Anschutz-Chef Kornett: „Mein Herz gehört Berlin und den Eisbären"
Frage: Wie bewertet die Anschutz Entertainment Group
den Meister-Titel der Eisbären?
Kornett: Die Meisterschaft ist eine tolle Belohnung für die konsequente
Aufbauarbeit der letzten vier Jahre. Erfolge dieser Art sind nicht planbar. Aber
man kann versuchen, alle notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Das haben wir
getan, sind uns aber trotzdem insgesamt treu geblieben. Wir haben unser
wirtschaftliches Ergebnis jedes Jahr verbessert, die Kosten kontrolliert und
trotzdem sportlich jedes Jahr besser dagestanden.
Was macht Sie besonders stolz auf diesen Titel?
Das Team ist jung und offensiv . Wir haben dem deutschen Nachwuchs, wie kein
zweites Team in der Liga, eine Chance gegeben, sich zu entwickeln. Die
Attraktivität für die Zuschauer konnte so noch ´mal gesteigert werden. Und
unser verlässliches Handeln als Unternehmen hat uns mehr Unterstützung und
Partner aus der Wirtschaft gebracht. Man muss sich nur die Gästeliste der
letzten Jahre anschauen, um festzustellen, dass die Eisbären auch in der
Gesellschaft mehr und mehr angenommen worden sind. Nicht zuletzt auch durch die
Zusammenarbeit mit der Laureus Stiftung und ihrem Chairman Boris Becker.
War der Erfolg der Eisbären ein Sieg für ganz Berlin?
Endlich ist Berlin Deutsche Eishockey Hauptstadt und die gigantische Welle
der Sympathie ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass ganz Berlin die
Meisterschaft gewonnen hat. Der Medien-Spiegel der gesamten Republik zeigt, das
die Eisbären genauso wie Berlin selbst sympathisch sind und der Erfolg uns
überall von ganzem Herzen gegönnt wird. Das ist gut für Berlin und für uns,
die Eisbären.
Welche Auswirkungen hat dieser Erfolg für die Entwicklung
und Vermarktung der neuen Arena?
Die Realisierung des Arena Projektes ist ein ganzes Stück weit unabhängig
von den Eisbären. Andererseits ist es natürlich um vieles attraktiver, mit
einem Deutschen Meister für das Projekt zu werben. Die Welle der Euphorie über
die Eisbären trägt auch uns. Dabei dürfen wir aber die beiden
grundsätzlichen Voraussetzungen für das Gelingen des Projekts nicht aus den
Augen verlieren: Erstens die termingerechte Durchführung der Abriss- und
Erschließungs-Arbeiten. Und Zweitens die erfolgreiche Vermarktung der Arena.
Der Abriss hatte sich bereits um neun Wochen verzögert...
Ja, aber das haben wir wieder so gut wie aufgeholt und sind jetzt mit dem
Beginn der Erschließungs-Maßnahmen nur wenige Wochen hinterher. Für die
Vermarktung haben wir intensive Verhandlungen und Gespräche zum Teil schon
abgeschlossen, andere stehen noch aus. Wir werden aber die Vorstellung unserer
Partner - auch des Naming Rights Partners - erst dann vornehmen, wenn die
Verträge durch alle Gremien unserer Partner rechtsgültig verabschiedet sind
und die Planungsdurchführung der Arena terminlich feststeht. Hier ist es wie
mit der Meisterschaft: Harte Arbeit und Geduld führen zum Ziel.
Wie sehen Sie die Zukunft des Meister-Teams der Eisbären?
Die Zukunft der Mannschaft ist auf ein hervorragendes solides Fundament
gestellt. Wirtschaftlich/ organisatorisch leistet Billy Flynn hervorragende
Arbeit und Peter Lee hat allen Kritikern bewiesen, dass er der Manager ist, der
allein für die Verpflichtung Cole’s in diesem Jahr eine Medaille verdient
hätte. Zu- und Abgänge wird es immer geben, aber wir haben einen Plan, der von
heute bis zur Eröffnung der Arena ausformuliert ist. Auf diesem Weg gehen wir
unbeirrt weiter.
Welchen Anteil hat Coach Pierre Page an diesem Erfolg?
Pierre Page ist natürlich Dreh- und Angelpunkt des sportlichen Konzeptes.
Seine Professionalität, sein Einsatz und auch seine Besessenheit haben
geholfen, die gesamte Organisation besser zu machen.
Wie fällt Ihre persönliche Bilanz der DEL-Saison 2004/2005
aus?
Die DEL hat in den vergangen Jahren enorme Fortschritte gemacht, insgesamt
eine positive Entwicklung durchlaufen. Von der Skandalliga zur Top-Liga. Ich
würde mir wünschen, dass ich in meiner Funktion als Aufsichtsrat auch noch in
Zukunft weiter Gelegenheit habe, an diesem Erfolg mitzuarbeiten.
Wo machen Sie die Fortschritte konkret fest?
Wir haben vor jeder andere Liga einen Weg gefunden, konsequent den Deutschen
Nachwuchs zu fördern und damit die National-Mannschaft zu stärken. Unsere
Lizenz- und Wirtschaftlichkeitsprüfung lässt seit Jahren keine Überschuldung
vor Saison- Beginn zu. Und: alle neuen Hallenprojekte drehen sich um Eishockey
als Anker. Das ist herausragend und der Grundstein für eine erfolgreiche
Zukunft.
Wie waren Sie mit der TV-Präsenz zufrieden?
Wir haben in Premiere einen tollen TV- Partner, mit dem wir auch in
wirtschaftlich schweren Zeiten gut zusammenarbeiten, auch wenn das für uns
Verzicht bedeutet hat. Mit dem Erfolg von Premiere in der Zukunft bin ich mir
sicher, dass sich diese Partnerschaft auszahlt. Wir haben eine sensationelle
Saison 2004/2005 hinter uns.
Das klingt sehr nach eitel Sonnenschein...
... vielleicht nur getrübt durch die Probleme, die Aufstieg und
Abstieg mit sich bringen. Die gesamte Liga wird dadurch meiner Meinung nach
zeitweise destabilisiert. Den vermeintlichen Vorteil, durch dieses Format
herausragendes Publikumsinteresse zu generieren, habe ich nicht gesehen. Diese
Probleme zu lösen, sind eine Aufgabe für die Zukunft. Und: die Liga braucht
neue Hallen, konsequente Kosten-Kontrolle und die Sicherung der
Wirtschaftlichkeit aller Clubs. Dazu brauchen wir mehr Kurzberichterstattung im
Free-TV, mehr Kontrolle über die Aufstellung und Vermarktung der
National-Mannschaft und eine deutliche Verbesserung der Förderung und
Ausbildung im Schiedsrichter-Wesen, sowie deren Schutz vor unangemessener
Kritik. Dann wird Eishockey seine Position als die klare Nummer 2 der
Teamsportarten in Deutschland festigen und noch attraktiver werden.
Wie sieht Ihr persönliches Engagement für die Eisbären
künftig aus?
Nach dieser Saison ist das Unternehmen Eisbären von allen Altlasten befreit und
der Zeitpunkt richtig, mich noch mehr aus dem Tagesgeschäft herauszuziehen.
Billy Flynn und Peter Lee wollen und sollen die Geschäftsführung übernehmen
und ich werde den Aufsichtsrat-Vorsitz, in einem noch formell zu etablierenden
Gremium, übernehmen. Dieses Gremium wird auch weiterhin wesentliche
Entscheidungen und strategische Ausrichtungen bei den Eisbären mitbestimmen.
Mein Herz gehört Berlin und den Eisbären.
(Foto: City-Press)