Benefiz-Spiel: Adler sorgen für bewegte Stunden
Klare Worte bei den Adlern"Sowas hat man lange nicht gesehn"- fürwahr das Lied passte gut beim
großen Benefiztag der Mannheimer Adler für die Deutsche Leukämie-Forschungshilfe.
Beste Stimmung, 7000 begeisterte Fans, Promis en masse und vor allem
natürlich die alten Spieler, jene Cracks, die den Namen der Adler erst
mit Glanz belebten. Eine riesengroße Party, die vor allem zwei Männern
zu verdanken ist: In erster Linie Adler-Marketing-Chef Dag Heydecker,
der unglaublich viel Zeit, Mühe und Beziehungen investiert hat, dann
natürlich Ex-Adler-Goalie Mike Rosati, der die Aktion "Rosys Kids
Corner" einst ins Leben rief und der unermüdlich trommelte bei alten
Weggefährten.
Schon mittags ist die Gästekabine gerammelt voll. Es ist ein bisschen
wie bei einem Klassentreffen: Am Vorabend war man gemeinsam aus, hat
sich stundenlang viel zu erzählen gehabt, fand kaum ins Bett, so schön
war es und jetzt ist man erneut beisammen und freut sich immer noch. Bei
jedem Neueintreffenden gibt es ein großes Hallo. Christian Pouget wird
in den Arm genommen, Jan Alston, der verletzt ist und nicht mitspielen
kann, aber trotzdem dabei sein will, immer wieder umringt, Christian
Lukes strahlt man an oder Dieter Kalt, den nicht jeder gleich erkennt
mit seinen langen Haaren. Mike Hudson ist gar, auf eigene Kosten
natürlich, aus Übersee angejettet, Ron Pasco ist gekommen, Mike Stevens,
natürlich Stephane Richer und Lance Nethery, die das Allstar-Team
coachen. Alexander Erdmann, Sven Valenti, Philip Schumacher, Mark Etz,
alles gute Namen aus Mannheimer Landen, verstärken die Mannschaft. Jason
Young hat es sich nicht nehmen lassen zu kommen wie viele andere. Vier
Goalies sind an Bord: Bibi Appel, Christian Künast, Pavel Cagas und
natürlich Hauptperson Mike Rosati, der den ganzen Tag über nur strahlt
vor Freude über dieses Spiel. Der Mike, das wissen sie in Mannheim sehr
genau, war immer ein Adler mit ganzem Herzen, gerade in heutigen Zeiten
wohl eher eine Seltenheit.
Alle sind sie gerne gekommen, sagt Martin Ullrich, für den es "immer
etwas besonderes ist, wieder hier zu sein." Auch Pavel Groß hat alles,
was nach der Auseinandersetzung mit Adler-Coach Bill Stewart mal
zwischen ihm und dem Publikum gestanden sein mag, längst ad acta gelegt.
"Wir waren eine so gute Truppe hier," erzählt Gross Hockeyweb, "das war
einfach eine wunderbare Zeit." Bibi Appel denkt ähnlich, "es ist
wunderbar die Leute wiederzusehen."Philippe Bozon: "Es fühlt sich an wie
vor vier Jahren, die alten Gesicht, das Stadion, die Fans. Wir hatten
damals die Art von Team, die man nicht oft findet. Da kommen viele
Erinnerungen wieder hoch. Für mich war es überhaupt keine Frage
hierherzukommen, als ich gefragt wurde." Aussagen, die stellvertretend
stehen für die Meinung der anderen. Auch für Ron Pasco ist klar, dass es
solch ein Team, wie man es in Mannheim einst hatte, selten geben kann.
Das waren die Zeiten, als sich die sportliche Leitung noch jeden
einzelnen Spieler vor der Verpflichtung genau ansah, als auch noch
Charakter zählte und nicht nur Talent, sagen viele an diesem Tag e den
alten Zeiten nachtrauernd.
Vor dem Spiel der alten gegen die neuen Adler wirbelt Stadionsprecher
"The Voice" Udo Scholz auf dem Eis, um all die Promis vorzustellen, die
beim ersten Spiel auftreten. Auch er hat seine Beziehungen spielen
lassen, viele Telefonate geführt und dabei etliche Leute an Land
gezogen. Die Liste ist lang, hier nur einige Auszüge jener, die sich in
den Dienst der guten Sache stellen: Miroslav Klose vom 1. FC
Kaiserslautern ist dabei, Premiere-Moderator Michi Leopold, der nie nein
sagt, wenn ihn die Adler um solch einen Gefallen bitten, Marcus Kuhl,
Sportmanager der Adler, der auch ein Tor schießt, die Fußballer und
Ex-Fußballer Axel Roos, Karl-Heinz Förster, Maurizio Gaudino,
Ex-Radfahrer Willi Altig,Dominik Domikovic von den Kröstis, der zur
Gaudi aller mehr aufs Eis getragen wird als dass er selber vorwärts
kommt. Die Frauen vertreten grandios Boxerin Silke Weickenmeier und
Motorradfahrerin Katja Pönsgen. Dass James Münch, Elias Vorlicek und
Bubu Malinowski besonders umjubelt werden, versteht sich eigentlich von
selbst. Auch Boxer Axel Schulz erhält großen Applaus. Er hat Geburtstag
und wird von Stadionverwalter Andy Moray mit einer Torte überrascht.Die
Schau stehlen den Promis aber die Kleinsten im Bunde: Die Söhne der
Eishockeyspieler Frankie Groleau, Mike Stevens, Devin Edgerton, Todd
Hlushko und Steve Junker. Die Dreikäsehochs sind nicht nur unglaublich
niedlich, sie spielen auch supergutes Eishockey, selbst, wenn sie noch
manchmal auf dem Hosenboden landen.
Ein weiterer Höhepunkt: Vier Söhne Mannheims schnallen die
Schlittschuhe an. Darunter Claus Eisenmann, der später geschafft, aber
glücklich im Kabinenbereich verkünden wird: "Ich hab drei Tore gemacht."
Respekt, Sohn Mannheims! Hoch rechnen die 7000 Fans den Söhnen Mannheims
an, dass sie sich in den Dienst der guten Sache stellen. Xavier Naidoo
zu Hockeyweb: "Ich bin froh, dass es diesmal geklappt hat. Zwei mal
vorher haben wir es leider nicht geschafft. Ich bin begeistert von der
Aktion für die Kinder. Ich finde es gut,wenn wir in Mannheim
zusammenhalten. Nächstes Jahr spiele ich vielleicht sogar mit, nachdem
ich festgestellt habe, wie viele andere auch nicht Schlittschuhlaufen
können." Die Söhne Mannheims spielen alte und neue Songs, darunter den
Titel, der erst jetzt herauskommt: "Mein Name ist Mensch."
Das Gänsehautgefühl geht nahtlos weiter, denn jetzt kommen die jungen
alten Stars aus den Adler-Reihen. Mike Rosati muss gleich die Welle
machen, der Italokanadier strahlt, Legende Harold Kreis ist natürlich
einer der ganz Großen auf diesem Eis, ihren Harry lieben sie heiß und
innig. Jeder einzelne - und es mögen an die 30 sein - wird herzlich mit
Sprechchören begrüßt. "The boys are back in town", legt dazu DJ Tim auf.
Schieri Peter Slapke, verehrt von den Fans, kann nicht kommen, er hatte
einen Autounfall, spontan hat Wolfgan Hellwig zugesagt, Riesenapplaus
ist ihm sicher. Er lässt das Spiel laufen und es ist gleich klar, auf
wessen Seite die Fans sind: Auf die der Blauen, dort, wo ihre alten
Lieblinge mitkämpfen. Die legen auch gleich richtig los, überwinden
Richard Shulmistra und später Danny aus den Birken, der übrigens dennoch
eine glänzende Figur macht. 12:6 steht es am Ende, doch was sagt schon
ein Ergebnis in einem solchen Spiel. Wenngleich es bisweilen doch mehr
zu sein scheint als eine rein freundschaftliche Begegnung: "Seht Ihr
Adler, so wird es gemacht", rufen die Leute und der Coach des jetzigen
Teams, Bill Stewart, muss sogar Pfiffe einstecken. Nein, in Mannheim ist
man längst nicht mehr nur in spaßiger Laune, wenn es um den Ist-Zustand
geht und so wird auch immer häufiger diskutiert, woran es liegen kann,
dass Eishockey nicht mehr so viel Spaß macht wie früher, wer Teams
zusammenstellt, wie es in Zukunft sein könnte.
Doch dann überwiegt wieder die Freude über diesen grandiosen Tag.
Lance Nethery spritzt Wasser auf die Spieler, Harold Kreis stützt sich
auf einen Pinguin der Laufschule, der Schiedsrichter zieht Danny aus den
Birken einfach das Tor ein paar Meter weit weg. Die Jungadler im
Jetzt-Adler-Team schlagen sich übrigens sehr gut, man merkt, dass ihnen
die deutsche Eishockey-Zukunft gehört.
Richtig ans Herz geht dann der Abschluss des Tages, wenn die Kinder
der Klinik auf einem Transparent allen danken, wenn Dag Heydecker sich
freut, einen Scheck über 81 000 Euro an Mike Rosati übergeben zu können.
Der reicht ihn mit großer Freude und Bewegung weiter an Martin Stachniss
von der Deutschen Leukämie Hilfe. Stachniss ist begeistert von dem
Engagement alles, bei den ersten drei Spielen kamen insgesamt 184 000
Euro zusammen, jetzt bei einem 81 000. Ordner fahren ein krankes Kind im
Rollstuhl auf die Eisfläche, der Schiedsrichter schiebt es vorbei an all
den Cracks, die Spalier stehen. Bewegende Momente, die jeden im Rund
anrühren. (Angelika von Bülow)