Auftakt-Sieg für die Lions: 4:3 in Hamburg

„Stell‘ dir vor, es sind
Pre-Playoffs und keiner geht hin“ und „Stell dir vor, es sind Pre-Playoffs und
die Spieler wissen nichts davon“ . So oder ähnlich hätte das Motto für das
erste Spiel der Qualifikationsrunde zwischen den Hamburg Freezers und den
Frankfurt Lions lauten können. Gerade einmal 5000 Zuschauer verloren sich in
der knapp 13.000 Zuschauer fassenden Color Line Arena. Geisterkulisse.
Wer erwartet hatte, dass
die Freezers – immerhin das zweitbeste Team der letzten Monate – von Anfang an
ein Ausrufezeichen setzen wollten, wurde schnell eines Besseren belehrt. Wer
geglaubt hatte, die Lions würden sich mit bedingungsloser Hingabe den Frust der
letzten Niederlagen von der Seele fighten und sich wie in früheren Jahren in
die Playoff-Serie beißen, der hatte ebenfalls falsch gedacht. Einsatz, Kampf,
Leidenschaft – auf beiden Seiten Fehlanzeige!
Natürlich hatten die
beiden Referees, Daniel Piechaczek und Willi Schimm, gleich vom ersten Bully an
deutlich gemacht, wohin die Reise an diesem Abend gehen sollte. Mit zwei
geradezu lächerlichen Strafen gegen die Hamburger Delmore (1. Minute wegen
Halten) und Blanchard (3. Minute wegen Stockschlag) versuchten sie körperbetontes Spiel von Beginn an zu
unterbinden. Eine derart übertriebene Linie, die die beiden Unparteiischen - die
sich im Übrigen immer wieder dadurch „auszeichneten“, dass sie den Spielern im
Weg standen - natürlich nicht durchhalten konnten. Aber das allein kann nicht
der Grund für dieses zerfahrene Spiel der beiden Teams sein, das nur selten den
Eindruck vermitteln konnte, dass es um den Start einer KO-Serie ging.
Als die Hamburger die
anfänglichen Unterzahl-Situationen überstanden hatten, kamen sie etwas besser
ins Spiel, wirkten etwas präsenter und abgeklärter als die harmlosen Lions. Das
1:0 durch Alexander Barta (10. Minute)
war zu diesem Zeitpunkt auch verdient. Mit fortschreitender Spieldauer ließen
die Freezers das Spiel wieder schleifen, Frankfurt kam zu immer besseren Chancen. Gerade hatte Freezers-Goalie Pelletier noch
mit einem großartigen Reflex gegen Biron geklärt, da war es Pat Kavanagh, der den
Rebound zum Ausgleich verwandelte.
Im zweiten Abschnitt
wirkten die Gäste zunächst etwas spielbestimmender, mussten dann aber staunend
zusehen, wie leicht man an diesem Abend Tore erzielen konnte. Der agilste und
schnellste Mann auf dem Eis, der Hamburger Stürmer Richard Mueller, war das
ideenlose und lahme Puckgeschiebe auf beiden Seiten offensichtlich leid. An der
Mittellinie schnappte sich Mueller den Puck, umkurvte auf seinem Weg diagonal
auf die andere Seite beinahe die gesamte Frankfurter Mannschaft, die staunend und
regungslos zusah, und schlenzte den Puck an dem ebenfalls erstarrten Gordon
vorbei in den Winkel. Die einzige wirklich sehenswerte Aktion des gesamten Abends.
Die Freezers führten zum
zweiten Mal. Und zum zweiten Mal ließen sie sich die Führung aus der Hand
nehmen. Jason Young profitierte in der 22. Minute von der Schlafmützigkeit der
Hamburger Abwehr, die wohl in Gedanken noch in der Kabine weilte.
Kurz darauf standen die beiden
Schiedsrichter wieder im Mittelpunkt. Der Hamburger Kapitän Clarke Wilm hatte
sich durchgetankt, fuhr allein auf Gordon zu und wurde im letzten Moment von
Lions-Verteidiger Kunce von den Beinen geholt. Diesmal entschieden sich Schimm
und Piechaczek Milde walten zu lassen, zwei Minuten für Kunce statt des durchaus
zu vertretenden Penaltys.
Zwei Minuten später dann
die erneute Führung für die Norddeutschen. Zwei Schritte hinter der blauen
Linie zog Tripp einfach mal ab und schon stand’s 3:2.
Und wieder schenkten die
Hausherren die Führung her. Diesmal war der ansonsten vorzüglich haltende
Jean-Marc Pelletier. Einen Querpass durch seinen Torkreis, der unbehelligt im
Niemandsland gelandet wäre, stach der Hamburger Schlussmann in der 50. Minute Heerema
genau auf den Schläger. Der sagte „Danke“ und es stand 3:3.
Damit aber nicht genug.
Dreieinhalb Minuten vor dem Ende wurden die Freezers dann endgültig für ihren
zerfahrenen Auftritt bestraft. Wieder
war es Heerema. Diesmal mit einem Schlagschuss aus der Halbdistanz, dem die
Freezers leidenschaftslos zuschauten wie er neben Pelletiers Fanghand im Tor
einschlug. 4:3 für die Lions, die dieses
Ergebnis mühelos über die Runden brachten.
„Wir können ein bisschen
besser spielen“, zog ein enttäuschter Paul Gardner nach Spielschluss das
Resummee für seine Freezers. „Ein bisschen besser“ wird aber höchstens dann reichen,
wenn die Lions am Freitagabend ähnlich
leidenschaftslos auftreten wie am Donnerstag. „Wir müssen uns steigern“, gab
Lions-Coach Rich Chernomaz in der Pressekonferenz bekannt. Es wäre schön, wenn
beide Teams die Wünsche ihrer Trainer beherzigen würden. Ein kleines bisschen Playoff-Charakter
wäre schon ganz nett. (jp)
Hamburg Freezers -
Frankfurt Lions 3:4 (1:1, 1:0, 1:3)
Tore:
1:0 - 09:54
- Barta (Tripp, Blanchard) - PP1
1:1 -
16:12 - Kavanagh (Gawlik, Kunce) - EQ
2:1 -
28:04 - Mueller (Delmore, Barta) - EQ
2:2 -
41:32 - Young (Taylor) - EQ
3:2 -
45:26 - Tripp (Sarno, Smyth) - PP1
3:3 -
49:17 - Heerema (Taylor, Biron) - EQ
3:4 -
56:22 - Heerema (Taylor) - EQ
Schüsse:
Hamburg: 23 (10-6-7) - Frankfurt: 31 (10-11-10)
Strafen:
Hamburg: 10 Minuten - Frankfurt: 10 Minuten
Schiedsrichter:
Willi Schimm/Daniel Piechaczek (Ponomarjow, Brodnicki)- Zuschauer: 5194