Aufbruchstimmung bei den Frankfurt Lions
Einen Tag vor der Abreise ins Trainingslager nach Südtirol herrschte auf der Geschäftsstelle der Frankfurt Lions reger Verkehr. So gaben sich zum Beispiel die Spieler Sebastian Osterloh und Ilja Vorobjew die Klinke in die Hand, um noch ein paar organisatorische Dinge zu klären. Einer, der dieses Treiben sein ganzes Leben nur aus Spielersicht kannte, sitzt nun auf der anderen Seite des Schreibtisches: Manager Dwayne Norris. "Ja, es ist ein neues Leben", sagte Norris am Freitag. "Nachdem wir in den Play-offs ausgeschieden waren habe ich sofort als Manager angefangen. In den letzten vier Monaten habe ich daher nahezu ununterbrochen telefoniert, mit Agenten gesprochen und Spieler verpflichtet", resümierte Norris. Mit der letzten Verpflichtung von Regehr im Juli schien die Arbeit von Norris am Kader erledigt, denn die neue Mannschaft der Lions stand.
Der Kader hatte bis vor fünf Tagen bestand, ehe Pat Lebeau den Manager informierte, dass er gern in die NHL wechseln möchte. "Ich war überrascht und habe Pat gefragt, wie realistisch er es findet, dass ein 37-jähriger einen Vertrag in der NHL bekommt", erzählte Norris. Lebeau hielt es für realistisch und binnen zwei Tagen war der Auflösungsvertrag unterzeichnet. In diesem Vertrag wurde vereinbart, dass Lebeau in dieser Saison, egal was passiert, nicht mehr in die Deutsche Eishockey Liga wechseln darf. Ausgenommen sind natürlich die Lions. Dafür verzichten die Hessen auf eine Zahlung von 200.000 US-Dollar, die fällig werden würde, sollte Lebeau in der NHL zum Einsatz kommen. Eine großzügige Geste der Lions. "Pat hat vier Jahre das Eishockey der Lions geprägt. Wir unterstützen ihn bei seinem Vorhaben und verzichten daher auf die Abschlagszahlung, die zudem sein Engagement in der NHL noch mal erschwert hätte", begründete Norris die Entscheidung, ergänzte aber auch, dass dies nicht bedeuten soll, dass es den Lions finanziell so super geht, dass man das Geld hätte nicht gebrauchen können.
Somit findet sich Norris wieder am Handy wieder, und schaut sich nach einem adäquaten Ersatz um. "Wir suchen einen Außenstürmer, der spielerische Fähigkeit besitzt und torgefährlich ist. Über allem stehen aber seine Einstellung und sein Charakter. Auf diese Eigenschaften habe ich bei allen Verpflichtungen geachtet", berichtet Norris. Der Kritik, die Lions hätten mit Lebeau, Kelly, Hackert, Podhradsky und Norris fünf Spieler mit Entertainment Garantie verloren entgegnete Trainer Chernomaz forsch, dass dies Spieler wie Ulmer, Vorobjew, Hahn und Regehr auch zeigen werden. Zudem erwartet der Trainer, dass die Spieler Taylor, Henderson, Smrek, Danner, Wörle, Osterloh eine weitere Entwicklung machen werden bzw. in der vergangenen Saison noch nicht ihr Potential ausgeschöpft hatten.
Er ergänzte, dass das Augenmerk darauf lag, die Verteidigung besser zu machen. "Und dies ist uns gelungen. Marshall für Alanko, Kopitz für Peacock und Regehr für Podhradsky. Dazu noch Armstrong, Smrek und Osterloh. Ich finde, damit haben wir eine gute Defensive", sagte Chernomaz. Auch im Angriff sind sich Trainer und Manager sicher, dass man sich verstärkt hat. Und über allem sollen das Team und der Teamgedanke stehen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir ein besseres Team in dieser Saison haben und dass die Verantwortung auf mehreren Schultern liegen wird", glaubt Chernomaz. Und Norris, scheinbar immer noch sauer ergänzte, "mit vier ausgeglichenen Reihen hätten wir Mannheim in den Play-offs geschlagen".
Wann der Lebeau Ersatz nach Frankfurt kommt, ist noch unklar. "Ich hoffe am Samstag, es kann aber auch noch 4 Wochen dauern. Es gilt eine Schlüsselposition zu besetzen, da dürfen wir uns keinen Schnellschuss erlauben", geht Norris eher davon aus, dass der Neue wohl nicht mehr in den Genuss der Südtiroler Berge kommen wird. In Italien wird dann auch der angeschlagene Vorobjew wieder ins Training einsteigen. Den Neuzugang plagen derzeit Rückenschmerzen. Ansonsten sind alle Spieler laut Norris sehr fit in Frankfurt angekommen und voll belastbar. (Frank Meinhardt - Foto by City-Press)