Bill Stewart: "Auf dem Eis liegt die Wahrheit"

"Ich wünschte, wir würden schon morgen spielen", sagt Adler-Coach Bill Stewart. Er will möglichst schnell die Heimschlappe gegen Frankfurt abhaken und sein Team zu Siegen führen. "Eigentlich", sinniert er, auf den letzten Donnerstag angesprochen, "ist das ja alles ganz einfach. Wenn man den Gegner unterschätzt, hat man keine Chance." Schließlich, betont er, habe Frankfurt einiges gutzumachen nach der letzten Saison. Dass die Löwen sich bis auf den zweiten Tabellenplatz durchgebissen haben, nötigt Mannheims Trainer Respekt ab.
Schlechte Chancen-Verwertung
Er schüttelt über die Chancen, die sein Team nicht verwerten konnte, noch heute den Kopf: "Natürlich war Ian Gordon im Lions-Tor gut, aber man muss trotzdem einen der Schüsse reinbringen." Im dritten Drittel, da habe sich seine Truppe wohl selber leid getan, vermutet der Coach und fährt gleich fort, dass eines für den Rest der Saison stimmen müsse: "Die Einstellung!" Daran habe man bereits gearbeitet, in Gesprächen und auf dem Eis gleichermaßen. Und, weil vier Tore für Frankfurt gefallen seien, als die Adler in Puck-Besitz waren, müssen die Jungs jetzt das "eins gegen eins" Spiel verstärkt üben.
Schamgrenzen erreichen
Man müsse manchmal einen gewissen Punkt der Scham erreichen, um wieder nach oben zu kommen, vermutet Stewart. "Wir müssen einfach kapieren, dass wir um jeden Zentimeter kämpfen müssen, uns wird nichts geschenkt." Am Wochenende habe er auf der Bühne beim Eichbaum-Fest in Mannheim gestanden, erzählt der Coach, "ich hatte das Gefühl, wir müssten sofort wieder spielen, um den Eindruck vom Donnerstag wettzumachen." Er versteht die Fans, die sauer sind: "Mannheim ist eine Arbeiterstadt, die Leute hier schuften zehn Stunden am Tag hart, sie wollen etwas haben für ihr Geld und da haben sie recht. Wenn man hart arbeitet, will man doch zumindest den Gegenwert bekommen für das was man zahlt."
Fans zurückerobern
Seine Konsequenz: "Deshalb müssen wir am Freitag aufs Eis gehen und versuchen, unsere Fans zurückzugewinnen. Denn eines ist doch wohl allen klar, unser Sport ohne die Unterstützer, das wäre eine ziemlich einsame Geschichte." Man werde das Spiel vom ersten Bully an "wie in ein Playoff-Spiel behandeln, wir müssen tougher werden, wir müssen, jeder auf seiner Position, von der ersten bis zur letzten Sekunde kämpfen." Meint er, dass alle Spieler das gleichermaßen verstanden haben? Stewart nickt: "Ja, das haben sie, wir haben viel geredet nach dem Donnerstag-Spiel." Apropos Reden, wie war denn das so in der Chefetage?
Ein Team in der Chefetage
Stewart: "Das ist hier sehr positiv. Wir alle, Marcus Kuhl, Daniel Hopp, Matthias Binder, Rico Rossi, ich und alle anderen, die dazugehören, wir müssen nach außen zeigen, dass wir ein Team sind. Dass wir miteinander und nicht gegeneinander arbeiten." Ein Vorbild sein sozusagen. Dann klappt das auch auf dem Eis. Vor allem, wenn, wie Stewart betont, wieder Leidenschaft eingezogen ist in die Spielerköpfe. "Das haben wir im Training gemerkt."
Nicht auf andere schielen
Dass Köln, Düsseldorf oder andere Teams auch schon feste gestolpert sind in den ersten Spielen, interessiert Mannheims Headcoach weniger. "Klar", sagt er über alle großen Sorgenkinder der Liga, "ich denke, man kann nach drei Spielen nicht urteilen. 28 harte Wochen liegen vor uns und Teams müssen zusammenwachsen, eine Mannschaft bilden und nicht eine Gruppe von Namen sein", vor allem aber müsse man immer an sich selber arbeiten und nicht auf andere schielen. Und dann betont er in deutsch ("ich bemühe mich wirklich, auch aus Respekt vor den Fans, deutsch zu lernen, aber manchmal will ich ganz schnell was erklären und dann falle ich leider immer noch ins Englische"): Es ist vielleicht nicht so schlimm, dass wir gegen Frankfurt verloren haben, denn das hat den Wind aus den Segeln genommen und uns auf den Boden gebracht. Ab jetzt gilt bei jedem Spiel: Die Wahrheit liegt auf dem Eis." (A.v.B)