Bill Stewart: Verlieren ab sofort verboten!
34 Spiele lang schlingert der Freezers-Dampfer bereits durch
die hohe (DEL-) See. Jetzt, da auf Platz 11 der Tabelle, punktgleich mit dem
Zwölften Augsburg, die Wogen über dem längst leckgeschlagen Kahn zusammenzuschlagen
drohen, kommt plötzlich Leben auf die Kommandobrücke. Um im Bild zu bleiben:
Der Kapitän in Person des HEC-Geschäftsführers Boris Capla hält sich immer noch
dezent zurück, moniert zwar mangelnde Punktausbeute, verspürt aber nach eigener
Aussage „keine Lust“ den Steuermann zu wechseln. Der heißt Bill Stewart und
kündigt jetzt endlich an, was sich alle Beobachter der Szene in Hamburg von Anfang
an von ihm gewünscht hatten: Er will das Freezers-Schiff mit harter Hand in den
Wind drehen, um es vor dem endgültigen Untergang zu bewahren. Soll heißen: Stewart
will durchgreifen!
„Kill Bill is back“ gab der 50jährige Coach nach dem dünnen
Zwei-Punkte-Sieg gegen die Ice Tigers aus Nürnberg (Capla: „Zu wenig“) von sich
und drohte seinen Schützlingen Geldstrafen und Gehaltskürzungen für den Fall
erneuter Punktverluste an. Nach der langen Phase des geduldigen, manche
Beobachter sagen auch apathischen Zuwartens, dem kurzen, aber erfolglosen
Intermezzo eines Mentaltrainers jetzt die harte Schiene. Bis gestern wurde
Stewart nicht müde Spiel für Spiel zu erklären, er sei stolz auf sein Team. Nun
erklärt er die Mannschaft zu raffgierigen Arbeitsverweigerern („Einigen geht es
hier nur ums Geld“) und schiebt ihr die ganze Schuld für die sportliche
Schieflage zu.
Stewarts Befehl an seine Mannschaft: Sechs Punkte aus den
nächsten drei Spielen. Dann aus den folgenden neun Begegnungen 18 Punkte. Um
noch einmal den Vergleich mit der christlichen Seefahrt zu bemühen und dieses Kommando
seemännisch und unmissverständlich zu formulieren: Neuer Kurs pro Spiel zwei
Punkte. Oder noch deutlicher: Verlieren ab sofort verboten!
Der Zeitpunkt richtet sich getreulich nach den Vorgaben des
Kapitäns. Capla hat mehrere Male öffentlich erklärt, dass er weiterhin fest an
Platz 6 glaubt, und hat den Januar 2008 als die entscheidende Phase ausgeguckt:
„In diesem Monat müssen wir siegen!“
Wie auch immer, nun also sozusagen Siege auf Knopfdruck und
unter Geldzwang. Wenn es denn funktionieren sollte, heiligt der Zweck wieder
einmal die Mittel. Aber selbst dann bliebe die Frage: Warum erst jetzt, da den
Verantwortlichen das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht?
Kluge Kapitäne gehen schwerem Wetter rechtzeitig aus dem
Weg. (jay)