Bild und Ton, komme schon (2/2)Neben dem Eis
Zur Erinnerung. Wir sitzen umringt von Technik im Regieraum im Straubinger Stadion am Pulverturm. Von diesem Raum aus werden die Videowände im Stadion bedient. Und da gibt es einiges einzublenden und einzuspielen. Werbung vor dem Spiel, Einlauftrailer, das Telekom-Live-Bild, Einblendungen bei Strafen. Das Ganze muss natürlich vorbereitet werden. Florian Voit berichtet: „Am Spieltag bin ich zweieinhalb oder drei Stunden vorher hier. Dann bekomme ich von den Tigers einen USB-Stick mit aktuellen Daten, wobei die Vorbereitung schon am Donnerstag beginnt. Um 11.30 Uhr ist in Straubing immer die wöchentliche Pressekonferenz. Gegen 13 Uhr bin ich wieder im Sender. Dort schneidet Stefan den Vorbericht. Ich schneide dann die aktuellen Werbeblöcke, die zum Beispiel in der Drittelpause auf der Leinwand laufen. Bis Donnerstag, 12 Uhr können Werbekunden noch Inhalte ändern.“ Dabei stehen Änderungen praktisch auf der Tagesordnung.
Für die verschiedenen Spieltagsphasen hat er diverse Programme vorbereitet. Zunächst folgt ein 50-Minuten-Block. „Um 18 Uhr ist öffentlicher Einlass. Warm-up ist ab 18.50 Uhr. Danach läuft das Pre-Game. Und über meinen Knopf im Ohr bekomme ich ein Zeichen zum Abfahren des Spieltags-Openers.“ Nach dem Spiel gibt es zum Tagesabschluss noch die Pressekonferenz.
Ein kleiner Teil der Arbeit ist auch, zwei DVDs zu brennen. Denn beide Trainer erhalten nach der Pressekonferenz das komplette Spiel, denn auch für die Trainer ist das Videomaterial inzwischen sehr wichtig geworden. So berichtet Straubings Headcoach Larry Mitchell: „Ohne das können wir unseren täglichen Job nicht mehr machen. Es ist sehr wichtig für uns, Bildmaterial zu bekommen.“ Die Anwendungsmöglichkeiten sind dabei zahlreich. „Es wird Videomaterial geschnitten und den Spielern gezeigt. Überzahlblöcke, Unterzahlblöcke, einzelne Spieler.“ Dabei investiert sicher jedes Team und jeder Trainer anders. Mitchell sagt: „Ein Spiel zu schneiden und aufzubereiten, dauert etwa drei Stunden und dann, je nach dem was man gesehen hat. Man will natürlich auch zeigen, was die Spieler gut gemacht haben, aber es hilft sehr, um die Fehler zu zeigen, und dabei, dass man sie dann abstellen kann. Das sind auch etliche Stunden in der Woche.“ Doch auch ganze Spiele stehen auf dem Programm: „Ein, zwei Tage vor dem nächsten Spiel sehen wir uns noch mal das letzte Spiel gegen diesen Gegner an, um zum Beispiel nochmal deren Forecheck zu sehen. Wir nennen das Pre-Scouting.“ Die Arbeit mit dem Videomaterial ist durchaus zeitintensiv: „Acht bis zehn Stunden in der Woche sind das schon“, berichtet Mitchell.
Was für Zeitlupen und Wiederholungen es auf die Videowände schaffen, obliegt der Entscheidung von Florian Voit. Denn laut DEL-Regularien sollen keinen strittigen Szenen im Stadion als Wiederholung zu sehen sein. Einen Lehrgang von der DEL gibt es dafür aber nicht. „Wenn es ein Tor ist und nicht sofort Videobeweis angezeigt wird, lass ich das Tor drauf, das wollen die Leute ja sehen. Aber bei Strafzeiten oder Abseits blende ich meistens aus, weil man den Trainern ja kein Futter geben will und keine Diskussionen heraufbeschwören will.“ Dabei ist Zurückhaltung durchaus sinnvoll, denn hier kann die DEL auch Strafen verhängen, wenn sie der Meinung ist, dass die Szene zu strittig war.
Dass ein Bild im Internet, im Fernsehen oder auf der Videotechnik im Stadion ankommt, braucht es aber mehr als einen Mann von einer Firma. Die Verflechtungen sind bemerkenswert. In Straubing ist das Stadion im Besitz der Stadt, die Technik inklusive der Videowände gehören den Straubing Tigers und obliegen deren Verantwortung. Die NEP Broadcast Services GmbH macht in jedem DEL-Stadion die TV-Produktion für Telekom Eishockey und bucht für den Standort Straubing zwei Kameramänner von Donau TV dazu. Florian Voit, der ebenfalls beim niederbayerische Lokalsender arbeitet, ist von den Straubing Tigers gebucht.
Doch in einer Sportredaktion macht man natürlich nicht nur Eishockey. Von Basketball bis Fußball, Volleyball oder Trabrennen ist alles dabei. Dabei reichen überraschenderweise meistens seine 40 vertraglichen Arbeitsstunden. „Mal sind es 36, mal 45.“ Wobei die Arbeitszeit im Vergleich zu andern Berufen natürlich verschoben ist.
Und man kommt in dem Beruf auch ziemlich rum. So berichtet er über seine beruflichen Highlights: „Ein Highlight war der Salute-Cup. Den habe ich 2009 für das damalige DSF gefilmt. Gespielt haben Red Bull Salzburg gegen die LA Kings. Da habe ich mir nach dem Spiel auch Autogramme geholt.“ Da kam dann doch der Eishockeyfan in ihm durch. Auch sonst sammelt er kleine Andenken. „Und wenn es nur der Presseausweis und der Lenyard ist.“ Ein weiteres Highlight gab es erst vor kurzem: „Das Summer Game in Frankfurt war megageil. Da hatte ich Gänsehaut, als ich ins Stadion bin.“ Als Fan des TSV 1860 München blieb ihm, wie jedem Löwen-Fan, das Benefizspiel für Olaf Bodden in Erinnerung, dass er im Grünwalder-Stadion Filmen durfte.