Aufamten bei den Adlern: Mit Sieg in die Pause

Die Erleichterung war praktisch mit Händen greifbar, im Kabinengang, bei
der Pressekonferenz, auf den Rängen. Die Mannheimer Adler gewannen verdient mit 7:2
gegen die Freiburger Wölfe und die Cracks mussten Ehrenrunden drehen.
Einen riefen die Fans besonders laut: Robert Hock, der einen Hattrick
geliefert hatte. Für den Spieler zwar ein Grund zur Freude, aber, viel
wichtiger für ihn: "Wir haben drei Punkte, das zählt." Verhehlen wollte
der Stürmer, immer einer der Besten im Team seit Saisonbeginn, aber
nicht, dass ihn der Jubel der Fans ungemein gefreut hatte.
Die Wölfe kamen gehandicapt an, Stammgoalie Haas stand nicht zur
Verfügung, Thomas Jetter musste in den Kasten und machte anfangs eine
beachtliche Figur. Vor allem, als zu Beginn des ersten Drittels die
Adler plötzlich in 5:3 Überzahl spielten. Kein zählbares Ergebnis für
Mannheim in dieser Situation. Ganz anders bei Freiburg, Kennedy drückte
soeben die Strafbank, da kamen die Wölfe nach vorn, der Puck prallte an
einem Mannheimer Verteidiger ab. Seliger war überrumpelt, die Scheibe
war drin, die Freiburger führten. Bousquet bekam den Treffer
gutgeschrieben. Eiskalte Dusche für die Mannheimer, die auf dem Eis und
die auf den Rängen gleichermaßen. So baut man Gegner auf und die Wölfe
kamen in Folge besser ins Spiel. Die Adler zu diesem Zeitpunkt
orientierungslos und nervös, da fehlte jedes Selbstvertrauen. Doch dann
kam in der 15. Minute Robert Hock, der von Edgerton und Molling bedient
worden war, und erzielte den Ausgleich, ungemein wichtig zu diesem
Zeitpunkt.
Das zweite Drittel war mal eben 27 Sekunden alt, man spielte vier
gegen vier, da ließ Frankie Groleau einen Riesenschuss los, Roach hatte
vorgelegt, die Adler führten mit 2:1. Podollan als Schütze, Ullmann und
Martinec als Assistenten trugen sich in der 23. Minute in die Listen
ein, 3:1 nun der Spielstand. Alles schien in Ordnung, da musste Pyka
raus, die Wölfe kamen pfeilschnell vor, Vasicek (auf Slivchenko)
markierte den Anschlusstreffer. Im Powerplay waren dann die Mannheimer
zum 4:2 in der 33. Minute erfolgreich mit einem Superschuss von Hock.
Groleau und Kennedy hatten assistiert. In Folge spielten vor allem die
Mannheimer, von Nervosität war jetzt nicht mehr viel zu spüren. In der
35. Minute traf Ullmann, der von Podollan und Martinec ins Bild gesetzt
worden war.
Freiburg kam oft ruppig daher, hielt und hakte, ohne vom
Schiedsrichter für manche Fouls gerügt zu werden. Vor allem Rene Corbet
musste sich immer wieder seiner Haut wehren, wenn er von vorne und
hinten gleichzeitig attackiert wurde. Die Adler revanchierten sich mit
Toren. In der 44. Minute mit dem 6:2 durch Ullmann und in der 46. erneut
durch Hock (auf Martinec und Podollan). 7:2 auch der Endstand, obwohl
Helmut de Raaf offensichtlich gerne noch ein Törchen mehr gesehen hätte,
im letzten Powerplay des Spiels setzte er Corbet, Carciola, Edgerton und
Podollan mit Roach ein, offensive Spieler allesamt.
4700 Zuschauer jubelten ihrem Team zu, Ehrenrunden standen an. Helmut
der Raaf wirkte sichtlich erleichtert auf dem Gang zur Pressekonferenz.
Auch Club-Gesellschafter Daniel Hopp merkte man an, dass er heilfroh war
über diesen Sieg. Wichtig sei das gewesen vor der Pause, betonte Hopp
und auch, dass er sich sehr für Helmut de Raaf freue. In Sachen
Verträgen gibt es noch nichts neues, meinte der Gesellschafter, man
ließe sich jetzt etwas Zeit. Unrichtig sei auf jeden Fall, dass über
Francois Groleaus Zukunft bereits entschieden sei, wie eine Zeitung
gemeldet hatte. "Er spielt gut, er spielt hart, wir warten ab", lautete
die Auskunft. Erstmal sei die Pause wichtig, damit Team und Trainer
aufbauen könnten.
Freiburgs Trainer Horst Valasek gratulierte den Adlern zum
"hochverdienten Sieg", sein Team habe nur im ersten Drittel mithalten
können. Manche Spieler, haderte der Coach, würden sich viel zu früh
aufgeben, "dann sitzen wir meistens auf der Strafbank oder verstecken
uns." Nur ein paar seien immer im Einsatz, und das sei eindeutig zu
wenig. Dieser Einschätzung stimmte auch Christoph Sandner zu. "Wir haben
ganz gut angefangen," meinte er zu Hockeyweb, "aber dann sind wir wieder
in unseren alten Trott verfallen." Es ginge nicht an, dass immer
dieselben Spieler alles geben würden, "es muss ein Ruck durch die
Mannschaft gehen." Bislang, so der Freiburger Stürmer, "verkünsteln wir
uns zu oft, wir müssen konsequenter DEL-Hockey spielen, die Scheibe
rein, die Scheibe raus. Wir haben gute Phasen, aber das reicht nicht."
Ziel sei der Nichtabstieg und "wir müssen jetzt Gas geben, es reicht
nicht, wenn wir erst ganz zuletzt loslegen." Dass die Adler Helmut de
Raaf als Coach eingesetzt haben, freute Sandner: "Endlich mal wieder
einen deutschen Trainer, das ist gut."
Helmut de Raaf war glücklich "über den ersten Heimsieg unter meiner
Leitung, die Zuschauer hatten ihn sich verdient." Man habe sehr
verhalten begonnen, die Spieler seien nervös gewesen, aber sie hätten
sich in den Dritteln zwei und drei gesteigert und viele Chancen
herausgespielt. Letztendlich habe man verdient gewonnen. Das Überzahl-
und das Unterzahlspiel habe man verbessern wollen, das sei nur sehr
bedingt gelungen.
Rene Corbet sah den Sieg als sehr wichtig an: "Wir mussten einfach zu
Hause gewinnen." Der Sieg habe, meinte der Stürmer ganz poetisch, "ein
Lächeln auf unsere Gesichter gezaubert."
Er freute sich auf die Pause: "Jeder von uns will lernen, wir wollen
arbeiten in den zwei Wochen." Dass er besonders hart attackiert werde
von den Gegnern, sei einfach normal, meinte Corbet, wenn auch nicht
besonders schön. "Aber damit muss ich wohl leben, die anderen versuchen
natürlich, unsere Chancen zu vereiteln."
Auch für Torwart Marc Seliger waren die drei Punkte eine
Erleichterung. "Gegen Freiburg mussten wir einfach gewinnen," meinte der
Goalie zu Hockeyweb, "die richtige Prüfung kommt nach der Pause im Spiel
gegen Düsseldorf." Jetzt aber könne man erstmal "ohne Stress arbeiten in
der Pause", was auch unbedingt nötig sei. Frankie Groleau bezeichnete den Sieg als "big win". Die Mannschaft
versuche, Vertrauen zu gewinnen, dafür sei das 7:2 genau richtig
gewesen. Außerdem, so Groleau, "ist jedes Tor wichtig, die Liga ist so
eng beisammen, da kann jedes Tor letztendlich entscheiden." Nach der
Pause kämen zwei ganz große Spiele, bis dahin müsse die Mannschaft
konstant spielen. Erstmal fährt der Frankokanadier mit seiner Tochter
für drei Tage nach Österreich, einfach mal den Kopf freibekommen, bevor
er sich ins Training stürzt.
Robert Hock freute sich, dass sein Team nach einem zerfahrenen Beginn
zurückgefunden habe zum Selbstvertrauen. "Es ist in der jetzigen
Situation sehr unangenehm, gegen Freiburg mit 0:1 zurückzuliegen,"
meinte er, "schließlich hatte jeder erwartet, dass wir da rausgehen
würden und sie wegschießen." Letztendlich, so Hock, habe sich dann doch
die Klasse durchgesetzt nach den ersten 20 Minuten. Nun müsse man das
Spiel aber relativ schnell abhaken, "das ist keine Messlatte." Lediglich
ein guter Schritt nach vorne. Sein Hattrick freue ihn natürlich, wichtig
seien aber die drei Punkte. Und außerdem, so Hock, wolle er doch noch
betonen, wie gut auch Ullmann und Martinec gespielt hätten, der Sieg
ginge unter anderem mit auf ihr Konto. (Angelika von Bülow)