Adler wachgeküsst ?

Klare Worte bei den AdlernKlare Worte bei den Adlern
Lesedauer: ca. 4 Minuten

Erstaunliches lässt sich aus dem Adlerhorst in Mannheim

vermelden. Die Adler scheinen aus ihrer Starre allmählich aufzuwachen. Sie

zeigten, dass sie auch vor heimischem Publikum noch gewinnen können und

beendeten ihr drittes Spiel hintereinander erfolgreich, in diesem Fall gewannen

sie mit 7 zu 3 gegen stromlose Kühlschränke aus Hamburg.

Wer der Prinz ist, der dies vollbrachte? Die Gebrüder Grimm

haben wohl damit nichts zu tun, genauso wenig wie der im Stadion anwesende

Faschingsprinz. Wohl eher die Verlockung von freien Tagen während der Olympiapause oder das erwachende

Eishockey-Gen, genannt Play-off -Time, bzw. die Erhaltung von Verträgen am

Saisonende. Sei es wie es sei, die auf dem Spieleld sichtbaren Dinge sind,

dass die Adler mit dem Rückkehrer Dan McGillis in Kombination mit Denis Reul

ein Verteidigerpärchen auf dem Eis haben, das eine Bank ist, in dem nach wie

vor fahrigen und dem Bruder Leichtfuß huldigenden Verteidigerverband der Adler

aus Mannheim.

Der zweite Punkt sind die Sturmreihen. Die Angriffe bekommen

Struktur, der Zug zum Tor ist deutlich verbessert, der Slot vor dem

gegnerischen Torwart ist kein ignoriertes Gebiet mehr. Man spielt miteinander,

sucht eher den Abschluss, verzettelt sich nicht in sinnlosen Pirouetten und

Zweikämpfen in den Ecken und hat nicht zuletzt mittlerweile auch das nötige

Scheibenglück, um Angriffe äußerst effektiv abzuschließen, nämlich mit Toren.

Leidvoll mussten das die Hamburg Freezers erfahren, die in Mannheim kräftig

unter die Räder kamen. Von einer Handvoll Fans begleitet, unterstützt von

zumindestens den Fahnen nach Anhängern der Roosters aus Iserlohn begannen sie

eigentlich nicht so schlecht. Sie hatten im ersten Drittel durchaus ihre

Chancen, der Unterschied war einmal mehr Freddy Brathwaite, der im ersten

Drittel nichts zuließ.

Anders sein Gegenüber, Robert Goepfert, für den vielleicht das erste Tor nicht

gerade Balsam für sein Nervenkostüm war, ein Tor, von dem man sicherlich als

Torhüter nachts Alpträume hat. Aus unmöglicher Position benutzte Justin

Papineau Goepferts Rückseite als Billardbande und eröffnete den Torreigen in

der zweiten Minute zum 1:0. Drei Minuten später ließ sich Maximilian Brandl

von den Hamburg Freezers durch ein Foul von Felix Petermann zu einem Stockstich

verleiten und durfte dafür mit fünf Minuten plus Spieldauerstrafe bedacht,

vorzeitig duschen gehen. Nach Ablauf der Strafe von Petermann nutzten die Adler

die restlichen drei Minuten der Überzahl zum 2 und 3:0. Ein weiteres

Highlight bot die elfte Minute. Mannheim spielte in Unterzahl, ein Verteidiger

der Freezers scheiterte mit seinem Aufbaupass am herbeieilenden Martinec, der

zum 4:0 erhöhte. Für den Torhüter der Freezers Robert Goepfert war damit sein

Arbeitstag beendet und Jean Marc Pelletier, Meistergoalie 2007 mit Mannheim

betrat freundlich empfangen von den Mannheimer Fans die Eisfläche. Auch dieses

Zeichen fruchtete bei den Hamburgern nichts. Die Freezers hatten sich

aufgegeben und das Spiel mutierte zu einer Trainingseinheit für die Adler,

daraus resultierend das 5 und 6:0 bis zur 26. Minute im zweiten Drittel. Die

Adler schalteten bei diesem Spielstand nun einen Gang zurück und ermöglichten

dadurch dem King auf Hamburger Seite Ergebniskosmetik zum 6:1, Trepanier

stellte fünf Minuten später den alten Abstand durch einen Treffer in Überzahl

zum 7:1 wieder her.

Im letzten Drittel taten die Adler nur noch das Nötigste,

ihren Angriffen fehlte der in den beiden ersten Dritteln noch vorhandene Biss,

der Verteidigung die letzte Konsequenz und so ließen die Adler noch zwei Tore

für Hamburg zu, zum 7:3 Endstand.

Mit diesem Sieg rutschten die Adler auf den neunten Platz

der Tabelle, die Chance sich dort festzusetzen, bzw. noch mehr Plätze

gutzumachen, haben sie am Sonntag in Krefeld, bei einem direkten Konkurrenten

um die Plätze 7 - 10, begleitet von einem Kuriosum dieser beiden letzten

Spieltage vor der „Olympiapause“:

Die Eishockeynationalmannschaften sind bereits nach

Vancouver abgereist, einigen DEL Mannschaften fehlen daher Spieler, die in die

entsprechenden Nationalmannschaften berufen wurden. So auch den Adlern die

Verteidiger Chris Schmidt und Sven Butenschön, Krefeld Herbert Vasilijevs,

Iserlohn Michael Wolf usw. usw., und dies mitten in der entscheidenden Phase

für die Play-offs. Das Argument, es sind viele Mannschaften in der DEL davon

betroffen kann wohl so nicht gelten, einige Mannschaften sind eben nicht

„betroffen“ und welchen Wert ein fehlender Spieler für die Mannschaft ( z.B.

Wolf für Iserlohn ) hat, darüber gibt es sicher je nach Sichtweise und

Kadertiefe verschieden Meinungen. Den Geruch der Wettbewerbsverzerrung hat es

allemal. Adlertrainer Teal Fowler ist nicht der einzige und wird auch nicht

der letzte sein, der für diese von der DEL beschlossenen Spielplanung kein

Verständnis aufbringt.

Erweckt es doch darüber hinaus ein bisschen den Eindruck,

dass der Nationalmannschaft im deutschen Eishockey von der DEL aus nicht der

Stellenwert zuerkannt wird, den eine Nationalmannschaft haben sollte. Die

Nationalmannschaft – ein notwendiges Übel ?

Aber vielleicht hätte sich ja auch Olympia nach den Terminen

der DEL richten können.

Gerd Kositzki

Tore:

1. Drittel

01:03  1 :

0, Papineau ( Reul / Spylo ) EQ

08:15  2 :

0, Seidenberg ( Hedlund / Robinson ) PP1

09:06  3 :

0, Trepanier ( Pollock ) PP1

10:54  4 :

0, Martinec / Unterzahl

2. Drittel

22:18  5 :

0, Papineau ( Seidenberg ) EQ

26:11  6 :

0, Hedlund ( Robinson / Forbes ) PP1

34:19  6 :

1, King ( Mueller / Dotzler ) EQ

38:04  7 : 1, Trepanier ( Pollock, Papineau ) PP1

3. Drittel

45:15  7 :

2, Aab ( Fortier / Wilm ) EQ

56:48  7 : 3, Wilm ( Aab / Biron ) PP1

 

 

Torschüsse:

Mannheim: 43

Hamburg: 32

 

Strafminuten:

Mannheim: 14 Minuten

Hamburg: 35 Minuten

 

Zuschauer: 10.483

 

Schiedsrichter :

Roland Aumüller


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