegen. Flogen unter der Regie von Erich Kühnhackl pro Spiel 35
Pucks auf den Kasten von Mike Bales, so muss der Kanadier jetzt durchschnittlich
fünf Scheiben weniger parieren. Die Befeuerungsrate ist damit nicht mehr länger
besorgniserregend.
Ganz wichtig scheint aber: Die im Saisonverlauf
lange Zeit vermisste Konstanz ist bei den Tigers eingekehrt. Bob Manno zeigt
sich zufrieden mit dem beständigen Auftreten und besonders dem Einsatz seiner
Truppe. „Ich bin zufrieden mit unserem Spiel in den vergangenen Wochen.“ Er sagt
sogar: „Die Jungs geben 150 Prozent für mich. Das macht meine Arbeit einfacher
und bringt Spaß.“
Getrübt wird seine Freude momentan einzig durch die
lange Verletztenliste. In Nürnberg werden am Freitagabend voraussichtlich Bill
Trew, Greg Schmidt und Trevor Gallant ausfallen. Markus Jocher ist gesperrt.
Damit fehlen vier Angreifer. Für Licht am Ende des Tunnels sorgt Tobias
Abstreiter, der nach seinen Adduktorenproblemen an der Noris mit dabei sein
will. Auch Markus Janka steht als Ersatztorhüter wieder bereit, obwohl er seine
Leistenzerrung noch nicht ganz auskuriert hat. Die Nummer eins Mike Bales wurde
in dieser Woche im Training teilweise wegen Kniebeschwerden geschont, gilt aber
für das Wochenende als einsatzbereit und gesetzt.
Für etwas Entspannung soll im Kader der brandneue
Zugang Stefan Daschner (bisher Landshut) sorgen. Der vereinslose Rekonvaleszent
Robert Francz wird dagegen nicht verpflichtet. Dieser hatte sich an der Donau
vorgestellt, sein angeschlagenes Knie scheint aber nicht stabil genug zu sein,
um seine Karriere als DEL-Profi zu diesem Zeitpunkt fortzusetzen.
So hat Bob Manno also keine andere Wahl, als die
noch aufrechten und altbekannten Raubkatzen aus dem Käfig zu lassen. Für drei
komplette Blöcke mit der ein oder anderen Option in der Hinterhand sollte es
aber nun wieder reichen. Trotz aller Rückschläge sagt der Coach: „Wir müssen
immer versuchen, positiv zu bleiben.“ Ihm selbst sollte das nicht allzu schwer
fallen. Nicht nur, dass er feststellt, er würde generell keine negativen
Gedanken hegen. Nein, viel wichtiger scheint zu sein, dass er Gefallen an seinem
neuen Arbeitsplatz gefunden hat: „Ich liebe Straubing und ich liebe dieses
Team.“
Und so lange bei Coach und Spielern das Herz am
rechten Fleck sitzt, Moral und Einsatz stimmen, ist es am Ende - vor allem den
nach wie vor treuen und geduldigen Fans - vielleicht sogar völlig egal, ob die
Straubing Tigers nun Zehnter, Vierzehnter oder irgendetwas dazwischen
sind.