Adler: Ustorf und Racine entlassen
Klare Worte bei den AdlernDie Spieler standen stumm dabei und verweigerten jeden Kommentar: Zeichen ihrer Solidarität zu zweien, die gestern bei den Mannheimer Adlern die Koffer packen mussten. Gesellschafter Daniel Hopp und Sportmanager Marcus Kuhl verkündeten die Konsequenz aus den teilweise grausigen Vorstellungen des Teams in manchen Spielen. "Die unbefriedigende sportliche Situation", nannte Hopp als Grund für die Entlassung des Kapitäns und seines Co's. Das Vertrauen sprach er hingegen dem Trainer-Gespann Bill Stewart und Rico Rossi aus: "Sie haben unsere volle Unterstützung, und wir sind überzeugt, dass sie die Krise meistern werden." Die Entlassung der beiden Cracks, die noch Verträge bis Ende der Saison haben, sei niemandem leicht gefallen, betonten Hopp und Head-Coach Bill Stewart, Gründe wollte man allerdings nicht nennen, warum es ausgerechnet diese beiden getroffen hätte.
"Das ist es, was eine Erklärung so schwer macht", sagte später Yves Racine zu Hockeyweb, "man hat uns die Gründe auch nicht mitgeteilt. Um 9.15 Uhr sind wir zum Training gekommen, man teilte uns mit, Stefan Ustorf und ich sollten reinkommen und dann hat man uns gesagt, wir feuern euch, packt eure Sachen und bye." Ustorf habe in Deutsch nach den Gründen gefragt, die ihm aber nicht genannt worden seien. "Ich weiß nicht, was ich meinen Kindern oder Freunden sagen soll", erzählte Racine, "ich denke, ich habe mich viereinhalb Jahre für die Adler eingesetzt und nicht schlecht gespielt. Mir war klar, dass ich keinen neuen Vertrag mehr bekommen würde, aber ich begreife nicht, warum ich jetzt gehen muss." Er werde, sagte der Verteidiger, sich auf dem Markt umsehen und jetzt erstmal den Schock verarbeiten. Ob diese Konsequenz des Managements die richtige sei, "wird die Zukunft zeigen."
Wer als neuer Kapitän auflaufen wird, steht noch nicht fest. "Wir werden sehen, wer in der Kabine die Verantwortung übernehmen wird", sagte Kuhl. Die Spieler gaben keinen Kommentar auf Pressefragen wie auch die Adler sich über Hintergründe ausschwiegen. Daniel Hopp nannte lediglich "interne Gründe" für den Rauschmiss, "die Organisation war zum Handeln gezwungen". Man habe sich keine Konsequenzen von den Spielern aufzwingen lassen wollen, betonte der Gesellschafter. Er habe Vertrauen in Stewart und Rossi, "ich denke, dass sie den Spirit, den wir früher hier hatten, zurückbringen können". Dass sich die Mannschaft nach dem Schock erstmal fangen müsse, dafür zeigte Hopp Verständnis. Leicht habe man sich die Entscheidung wirklich nicht gemacht, gab der Gesellschafter zu, "wir haben uns drei Tage lang Zeit gelassen und alles genau durchdacht".
Bill Stewart betonte, wie hart die Entscheidung gewesen sei, "aber ich stehe hinter ihr". Er sei 29 Jahre seines Lebens immer mit großer Freude zu seinem Job in den Eisstadien gegangen, "am Dienstag wollte ich das erste Mal in meinem Leben nicht kommen". Er habe das Gefühl vermisst, etwas erreicht zu haben. Nach den guten Spielen gegen Köln und Kassel sei das Wochenende ein absoluter Tiefpunkt gewesen. Er habe, sagte Stewart, "den größten Respekt vor den Spielern, ich sehe sie als Menschen, sie sind keine Maschinen. Sie haben Familien, ich mag sie". Aber, fuhr Stewart fort, "es kann trotzdem nicht angehen, dass wir von der Papierform her ein super Team sind und dann kommt so etwas heraus". Ein Team müsse zusammenstehen, einer für den anderen, nur dann könne man auch Erfolg haben.
Wie will er es schaffen, nach dem Rauswurf von zwei Spielern eine Mannschaft zu motivieren? Stewart: "Das ist mein Job, ich habe schon mit den Spielern gesprochen, jetzt sind erstmal viele Emotionen da, aber die Vernunft wird zurückkommen." Es käme eigentlich darauf an, zu zeigen, welche Verpflichtungen man den Gesellschaftern, der Region und den Fans gegenüber habe." Man müsse, betonte der Headcoach, aufwachen, man müsse nicht jedes Spiel gewinnen, aber man müsse immer kämpfen. (A.v.B.)