Adler wachgeküsst ?
Klare Worte bei den Adlern
Erstaunliches lässt sich aus dem Adlerhorst in Mannheim
vermelden. Die Adler scheinen aus ihrer Starre allmählich aufzuwachen. Sie
zeigten, dass sie auch vor heimischem Publikum noch gewinnen können und
beendeten ihr drittes Spiel hintereinander erfolgreich, in diesem Fall gewannen
sie mit 7 zu 3 gegen stromlose Kühlschränke aus Hamburg.
Wer der Prinz ist, der dies vollbrachte? Die Gebrüder Grimm
haben wohl damit nichts zu tun, genauso wenig wie der im Stadion anwesende
Faschingsprinz. Wohl eher die Verlockung von freien Tagen während der Olympiapause oder das erwachende
Eishockey-Gen, genannt Play-off -Time, bzw. die Erhaltung von Verträgen am
Saisonende. Sei es wie es sei, die auf dem Spieleld sichtbaren Dinge sind,
dass die Adler mit dem Rückkehrer Dan McGillis in Kombination mit Denis Reul
ein Verteidigerpärchen auf dem Eis haben, das eine Bank ist, in dem nach wie
vor fahrigen und dem Bruder Leichtfuß huldigenden Verteidigerverband der Adler
aus Mannheim.
Der zweite Punkt sind die Sturmreihen. Die Angriffe bekommen
Struktur, der Zug zum Tor ist deutlich verbessert, der Slot vor dem
gegnerischen Torwart ist kein ignoriertes Gebiet mehr. Man spielt miteinander,
sucht eher den Abschluss, verzettelt sich nicht in sinnlosen Pirouetten und
Zweikämpfen in den Ecken und hat nicht zuletzt mittlerweile auch das nötige
Scheibenglück, um Angriffe äußerst effektiv abzuschließen, nämlich mit Toren.
Leidvoll mussten das die Hamburg Freezers erfahren, die in Mannheim kräftig
unter die Räder kamen. Von einer Handvoll Fans begleitet, unterstützt von
zumindestens den Fahnen nach Anhängern der Roosters aus Iserlohn begannen sie
eigentlich nicht so schlecht. Sie hatten im ersten Drittel durchaus ihre
Chancen, der Unterschied war einmal mehr Freddy Brathwaite, der im ersten
Drittel nichts zuließ.
Anders sein Gegenüber, Robert Goepfert, für den vielleicht das erste Tor nicht
gerade Balsam für sein Nervenkostüm war, ein Tor, von dem man sicherlich als
Torhüter nachts Alpträume hat. Aus unmöglicher Position benutzte Justin
Papineau Goepferts Rückseite als Billardbande und eröffnete den Torreigen in
der zweiten Minute zum 1:0. Drei Minuten später ließ sich Maximilian Brandl
von den Hamburg Freezers durch ein Foul von Felix Petermann zu einem Stockstich
verleiten und durfte dafür mit fünf Minuten plus Spieldauerstrafe bedacht,
vorzeitig duschen gehen. Nach Ablauf der Strafe von Petermann nutzten die Adler
die restlichen drei Minuten der Überzahl zum 2 und 3:0. Ein weiteres
Highlight bot die elfte Minute. Mannheim spielte in Unterzahl, ein Verteidiger
der Freezers scheiterte mit seinem Aufbaupass am herbeieilenden Martinec, der
zum 4:0 erhöhte. Für den Torhüter der Freezers Robert Goepfert war damit sein
Arbeitstag beendet und Jean Marc Pelletier, Meistergoalie 2007 mit Mannheim
betrat freundlich empfangen von den Mannheimer Fans die Eisfläche. Auch dieses
Zeichen fruchtete bei den Hamburgern nichts. Die Freezers hatten sich
aufgegeben und das Spiel mutierte zu einer Trainingseinheit für die Adler,
daraus resultierend das 5 und 6:0 bis zur 26. Minute im zweiten Drittel. Die
Adler schalteten bei diesem Spielstand nun einen Gang zurück und ermöglichten
dadurch dem King auf Hamburger Seite Ergebniskosmetik zum 6:1, Trepanier
stellte fünf Minuten später den alten Abstand durch einen Treffer in Überzahl
zum 7:1 wieder her.
Im letzten Drittel taten die Adler nur noch das Nötigste,
ihren Angriffen fehlte der in den beiden ersten Dritteln noch vorhandene Biss,
der Verteidigung die letzte Konsequenz und so ließen die Adler noch zwei Tore
für Hamburg zu, zum 7:3 Endstand.
Mit diesem Sieg rutschten die Adler auf den neunten Platz
der Tabelle, die Chance sich dort festzusetzen, bzw. noch mehr Plätze
gutzumachen, haben sie am Sonntag in Krefeld, bei einem direkten Konkurrenten
um die Plätze 7 - 10, begleitet von einem Kuriosum dieser beiden letzten
Spieltage vor der „Olympiapause“:
Die Eishockeynationalmannschaften sind bereits nach
Vancouver abgereist, einigen DEL Mannschaften fehlen daher Spieler, die in die
entsprechenden Nationalmannschaften berufen wurden. So auch den Adlern die
Verteidiger Chris Schmidt und Sven Butenschön, Krefeld Herbert Vasilijevs,
Iserlohn Michael Wolf usw. usw., und dies mitten in der entscheidenden Phase
für die Play-offs. Das Argument, es sind viele Mannschaften in der DEL davon
betroffen kann wohl so nicht gelten, einige Mannschaften sind eben nicht
„betroffen“ und welchen Wert ein fehlender Spieler für die Mannschaft ( z.B.
Wolf für Iserlohn ) hat, darüber gibt es sicher je nach Sichtweise und
Kadertiefe verschieden Meinungen. Den Geruch der Wettbewerbsverzerrung hat es
allemal. Adlertrainer Teal Fowler ist nicht der einzige und wird auch nicht
der letzte sein, der für diese von der DEL beschlossenen Spielplanung kein
Verständnis aufbringt.
Erweckt es doch darüber hinaus ein bisschen den Eindruck,
dass der Nationalmannschaft im deutschen Eishockey von der DEL aus nicht der
Stellenwert zuerkannt wird, den eine Nationalmannschaft haben sollte. Die
Nationalmannschaft – ein notwendiges Übel ?
Aber vielleicht hätte sich ja auch Olympia nach den Terminen
der DEL richten können.
Gerd Kositzki
Tore:
1. Drittel
01:03 1 :
0, Papineau ( Reul / Spylo ) EQ
08:15 2 :
0, Seidenberg ( Hedlund / Robinson ) PP1
09:06 3 :
0, Trepanier ( Pollock ) PP1
10:54 4 :
0, Martinec / Unterzahl
2. Drittel
22:18 5 :
0, Papineau ( Seidenberg ) EQ
26:11 6 :
0, Hedlund ( Robinson / Forbes ) PP1
34:19 6 :
1, King ( Mueller / Dotzler ) EQ
38:04 7 : 1, Trepanier ( Pollock, Papineau ) PP1
3. Drittel
45:15 7 :
2, Aab ( Fortier / Wilm ) EQ
56:48 7 : 3, Wilm ( Aab / Biron ) PP1
Torschüsse:
Mannheim: 43
Hamburg: 32
Strafminuten:
Mannheim: 14 Minuten
Hamburg: 35 Minuten
Zuschauer: 10.483
Schiedsrichter :
Roland Aumüller