Björn Krupp: „Das war Krieg“Straubing – Köln 1:6
In Straubing ging es im Spiel gegen den KEC verbissen zur Sache. (Foto: Heribert Böckl)Köln Coach Uwe Krupp meint: „Straubing hat stark begonnen und hat uns sofort unter Druck gesetzt, aber wir haben gegenhalten können und haben uns dann ganz gut ins Spiel gekämpft.“ Und Straubings René Kramer sagt über die Anfangsphase: „Heute ist viel auf dem Eis passiert. Wir haben die ersten fünf Minuten ziemlich gut gespielt, bis zu dem Check gegen Sandro, den ich nicht gesehen habe. Ab dem hat sich das ganze Spiel geändert und irgendwie hat es sich dann aufgeschaukelt. Wir sind dann aus dem Tritt gekommen; das darf uns nicht passieren.“ Die Szene, die Kramer anspricht, war ein Check von Kölns Daniel Schmölz an Straubings Kapitän Sandro Schönberger. Dieser war kurz bewusstlos und musste ins Krankenhaus abtransportiert werden. Dort lautete die erste Diagnose: schwere Gehirnerschütterung. Ein sofort erstelltes CT zeigte sonst keine Auffälligkeiten. Trotzdem rechnet man damit, dass Schönberger mindestens 14 Tage ausfällt. Straubings Kris Beech erinnert sich: „Nach dem bösen Hit gegen unseren Kapitän, haben die Dinge ihren Lauf genommen.“ Für die Mehrheit im Stadion war es unverständlich, dass es keine Strafe gab. Die Schiedsrichter Daniel Piechaczek und Gordon Schukies standen fortan nicht mehr auf der Freundesliste des Tigers-Anhangs und ließen ohnehin die die Zügel sehr locker, vielleicht zu locker. Denn auch in der Folge gab es einige heftige Checks, Nickligkeiten und Rangeleien, die durchaus am Rande der Legalität waren. Allerdings blieb sich das Gespann weitestgehend bis zum Ende des Spieles dieser Linie treu. Doch es gab auch kuriose Tore. So ist der zweite Kölner Treffer mit dem Kopf erzielt worden und konnte erst durch einen Videobeweis anerkannt werden. Kölns Björn Krupp mein schmunzelnd dazu: „Das ist Sport, so was passiert. Bei dem einen Tor vom Kopf abgefälscht, dass sieht man kaum. Es gibt halt Situationen, die wir als Spieler nicht kontrollieren können, aber wenn es das Video so zeigt, dann ist es ein Tor. Wir hatten ein bisschen Glück mit der Scheibe.“ Kris Beech meint nach dem Spiel: „Wir sind mit dem Ausgang natürlich nicht glücklich und mussten heute einige unglückliche Tore schlucken.“
Im Mitteldrittel kamen die Niederbayern voller Elan aus der Kabine und durch Blaine Down zum sehenswerten Anschluss. Dieser meint nur: „Das war nicht genug.“ Dann aber zogen die Haie davon und entschieden das Spiel bis zur zweiten Pause. Kramer meint: „Der Knackpunkt von dem Spiel war, dass wir zu wenig aus unserer Zone gekommen sind. Wenn du gegen Köln so viel in deiner eigenen Zone spielst, dann ist es normal, dass irgendwann Fehler erzwungen werden. Wir hätten mehr versuchen müssen, die Scheibe im gegnerischen Drittel zu halten.“ Auch im Mittelabschnitt gab es auf beiden Seiten einige Situationen, bei denen man auch anderer Meinung sein könnte. So checkt Björn Krupp Blaine Down mit rund zwanzig Meter Anlauf, oder Down begeht ein recht offensichtliches beinstellen an Youri Ziffzer. Björn Krupp erinnert sich: „Mich hat es überall erwischt, Check gegen den Kopf, gegen den Brustkorb, Schuss gebockt, Arm halb kaputt. Das war ein paarmal zu viel, aber beide Mannschaften haben gut gekämpft.“ Doch wieder ließen die Unparteiischen weiterlaufen, sodass die Stimmung am überkochen war, leider am negativen überkochen. Björn Krupp sagt: „Das war Krieg. Hier ist es so schwer zu spielen, mit den ganzen Fans hier, das ist nicht einfach, aber macht Spaß.“ Kris Beech hingegen meint: „Es war schon hart, aber ich habe auch schon Härteres erlebt.“ Positiv und sehenswert war Moritz Müller erstes Saisontor. Er kommt an die Scheibe, schickt Sebastian Osterloh ins Karussell und lässt Jason Bacashihua keine Chancen.
Im Schlussdrittel war sportlich außer dem letzten Kölner Tor nicht mehr viel los. Doch leider gab es dann auch auf Kölner Seite einen Schwerverletzten, denn ein Schlagschuss trifft Moritz Müller im Gesicht. Sein Coach Uwe Krupp teilt auf der Pressekonferenz mit, dass „Mo“ einen Kieferbruch hat. Auf einem Bild das Müller auf Facebook eingestellt hat, kann man noch dazu eine zirka vier Zentimeter große Fleischwunde sehen. Doch was sich die Straubinger Fans dann leisteten, beschreibt das Wort „unfair“ nur schwer. Ein gellendes Pfeifkonzert hallte durchs Stadion, als werfe man Müller Schauspielerei vor. Auch Uwe Krupp hat dafür kein Verständnis und äußert sich dazu: „Wir reden viel darüber, wie gut unsere Fans im deutschen Eishockey sind. Aber heute war ich schockiert, als einer meiner Spieler mit einem Schuss ins Gesicht getroffen wird, der Kiefer bricht und das komplette Stadion applaudiert. Das ist eine Unverschämtheit. Die Jungs arbeiten alle hart, auf beiden Seiten und überall wird um jeden Zentimeter gekämpft, aber das hat sich kein Spieler verdient. Ich glaube, dass unsere Fans in Deutschland besser sind als das, besonders im Eishockey. Ich hoffe, dass es Moritz Müller gut geht und ich würde mir wünschen, dass das auch alle Eishockeyfans denken, weil ein Schuss ins Gesicht und ein gebrochener Kiefer, den wünschen wir keinem.“ Doch dem nicht genug. Auf dem Weg vom Presseraum zum Bus musste sich Krupp übelste Beschimpfungen aus dem Straubinger „Fan“-Lager anhören und konnte vor Unverständnis nur noch den Kopf schütteln.
Zum Spiel meinte Krupp: „Straubing ist ein Platz, wo du dir die Punkte schwer verdienen musst und heute war es ein hart umkämpftes Spiel. Wir wussten, dass es körperbetont sein wird. Die Mannschaft hat auch in dem körperbetonten Spiel nie die Kontrolle verloren, ist diszipliniert geblieben, hat die Unterzahlsituationen gemeistert und ein sehr gutes Auswärtsspiel gespielt.“ Tigers-Coach Dan Ratushny entgegnet: „Köln hat heute mehr gekämpft als wir. Sie haben uns dominiert in den Ecken, in der Offensive und in der Defensive. Wir haben zu viel Zeit in der Defensivzone gespielt. Wenn sie Chancen hatten, haben sie Tore gemacht und Ziffzer war stark.“ Kölns Rok Tičar fasst zusammen: „Das war ein hartes Spiel. Wir haben erwartet, dass sie hart kommen, so war es dann auch. Wir wollten heute die drei Punkte nach Köln holen. Wir haben dafür hart gekämpft und wir können mit dem Sieg sehr zufrieden sein. In Straubing ist es immer hart zu spielen, auch gegen die Atmosphäre. Sie skaten sehr gut und kämpfen sehr hart. Verletzte Spieler wünscht keiner dem anderen, ich hoffe, beide kommen so schnell wie möglich zurück.“ Und Björn Krupp sagt: „Dass es am Ende 6:1 ausgeht, hätte ich nie gedacht, weil es normalerweise hier immer sehr eng ist.“
Tore:
0:1 03:17 Alex Weiß (Philip Riefers, Yared Hagos)
0:2 16:20 Andreas Holmqvist (Charles Stephens, Nathan Robinson)
1:2 23:26 Blaine Down (Jordan Hendry, Marcel Brandt)
1:3 26:32 Torsten Ankert (Alex Weiß, Nathan Robinson)
1:4 35:00 Moritz Müller
1:5 37:09 Chris Minard (Charles Stephens, Nathan Robinson) PP1
1:6 50:34 Daniel Schmölz (Rok Tičar, Marcel Ohmann)
Strafen Straubing 20; Köln 16
Schiedsrichter: Daniel Piechaczek, Gordon Schukies; Linienrichter: Markku Büse, Stefan Velkoski
Zuschauer: 4.492