Aller guten Dinge sind 3: Red Bull München will HattrickPlay-off-Start im olympischen Silberglanz: Titelverteidiger ist erneut Top-Favorit auf die Meisterschaft

Die „geilste“ Zeit des Jahres steht an. Play-offs in der Deutschen Eishockey-Liga. Im Silberglanz der Olympiahelden von Pyeongchang. Das macht die Fans noch heißer als sonst. Hockeyweb erklärt vor den Wochen der Wahrheit, was wichtig ist. Für DEB-Boss Franz Reindl kommt die Meisterrunde zur rechten Zeit, um die Euphorie nachhaltig zu nutzen. „Überall im Lande herrscht immer noch ein unglaubliches Interesse an Eishockey. Die Situation ist jetzt besser, weil die Play-offs und damit die entscheidende Phase der Saison erst beginnen. Eishockey bleibt in aller Munde.“ Zum 38. Mal wird zwischen Mittwoch und spätestens 26. April der Meister in Ausscheidungsspielen ermittelt. Play-off – das ist auch die Zeit, in der Brauchtum und Aberglaube leben. Die Bärte sprießen, Verletzungen werden verheimlicht, Ehrenrunden erst nach Ende einer Serie gelaufen und Shakehands zwischen den Spielern gibt’s erst, wenn der Sieger einer Serie feststeht.
München ist der Top-Favorit
Top-Favorit ist ganz klar der EHC Red Bull München. Der Titelverteidiger will den Hattrick, die dritte Meisterschaft in Folge. Für Erfolgstrainer Don Jackson wäre es der insgesamt achte Titel (fünf mit den Eisbären Berlin). Was für eine Bilanz. Gleich sieben olympische Silbermedaillengewinner stehen im Kader der Bullen. Mit 12,5 Millionen Euro verfügen die Bayern auch über den höchsten Etat. Die Zahlen sprechen für sich: Der EHC egalisierte den Vereinsrekord von 107 Punkten aus 52 Hauptrundenspielen aus dem Vorjahr, stellt mit 183 Toren die beste Offensive und mit 128 Gegentoren die zweitbeste Defensive der DEL. Nur das Überzahlspiel ist eher mittelmäßig. In 18,93 Prozent konnte man den Vorteil nutzen und traf – Platz fünf. Dreimal in Folge die Hauptrunde zu gewinnen, das gelang noch keiner Mannschaft. „Wir sind die Top-Mannschaft der Liga, und ich bin sehr stolz“, gibt Jackson ein unmissverständliches Zeichen an die Konkurrenz. „Die Statistiken zeigen, dass wir in der Saison sehr vieles sehr richtig gemacht haben. Aber am Ende zählt nur eines: Dass man im letzten Spiel der Saison mehr Tore erzielt hat als der Gegner“, sagt der ehemalige NHL-Profi und Stanley-Cup-Sieger. Im Viertelfinale gegen es wie in der Vorsaison gegen die Pinguine aus Bremerhaven (siehe unten). Für einen Sieg der Pinguine gibt es beim Wettanbieter bet365 für 10 Euro Einsatz 52,50 Euro Gewinn.
Eisbären Berlin erster Verfolger
Schärfster Konkurrent ist der Vorrundenzweite aus Berlin. Die Eisbären stellen die zweitbeste Offensive (169 Tore). Allerdings mit deutlichem Abstand zu den Münchnern (183). Für EHC-Trainer Uwe Krupp wird das Viertelfinale zum Familienduell. Er trifft auf Sohn Björn, der bei den Niedersachsen unter Vertrag steht. Der 27-jährige Verteidiger ist auch einer der Silberhelden. Das Vater-Sohn-Verhältnis läuft ab Mittwoch auf Sparflamme. „Hoffentlich hat Björn nach der Serie viel Zeit. Dann kann er ja nach Berlin kommen und mich besuchen“, sagt der „alte“ Krupp. Der Chefcoach ist gewarnt: „Die Wolfsburger waren die letzten zehn Jahre im Viertelfinale vertreten, die letzten zwei Jahre im Finale. Das ist eine Mannschaft, die weiß, wie in den Play-offs gespielt wird. Die Serie gegen Schwenningen war eng, aber Wolfsburg hat in den entscheidenden Momenten ein paar Kleinigkeiten besser gemacht.“
„Haißes“ Duell: Nürnberg gegen Haie
Zum Favoritenkreis zählen auch die Thomas Sabo Ice Tigers aus Nürnberg. Die Franken beendeten die Hauptrunde auf dem dritten Tabellenplatz und können auf eine starke Saison zurückblicken. Jetzt geht es gegen die Kölner Haie um alles oder nichts. Nürnberg knackte die 100-Punkte-Marke, hat die beste Defensive der Liga und mit Niklas Treutle statistisch gesehen den besten Torwart mit einem Gegentorschnitt von 1,89 und einer Fangquote von 94,36 Prozent. Auf Zahlenspiele will sich Trainer Peter Draisaitl nach einer durchwachsenen Vorrunde seiner Haie erst gar nicht einlassen. Für ihn eine nichtsagende Statistik. „Die Play-offs haben nicht viel mit der regulären Saison zu tun. Es wird ein Tanz auf der Rasierklinge. Und wir wollen das Team sein, das damit über eine lange Serie besser umgehen kann.“
Ingolstadt wittert Chance
Auch die ambitionierten Adler Mannheim hatten in der Vorrunde einige Probleme, qualifizierten sich erst auf dem letzten Drücker direkt für die Play-offs. „Es wird eine sehr enge und harte Serie, bei der der Ausgang offen ist. Wir müssen schauen, dass wir in Ingolstadt gewinnen und dann mit den eigenen Fans im Rücken Vollgas geben“, sagt Adler-Keeper Dennis Endras. Noch nie hat Ingolstadt eine Play-off-Serie gegen Mannheim gewonnen. Hat aber Spezialisten für die Kurpfälzer in seinen Reihen. Wie Laurin Braun. „Ich habe noch nie gegen Mannheim verloren – und das wird auch so bleiben“, sagt Stürmer forsch. Der Ex-Berliner hat schon zwei erfolgreiche Play-off-Serien gegen die Adler bestritten. „Mannheim will eigentlich jedes Jahr in den Top Drei sein und Meister werden. Wenn man sie rausschmeißt, ist das ein geiles Gefühl“, sagt der Spieler, der einst mit den Eisbären die Oberhand über die Alder behielt. 2012 in der Endspielserie um die Meisterschaft und 2017 im Viertelfinale. Ingolstadt kann Underdog. Unvergessen bleiben die Play-offs im Jahr 2014. Am Ende setzte sich der ERC Ingolstadt als Meister durch, obwohl die Bayern in der Hauptrunde nur Neunter geworden waren und sogar durch die Pre-Play-offs mussten.
Bremerhaven größter Außenseiter
Größter Außenseiter sind erneut die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven. Es ist fast sensationell, dass das Team von Trainer des Jahres Thomas Popiesch in seiner erst zweiten DEL-Spielzeit mit dem kleinsten Etat (4,1 Millionen Euro) erneut das Viertelfinale erreicht. Dort wartet für die Cracks von der Nordseeküste allerdings mit Meister EHC München ein mehr als schwerer Brocken auf die Pinguins. Wie in der Vorsaison. Da gab es eine klare Pleiten-Serie gegen das Starensemble von der Isar (0:4).
Modus
Gespielt wird nach dem Best-of-Seven-Modus. Vier Siege sind zum Weiterkommen notwendig. Steht es nach 60 Minuten unentschieden, wird so lange in 20-Minuten-Abschnitten verlängert, bis ein Tor fällt („Sudden Death“). Das Penaltyschießen entfällt. Es wird weiter mit fünf Feldspielern und einem Torwart gespielt. In der Verlängerung gibt es übrigens die Powerbreaks. Nach 20 Minuten wird zudem eine Pause von 15 Minuten eingelegt und das Eis neu bereitet und die Seiten gewechselt.
Strafen
Sämtliche Disziplinarstrafen werden zum Play-off-Start gelöscht. Die Spieler gehen also ohne Vorbelastung in die K.o.-Runden. Wenn ein Profi allerdings am letzten Spieltag der Hauptrunde seine dritte Disziplinarstrafe erhalten hat, ist er für das erste Play-off-Spiel gesperrt. In der Meisterrunde muss dann ein Profi nach zwei Disziplinarstrafen automatisch für ein Spiel zuschauen.
Neues vom Videobeweis
Den Videobeweis gibt es in der DEL bereits seit 2000. Inzwischen hat die DEL eines der modernsten Systeme im Sport. Bei strittigen Torszenen wird 2018 in Absprache mit den 14 sportlichen Leitern der Klubs die Entscheidung statt einem Videotorrichter den Unparteiischen überlassen. Die ausgereifte Software soll es den Schiedsrichtern ermöglichen, sich neben dem Eis auf den Bildschirmen bei der Zeitnahme selbst von der Korrektheit ihrer Entscheidung zu überzeugen.
Also, lasst die Spiele beginnen. Vorhang auf zur „fünften Jahreszeit“.
Zum Planen: Hier der komplette Play-Off Spielplan