Aus der Ferne betrachtet: Ausländer, Deutsche und Nachwuchsspieler
Ich bin Ausländer. Jedenfalls an meinem derzeitigen Wohnort
und ich kann das hier auch nur schwer verbergen. Ich sehe weder aus wie ein
Chinese, noch kann ich mich in der hiesigen Sprache besonders gut verständigen.
Damit auch im Straßenverkehr jeder merkt, dass er es bei mir mit einem
Ausländer zu tun hat, ist mein Kennzeichen am Auto schwarz, während das meiner
chinesischen Kollegen blau ist.
Angst muss in China aber keiner haben, dass auf einmal mehr
Ausländer als Chinesen hier arbeiten, denn von den ca. 1,3 Milliarden Chinesen
leben ungefähr 15 Millionen in Peking, während hier gleichzeitig nur ein paar
Tausend Ausländer ihren Wohnsitz haben.
Anders war dagegen jahrelang die Situation in der Deutschen
Eishockey Liga. Da standen Mitte der 90iger Jahre nach dem Bosmann - Urteil
eine unbeschränkte Zahl an Spielern aus dem Ausland ein paar Quotendeutschen
gegenüber, bis man anfing, die Zahl der Ausländerplätze nach und nach wieder zu
reduzieren.
Der bislang letzte Schritt in dieser Entwicklung ist der
Beschluss aus der vergangenen Woche, die Zahl der pro Spiel spielberechtigten
ausländischen Spieler auf zehn zu begrenzen.
Ich finde das gut und richtig aber die gleichzeitig bekannt
gegebenen Beschlüsse zur Nachwuchsförderung finde ich eigentlich noch
wichtiger, denn letztlich wird das Niveau der deutschen Spieler nur von der
Tatsache, dass mehr eingesetzt werden müssen, nicht besser.
Endlich hat man sich zu verbindlichen Regeln durchringen können,
so dass mit den Alibi-Kooperationen und Ausreden vielleicht wirklich bald
Schluss ist. Hamburg kann nicht mehr auf die Arbeit bei den Juniors der
Eisbären in Berlin verweisen, um die Kosten für Nachwuchsarbeit zu sparen, und
die Kooperationen mit Vereinen irgendwo im hinteren Absurdistan sollen auch
nicht mehr zählen, sondern die Kooperationspartner sollen in der Regel im
Umkreis von 30 km um den DEL-Standort angesiedelt sein. Selbst an Vorgaben zu
professionellen Nachwuchstrainern und Ligenzugehörigkeiten der Jugend und
Juniorenteams hat man bei den Regelungen nicht vergessen.
Mal davon abgesehen, dass es eigentlich traurig stimmt, dass
es offenbar nötig ist, einige Clubs auf diese Weise zu vernünftiger Arbeit
zwingen zu müssen, hab ich auch so meine leisten Zweifel im Hinterkopf, ob die
Beschlüsse denn auch wirklich von allen Clubs umgesetzt werden.
Sicherlich lassen sich Clubs wie Mannheim, Köln und Berlin
die Nachwuchsarbeit schon seit geraumer Zeit eine ganze Stange Geld kosten, die
sich aber gerade bei den drei Clubs auch schon in guten Spielern auszuzahlen
beginnt. Natürlich muss man anerkennen, dass andere Clubs wie Düsseldorf ihre
Anstrengungen stark erhöht haben aber es gibt eben auch Clubs in der DEL, von
denen man noch nie etwas ernsthaftes zum Thema gezielte Nachwuchsförderung
gehört hat. Dass es sich dabei nicht nur um die etwas klammeren Clubs handelt,
sondern auch vermeintliche Spitzenteams wie Nürnberg oder Hannover in höheren
Nachwuchsligen gar nicht vertreten sind, zeigt, wie notwendig die Beschlüsse
waren. In Hamburg, wo bisher Nachwuchsarbeit irgendwie nur in der PR-Arbeit
vorkam, hat man die Pläne für den Bau einer zusätzlichen Eisfläche vielleicht
rechtzeitig genug geschmiedet, um nun auch mal ernsthaft mit Nachwuchsarbeit zu
beginnen. Das gehört zu Sport ja irgendwie dazu, auch wenn es natürlich nur
wenige Showelemente beinhaltet.
Und da sind sie dann wieder meine Zweifel: Was passiert
denn, wenn die Knaben, Schüler und DNL – Jahrgänge aus Hamburg es 2010 alle
nicht schaffen, sich wie für eine entsprechende geforderte Klasse zu
qualifizieren? Wird den Hamburg Freezers dann die DEL – Lizenz entzogen? Oder
muss man diese Konsequenz nur in Straubing, Wolfsburg oder Duisburg befürchten,
weil die ohnehin keiner in der Liga haben will?
Die üblichen Verschwörungstheoretiker, werden ohnehin wie
üblich einen älteren Herrn aus den USA verdächtigen, diese Regeln erdacht zu
haben, um den reichen Clubs eine legale Möglichkeit zu schaffen, sich die
Habenichtse wieder vom Hals zum schaffen. Aber der Mann aus den USA ist ja
schließlich bis zur Klimaerwärmung an allem schuld, wenn man aus dem Westen der
Hauptstadt stammt.
Nun ja, dass es in Duisburg noch lange DEL – Eishockey gibt,
glaubt ja nun jetzt schon kaum noch einer von den paar Leuten, die sich das
noch regelmäßig ansehen und vielleicht sollte sich man sich in Stuttgart schon
mal nach ein paar Nachwuchstrainern umsehen.
Für den Rest und vor allem für uns Fans hoffe ich, dass
endlich wirklich mal etwas passiert in Sachen Nachwuchsförderung und alle mal
am selben Strick ziehen und diesmal auch an derselben Seite. 2010 findet die
Eishockey - Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Im Heimatland vielleicht
mal ein Halbfinale mit dem eigenen Team zu sehen, wäre doch die Mühe der
Nachwuchsförderung wert, oder?
Es grüßt aus dem Land, in dem Eishockey noch immer deutlich
weniger populär ist, als in Duisburg.
Torsten Weidemann
Torsten Weidemann wohnt in China und wird in dieser Saison
aller Voraussicht nach nicht ein Spiel der schönsten Sportart der Welt in
Deutschland sehen. Er ist nur über das Internet dabei und beobachtet und
kommentiert das Geschehen aus der Ferne.