Allen Unkenrufen zum Trotz: Lions schaffen zweiten Tabellenplatz
Ganz
ehrlich: Wer hätte diesen Vorrundenausgang nach der „Krise“ der Frankfurt Lions
zum Jahresende 2009 und der unglaublichen Verletzungsserie für möglich
gehalten? Acht Siege in neun Spielen zum Ende der Punktrunde, dabei durchweg
überzeugende bis überragende Leistungen abgeliefert und sich mittlerweile zu
einem Mitfavoriten auf den Titel gemausert, obwohl auch beim letzten
Hauptrundenheimspiel gegen die Grizzly Adams Wolfsburg nur noch siebzehn
Spieler (inklusive zweier Torhüter) auf dem Statistikbogen standen und
Stürmer-Urgestein Jason Young wieder als Verteidiger aushelfen musste – das ist
aller Achtung wert, und dem zollte auch Wolfsburgs scheidender Trainer Toni
Krinner in der Pressekonferenz nach dem 2:1 (1:0, 0:1, 1:0)-Sieg der
Frankfurter über die Niedersachsen neidlos Tribut. Schelmisch wies dagegen
Lions-Coach Rich Chernomaz jede Frage nach einem eventuellen Taktieren wegen
eines möglicherweise bevorzugten Playoff-Gegners zurück und merkte an, dass ihm
und seinem Team die drei Punkte gegen Wolfsburg und damit der zweite
Tabellenplatz in der Endabrechnung so wichtig gewesen seien, dass er praktisch
von allen 6.650 Zuschauern (und Medienvertretern) unbemerkt etwa neunzig
Sekunden vor Spielende seinen überragenden Torwart Ian Gordon zugunsten eines sechsten
Feldspielers vom Eis beordert hatte, um den Siegtreffer zu erzwingen. Das
Vabanque-Spiel ging auf, vielleicht haben selbst die Grizzly Adams das leere
Tor am anderen Ende der Eisfläche nicht einmal registriert, die Lions setzten
zu einem letzten Sturmlauf an, bei dem am Ende wieder einmal Jeff Ulmer (Photo
by City-Press) goldrichtig stand und den gut spielenden Daniar Dshunussow im
Wolfsburger Kasten aus dem Gewühl bezwang; Game Winner Nr. 6 und insgesamt das
37. Saisontor für Ulmer, der erneut seinen Bruder Jason im Wolfsburger Jersey
ausstach und sich mit 74 Scorerpunkten auch den Titel in der Offensivstatistik
nach der Vorrunde sicherte.
Dabei
schielten einige Lions-Spieler auch in dieser Szene auf Schiedsrichter Stephan
Kadow, der den Gastgebern bis dahin einige umstrittene Strafzeiten aufgebrummt
hatte, an diesem Tor indes zum Glück nichts Regelwidriges erkennen konnte. Bis
zum Ende des zweiten Drittels hatten sich die vermeintlichen Fehlentscheidungen
noch im Rahmen gehalten, doch nachdem Kadow und Kollege Georg Jablukov in der
39. Minute nach Videobeweis den Wolfsburgern ein Tor versagt hatten, reagierte
zunächst die Gäste-Bank mit wütenden Protesten, gefolgt von einem langen
Gespräch zwischen Grizzly Adams-Manager Charly Fliegauf und den beiden
Unparteiischen in der Drittelpause. Fast konnte man den Eindruck bekommen, dass
Fliegaufs Rhetorik bei Kadow gewirkt hatte, denn im Schlussabschnitt bewies der
Mann im Streifendress plötzlich ungeahnte Phantasie bei seinen Entscheidungen:
Den angeblichen Crosscheck von Derek Hahn beispielsweise in der 57. Spielminute
hat wohl sonst niemand in der gesamten Eissporthalle am Frankfurter Ratsweg
wahrgenommen, und auch nach dem erneuten Führungstreffer für die Lions – im
ersten Drittel hatte Kapitän Eric Schneider nach einer scharfen Hereingabe von
Joey Tenute den Puck ins Wolfsburger Tor abgelenkt, gut zwanzig Minuten später
konnte Kai Hospelt im Nachschuss ausgleichen – dauerte es nicht einmal zwanzig
Sekunden, bis Kadow den Arm erneut hob, weil seiner Meinung nach
Lions-Verteidiger Nick Angell einen Grizzly behindert hatte. In den
verbleibenden 56 Sekunden kamen die Wolfsburger jedoch nicht mehr gefährlich
vor das Tor von Ian Gordon, der 29 Schüsse der Gäste parierte und von den
Zuschauern zum „Mainova Spieler des Tages“ gewählt wurde.
Tore:
1:0 (4:18)
Schneider (Tenute, Ulmer)
1:1 (24:51)
Hospelt (Höhenleitner, Laliberte)
2:1 (58:45)
Ulmer (Polaczek, Périard) 6
Schiedsrichter:
Kadow, Jablukov
Strafminuten:
Frankfurt 16 – Wolfsburg 12
Zuschauer:
6.650.
(Ollie
Stein)