Baxi, das war Jensationell!Hockeyweb-Reporter Ronald Toplak zum Karriere-Ende von Jens Baxmann

Ich schluckte, als ich die Nachricht las: Jens Baxmann beendet vorzeitig seine Karriere. Neben Frank Hördler, amtierender Kapitän des Meisters Eisbären Berlin, der letzte noch aktive Held der legendären 1985er-Generation. Was haben uns diese Jungs für Spaß gemacht. Reportern und Zuschauern. Franky zum Glück ja noch immer, jetzt sogar gemeinsam mit seinem Sohn Eric.
Ja, ich war ein Fan von Baxi. Sicher, mit 37 Jahren darf man die Schlittschuhe an den Nagel hängen. Aber nicht so! Schade! Eine schwere Augenverletzung, im Training erlitten, zwang den ehemaligen Nationalspieler nun zu diesem Schritt. Zum Glück konnte durch eine Operation im Klinikum Görlitz Schlimmeres verhindert werden. Noch immer gehörte er als Assistenz-Kapitän zu den unumstrittenen Führungspersönlichkeiten der Lausitzer Füchse, hatte sein Wort Gewicht.
Ich war mir eigentlich sicher, dass der Verteidiger Rekordspieler beim DEL-Rekordmeister aus der Hauptstadt wird. Er war auf dem besten Wege dahin, als Eisbären-Ikone Sven Felski aufhörte. Ich hatte die Sonderseite schon im Kopf. Doch dann die Trennung. Aus Gründen, die ich noch immer nicht wirklich verstehe. Verstehen will.
Baxmann begann in Schierke das Schlittschuhlaufen, wurde beim Braunlager SC ausgebildet. Anschließend wechselte er zum DNL-Team der Eisbären. Der gebürtige Wernigerroder kam 2003 zu seinem ersten Profieinsatz. Ich war live dabei. Damals! Mit dem EHC holte er dann sieben Meistertitel. Ein echtes Urgestein. Nach schier unglaublichen 20 Jahren an der Spree und einem Zwischenstopp in Iserlohn unterschrieb Baxmann noch einmal in Weißwasser. Einem Ort, der ebenfalls Eishockey-Tradition lebt. Fühlt. Atmet. Seine letzte Station.
Mister Zuverlässig wurde er genannt. Dieser Ruf kam nicht von ungefähr. Er war ein Kämpfer. Harzer Brocken. Kein Zauberer. Oft unterschätzt. Doch auf den Defensiv-Spezialisten war immer hundertprozentig Verlass. Schnörkellos. Abgezockt. Routiniert. Zudem (zumeist) als Gute-Laune-Bär.
Immer, wenn ein Spieler des goldenen Jahrgangs des EHC aufhört, ist es für mich wie ein Stich ins Herz. Es macht mir mein eigenes Alter bewusst, wenn die Karriere eines Sportlers plötzlich endet, die ich praktisch von Anfang bis Ende begleiten durfte. Bei dem ich zuschaute, wie er erwachsen wurde.
"Das ist ein Geschenk", sagte mir einmal mein Chef. Dieser Satz trifft den Nagel auf den Kopf. Dafür bin ich dankbar. Als ich die Jungs um Baxmann kennengelernt habe, waren sie noch eben solche. Teenager. Fast noch Kinder. Unbeschwert. Unverdorben. Unrasiert. Bartwuchs war kaum, oder noch gar nicht vorhanden. Doch sie überzeugten. Schnell! Auf und neben dem Eis. Blieben alle (fast) durchgängig ihrem Klub treu, später auch souverän, wenn es mal nicht so lief. Echte Identifikations-Figuren. Bodenständig. Niemals abgehoben. Trotz aller Erfolge. Von einem solchen Auftreten können sich einige Herren Profis heutzutage ein gewaltiges Stück abschneiden. Er nahm es sogar hin, als ich ihn dereinst in Anlehnung an "Batman" zu "Baxman" machte, per Fotomontage in ein Kostüm des Fledermaus-Titanen steckte. War ja nicht böse gemeint, sollte nur seine Superhelden-Kräfte bildlich darstellen. Eben die krude Gedankenwelt eines Boulevard-Journalisten. Dass es natürlich etliche Kommentare der Teamkollegen in der Kabine gab, geschenkt. "Was hast du da wieder gemacht, Toppi?!", sagte er mit einem kurzen Achselzucken. Griente dabei schelmisch. Schwamm drüber. Ich könnte endlos Geschichten erzählen. Anekdoten. Über Baxmann. So zum Beispiel, dass er auf dem Weihnachtsmarkt in Halberstadt bei einem Showmatch entdeckt wurde. Aber dies habe ich ja schon getan. Es ist alles gesagt. Geschrieben. Im Laufe eines langen Sportler- und Reporter-Lebens. Allein mit den gesammelten Schlagzeilen könnte Baxmann wahrscheinlich nicht nur sein Wohnzimmer tapezieren.
Er ist eine Institution. Legende. Das wird auch so bleiben. Sein Trikot gehört unter das Dach der MBA, die Rückennummer 29 nicht mehr vergeben. Punkt! Mir bleibt nur, den Hut zu ziehen. Vor einer großen Karriere. Und einem tollen Menschen. Um es boulevardesk auszudrücken: "Baxi, dit war Jensationell!" Mach's gut. Auf Wiedersehen! Vielleicht bei den Eisbären.
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