Adler: War`s das?

"Heute muss es gelingen, sonst ist alles aus", lautete im Vorfeld die
Parole beim Spiel der Mannheimer Adler gegen Ingolstadt. Das sah ein bayerischer
Betreuer genauso: "Heute schießen wir Euch aus den Play Offs." Ob der
Mann recht behält oder ob die Adler es doch noch schaffen, einen Platz an der
Sonne zu ergattern, man weiß es nicht. Ginge es nur nach der kämpferischen
Leistung, dann müssten die Jungs um Greg Poss eigentlich endlich einmal belohnt
werden. Aber, wie allgemein bekannt, geht es nicht darum im Sport. Es zählen
die Punkte und die Tore und die sind bei Mannheim derzeit Mangelware. Trotz
vieler Chancen.
Denn die haben die Spieler, schon gegen Köln war das so, diesmal legte das Team
noch einen Zahn zu. Es machte Spaß zuzusehen, die Fans standen hinter ihrer
Mannschaft in der mit 11 690 Menschen gut besuchten Arena, in der an diesem Tag
übrigens der 500 000. Besucher seit Eröffnung geehrt wurde.
Fröhliche Töne von einer Guggemusikgruppe, die, je nach Geschmack, den einen
grässlich auf die Nerven ging, die anderen zu Freudenchören animierte.
Gemeinsam war beiden Lagern eine eiskalte Dusche in der zweiten Minute, als die
Adler mit 0:1 durch ein Tor von Jiranek ins Hintertreffen gerieten. Fast im
Gegenzug aber setzte sich Christoph Ullmann durch, da sah die Adler-Welt schon
wieder freundlicher aus - 1:1.
Es hagelte Strafzeiten: 28 für die Adler, die in den ersten zwölf Minuten
alleine acht draußen saßen. 26 für Ingolstadt. Was einen falschen Eindruck
vom Spiel wiedergibt, es handelte sich keineswegs um eine grob foule Begegnung.
Vor allem die letzte Strafzeit gegen die Adler erregte die Gemüter. Da hatte
Ullmann den Puck gespielt und musste raus, angeblich wegen Beinstellens. Ein
Kollege vom Mannheimer Fernsehen: "Wir haben ein Video vom Verband, da wird
haargenau solch eine Szene gezeigt mit dem Hinweis, so etwas dürfe auf keinen
Fall gepfiffen werden." Greg Poss nahm es sportlich: "Ich beteilige
mich nicht an Diskussionen über Schiedsrichter, das bringt nichts und nimmt uns
nur Energie weg. Wir müssen aus eigener Kraft gewinnen, das hat mit dem
Schiedsrichter nichts zu tun."
Die Adler rannten und rannten, Jimmy Waite hielt und hielt. Auf der anderen
Seite hatte Ilpo Kauhanen auch sehenswerte Aktionen. Doch die Tore schossen die
Bayern. In der 35. Minute Goodall, der gerade von der Strafbank zurückgekommen
war, in der 57. Minute Kinch und dann in der 60. Oswald ins leere Tor. Da gingen
die Adler-Fans doch recht geduckt nach Hause. Traurige Gesichter allerorten, die
Play Offs scheinen nicht mehr erreichbar.
Das sehen die Spieler und Greg Poss anders: "Wir wollen alle gewinnen, wir
werden alles geben und bis zur allerletzten Sekunde kämpfen", versprach
Stefan Langwieder. Ganz schlimm wäre das, wenn man sich einsetze und stünde
dann doch mit leeren Händen da. Greg Poss bescheinigte er die große Fähigkeit
zur Motivation. Außerdem sei das Team in sich selber geschlossen, jeder wisse
wirklich, worum es ginge.
Poss ist zufrieden mit der Kampfeskraft seiner Cracks, unzufrieden aber mit der
Chancenverwertung. Fehler müsse man abstellen, sagt er und schreibt die Play
Offs keineswegs ab. Die Einstellung stimme, nun müsse man aufbauen, immer nach
vorne blicken, alles geben. Langwieder: "Es wird sauschwer, wir müssen
mindestens sechs Spiele gewinnen, aber wir werden nicht aufgeben." Das sagt
auch Marcus Kuhl, der will nicht mit dem Rechenschieber zur Sache gehen, sondern
von Spiel zu Spiel schauen. Greg Poss hole Hundertprozent aus der Mannschaft,
aber, "wir haben dieses Jahr einfach die Seuche". Mit Bohonos, Corbet
und Edgerton hätte man auch die letzten Spiele vielleicht gewinnen können.
Kuhl graust ein wenig vor der Schadenfreude der anderen, sollten die Adler die
Play Offs verpassen, weiß aber natürlich ganz genau, dass im Sport auch so
etwas dazugehört.
Ein Fan kann sich schon vorstellen, wie das laufen wird: "Wenn man uns
schon immer mit dem FC Bayern vergleicht, wird man wohl raten, uns ein Stück
von Uli Honeß abzugucken, der weiß schließlich, wie es gemacht wird."
Das Pokalhalbfinale hat übrigens für die Adler einen großen Stellenwert,
meint der Manager. Der Wettbewerb habe sich gut entwickelt, "und wenn man
so weit ist, will man auch den Pokal holen. Das solle nicht ablenken von der
DEL-Saison, aber es sei durchaus ein Anreiz für das Team.
Angelika von Bülow