„Auf dem Eis gibt es keine Freunde“ - Interview mit Markus Jocher

Markus Jocher, der 24-jährige Neuzugang der Frankfurt Lions, stieß zu Saisonbeginn von den Kölner Haien an den Main. In einem Interview mit der offiziellen Lions-Homepage stellte sich der Allrounder einigen Fragen:
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Vier Spiele, drei Siege. Eine tolle Bilanz für
die Frankfurt Lions nach den ersten beiden Wochen der neuen DEL-Saison. Wie erklären
Sie sich den Erfolg?
Schwer zu sagen. Die Mannschaft hat gut zueinander gefunden, wir arbeiten als
Team zusammen und das schon nach der kurzen Zeit. Und dass, obwohl wir so viele
neue Spieler sind. Jeder kämpft für den anderen, dass macht es aus. Wir haben
einen super Zusammenhalt.
Wie stehen Sie zu Ihren Ex-Kollegen aus Köln.
Zwei Jahre haben Sie bei den Haien verbracht und sind mit ihnen Deutscher
Meister geworden. Eine besondere Motivation gegen die alten Bekannten
anzutreten?
Auf jeden Fall, es ist eine große Motivation gegen seine alten Bekannten
anzutreten. Vor allem, weil es vergangene Saison für mich bei den Kölner Haien
nicht so gut gelaufen ist. Gegen den alten Verein anzutreten, ist es immer etwas
besonderes.
Als junger deutscher Spieler ist es
sicherlich von Vorteil unter Nationaltrainer Hans Zach bei den Haien zu
trainieren und zu spielen. Dennoch haben Sie sich für den Wechsel entschieden:
Warum?
Zum Thema Hans Zach: Kein Kommentar. Zum Wechsel: Ich hatte mit Lance Nethery
Kontakt. Unter ihm und Rich Chernomaz habe ich ja vor zwei Jahren bei den Haien
gespielt. Für mich waren beide sehr gute Trainer. Sie waren hart, aber fair.
Sie haben immer das gehalten, was sie versprochen haben. Das war wichtig für
mich. Denn ich konnte mich auf sie und ihre Versprechen verlassen. Ich bin mit beiden
klar gekommen und beide sind für mich sehr gute Trainer.
Also ein Hauptgrund für Deinen Wechsel?
Ja, erstens der Trainer und der Manager. Zweitens, weil hier in Frankfurt ein
Neustart von ganz unten versucht wird. Und bei so einem Neuanfang dabei zu sein,
ist sicherlich nicht verkehrt.
Wussten Sie auch. dass mit Rich Chernomaz als
Trainer die Chancen auf Eiszeit, gerade für junge Spieler, größer sind?
Man muss bei Rich Chernomaz natürlich Leistung bringen. Wenn die Leistung
stimmt, wird er niemanden auf der Bank versauern lassen. Es gibt immer
Situationen, in denen man mehr und mal weniger Eiszeit bekommt. Aber wenn man
als junger Spieler gut und hart arbeitet, wird Rich jedem Chancen geben und das
nicht nur einmal. Man kann bei ihm auch Fehler machen. Wichtig ist, dass er dann
niemand darauf sitzen lässt. Er spricht Fehler an und gibt jungen Spielern
Selbstvertrauen.
Unter Rich Chernomaz bekommen gerade die
jungen Spieler viel Eiszeit. Wie war das bei den anderen Stationen Ihrer
Karriere?
Ja, das war sicher anders. Aber darauf sollte ich jetzt nicht weiter eingehen.
Sie wurden in Ihrer Karriere sowohl als
Verteidiger als auch als Stürmer eingesetzt. Was liegt Ihnen eigentlich besser?
Ich komme mit beiden Position zurecht. Ich mag beides sehr gerne. Stürmer ist
mit Tore schießen verbunden und dadurch steht man als Spieler etwas mehr im
Vordergrund. Man hat mehr Chancen, Tore und Punkte zu machen und dadurch
bekannter zu werden. Verteidiger sind eher diejenigen, die die Drecksarbeit
erledigen. Sie sind wie fleißige Bienen und passen auf das hinten nichts
anbrennt.
Sie gelten als harter, kompromissloser
Checker. Wie würden Sie selbst Ihre Spielweise beschreiben?
Auf dem Eis gibt es für mich keine Freunde. Für die 60 Minuten während dem
Spiel gibt es nur Gegner. Ich will damit nicht sagen, dass ich aufs Eis gehe, um
andere Spieler zu verletzen. Ich gehe gegnerische Spieler immer hart an, dass
liegt mir einfach. Technisch bin ich zwar nicht unbedingt schlecht, aber
vielleicht bin ich da nicht ganz so stark wie andere. Ich komme eher über den
Kampf. Und das braucht man ja auch. Kämpfen und körperbetont spielen, so würde
ich meine Spielweise beschreiben. Wobei mit mehr Erfahrung und Eiszeit auch die
technische Seite besser wird. Man traut sich dann mehr zu.
Aber Sie freuen sich schon, wenn sich
gegnerische Spieler fragen, wer sie denn in die Bande gecheckt hat?
Ja, klar. Auf alle Fälle.
Wie sind Sie überhaupt zum Eishockey
gekommen?
Ich bin in München geboren. Meine Eltern kommen aus Garmisch-Partenkirchen und
dort, beim SC Riessersee, habe ich meine Karriere begonnen. Dann bin ich nach
Olmütz in die Tschechei gegangen. Da war ich sechszehn Jahre alt. Als ich zurückkam,
habe ich einen Vertrag für die erste Mannschaft in Riessersee unterschrieben.
Danach bin ich zum ersten Mal in die DEL nach Landshut gewechselt. Mit dem
Manager des EV Landshut, Max Fedra, bin ich dann zusammen nach München
gegangen. Das war ein ganz besonderes Jahr. Nach dem Jahr in München wollte ich
regelmäßiger spielen und bin deshalb nach Erding zu dem German Team, trainiert
von Erich Kühnhackl, gegangen. Das war ein schlechtes Jahr für mich. Nach dem
siebten Saisonspiel habe ich mich schwer verletzt und bin erst nach Weihnachten
wieder aufs Eis zurückgekehrt und es fiel mir schwer, wieder in Fahrt zu
kommen. Dann bekam ich die Chance von Lance Nethery nach Köln zu kommen. Dort
konnte ich beweisen, dass ich auch in der höchsten Klasse mithalten und Einsätze
bekommen kann.
Schon in den ersten beiden Wochen der neuen
Spielzeit stehen die Schiedsrichter – wie in der vergangenen Saison – heftig
in der Kritik. Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Diskussion?
Bis jetzt sieht es so aus, dass wir in den Spielen grundsätzlich immer die
erste Strafe bekommen. Woran das liegt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich, weil
die Frankfurt Lions in den vergangenen Jahren immer harte und körperbetont
spielende Mannschaften hatten. Aber die Leistungen der Schiedsrichter waren
bisher katastrophal. Auch in den anderen Spielen. Aber das wird sich hoffentlich
geben. Am Anfang der Saison ist das oft so.
Haben Sie eigentlich einen Spitznamen und
woher kommt er?
Mein Spitzname ist Joker. In meinem ersten DEL-Jahr hat mir Chris Valentine
diesen Namen gegeben, weil ich halt sowohl Stürmer als auch Verteidiger spielen
kann. Und weil ich auch immer so meine Späßchen treibe und viel lache.
Wie gefällt Ihnen Frankfurt und was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit?
Mir gefällt es hier sehr gut. Es ist ja bekannt, dass Bayern und Hessen gut
miteinander auskommen.
Woher kommt diese Ansicht?
Die Hessen kommen immer runter zu uns und machen bei uns Urlaub, weil es den
Hessen bei uns in Bayern gefällt. Daher mag ich die Hessen eigentlich sehr
gerne. Nettes Völkchen.
(Quelle: www.frankfurt-lions.de)