Adler unterliegen Krefeld: Robert Müller war der Matchwinner
Klare Worte bei den AdlernRobert Müller, Nationalgoalie in Krefelds Reihen, hielt was zu halten war
beim Spiel gegen die Adler auf Mannheimer Eis. Letztendlich verdient siegten
die Pinguine mit 4:2 gegen den haushohen Favoriten, der ein paar Federn
lassen musste. Kein Beinbruch, obwohl Jason Podollan im Gespräch mit
Hockeyweb bedauerte: "Es wäre schön gewesen, die Siegesserie noch ein wenig
zu halten." Nur freut er sich allerdings auf die nächste Herausforderung
gegen die Kölner Haie: "Das verspricht Spaß." Allerdings müssen die
Mannheimer ohne zwei ihrer wichtigsten Spieler auskommen: Ohne Jochen Hecht
und Steve Kelly. Beide flogen beim Spiel raus.
Es ist nicht so, dass die Adler keine Chancen gehabt hätten, sie hatten
welche, darunter große. Aber sie konnten nur zwei verwandeln. Ein ums andere
Mal scheiterten sie an Robert Müller. Doch auch die eigene Nervosität war
der Truppe von Helmut de Raaf im Wege. Und irgendwie tat dem Team wohl auch
der schnelle Führungstreffer in der dritten Minute durch Tripp (auf Healey
und Plante) nicht gut. Denn man wähnte sich allgemein in der irrigen
Annahme, nun könne es so weitergehen. Was es nicht tat, denn die Pinguine
fassten sich ein Herz und kämpften wie wild. Kompakt standen sie, störten
früh und effektive und ließen ein wenig verwirrte Adler zurück. Ein
Krefelder Betreuer wunderte sich: "Ich hab mir die Augen reiben müssen, das
war ja tatsächlich unser Team. Wahnsinn."
Auch die Adler mögen "Wahnsinn" gedacht haben, als die Pinguine eins ums
andere Mal durchmarschierten. Mannheim in Unterzahl, da verwandelte Guillet
in der achten Minute, es stand 1:1 und von nun an gings bergab aus
Adler-Sicht, denn in der 13. Minute schoss King die Führung für Krefeld. Die
Gäste nun in Spiellaune, die Adler etwas verwirrt. Und dann passierte etwas,
wovor Helmut de Raaf schon lange gewarnt hatte. Der Coach wusste, dass nicht
immer ein Spieler alleine retten kann. Christobal Huet, dieser Wundergoalie,
hatte einmal einen normalen Tag, einen, mit dem die meisten seiner Kollegen
im DEL-Gehäuse durchaus zufrieden wären. Hier aber reichte es nicht, als er
in der 23. Minute das 1:3 kassierte, war klar: Heute müsste die Defensive
besonders gut stehen.
Aab hatte in der 28. Minute eine Superchance auf der Scheibe, doch er kam
nicht an Müller vorbei. Die Adler vergaben ihre Unterzahlchancen, Krefeld
mit Kraft am Stören. Der Schiedsrichter pfiff erst zu wenig, dann aber
zuviel. Die Mischung hätte es gemacht an diesem Abend, so lief einiges aus
dem Ruder. Kelly wagte zu motzen im zweiten Drittel, zehn Minuten
Disziplinarstrafe. Als nächstes konnte Ullmann eine Hundertprozentige nicht
nutzen, die Cracks müssen geflucht haben, weil Müller so sicher stand.
Schließlich gelang Hecht ein super Tor. Der Puck zappelte noch im Netz, da
haute Wright dem Mannheimer mit Wucht den Schläger ins Kreuz, eine unschöne
Aktion. Hecht drehte sich um und kämpfte. Es folgte ein Boxkampf der
sehenswerten Art, wobei Hecht bewies, dass er auch in anderen Sportarten
über große Fähigkeiten verfügt. Der Schiri ließ die Kontrahenten kämpfen,
wie man es in der NHL kennt, schickte aber dann beide zum Duschen. In der
letzten Spielminute des Mitteldrittels markierte dann King das 2:4, Frust
auf Mannheimer Seite. Beim Rausgehen schenkte Kelly wohl dem Schiedsrichter
verbal ein wenig ein und kassierte die nächsten zehn Minuten, auch er kann
in Köln nicht dabei sein.
Jochen Hecht kam in der Pause vom Duschen. Er sei schon ein paar Mal vor dem
Boxkampf gefoult worden, sagte er, der Stockschlag in den Rücken sei dann
einfach zu viel gewesen. Warum die Mannschaft zwischendurch von der Rolle
gewirkt hatte, wusste Hecht auch nicht zu benennen. Vielleicht habe man sich
bemüht, die kleineren Fehler aus der Vergangenheit zu verbessern und nicht
mehr so viele gegnerische Chancen zuzulassen. Das habe nicht geklappt. Aber,
fügte Hecht an: "Die Krefelder haben auch einen Klasse-Torwart und sie haben
durch die Tore viel an Selbstvertrauen gewonnen. Und unter einem neuen
Trainer wolle jedes Team zeigen, was es zu leisten imstande sei."
Hecht bedauert, dass es nicht die kämpferischen Gepflogenheiten der NHL auch
in Europa gibt: "Dazu hat man die tough guys, die lässt man dann auch mal
kämpfen, damit sind viele Aggressionen aus dem Spiel genommen." Hier ginge
es hingegen sehr oft um Nickligkeiten, die sich durchs ganze Spiel zögen.
Aber letztendlich müsse man sich eben Schiedsrichterentscheidungen beugen.
Das dritte Drittel brachte Adler, die sich nicht aufgaben und unbedingt
Tore schießen wollten. Doch die Pinguine hielten wacker dagegen und ließen
sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, wofür sie von ihren mitgereisten
Fans gefeiert wurden. Vor allem Robert Müller, der nochmal rausgerufen
wurde. Übrigens haben sie ihn auch in Mannheim in lieber Erinnerung. Müller
war einer der Lieblinge im Team und kein anderer konnte so gut
Alleinunterhalter auf der Bühne spielen.
Jetzt kam er strahlend aus der Gästekabine, um sich mit Sascha Goc und
Michael und Sandy Bakos zu treffen. An sich wollte er den Sieg nicht
festmachen: "Die ganze Mannschaft hat gewonnen." Schon gegen Kassel habe man
gut gespielt, "und heute waren wir der Außenseiter, wir konnten doch ohne
Druck spielen." Bis zum Schluss sei er skeptisch gewesen, ob der Sieg
wirklich glücken sollte, "ich habe auch schon Spiele erlebt, da wurde
nochmal alles umgedreht in den letzten Minuten." Nun müsse man bei den
Pinguinen "ganz ruhig bleiben", bloß diesen Sieg nicht überbewerten, sondern
mit demselben Engagement weiterspielen. Müller gehts übrigens blendend in
Krefeld, auch familiär, seine Frau Jenny und er fühlen sich wohl.
Strahlend Franz Fritmeier, der an der Bande stand. Dort will er allerdings
nicht bleiben: "Wir brauchen dringend einen Trainer." Nach dem Erfolg wäre
er doch eine Option, doch davon will Fritzmeier nichts wissen: "Wir haben
alle unterschiedliche Aufgaben, einer alleine kann nicht alles machen." Ob
Bill Stewart im Gespräch sei? Fritzmeier lachend: "Es wird viel geredet."
Erstmal aber war er einfach nur glücklich über den Sieg, "doppelt natürlich
in Mannheim, das ist hier schließlich die beste Mannschaft der Liga." Die
Krefelder Jungs hätten gewusst, worauf es ankäme, sie hätten super gespielt
und das Ergebnis hätte ruhig noch höher sein können. Und Robert Müller sei
überhaupt Spitze, "er ist schließlich Nationaltorwart". Und wie es
weitergeht? Fritzmeier lachend: "Jetzt fahr ma erstmal heim, essen unterwegs
unsere Pizza und dann schauen wir von Spiel zu Spiel weiter." Er freute sich
auch, "dass die Mannschaft großenteils umgesetzt hat, was ich ihnen gesagt
habe." Also vielleicht doch ein Dauerjob hinter der Bande? Fritzmeier
lachend: "Das würden meine Nerven nicht aushalten."
Noch einer freute sich wie ein Schneekönig über den Sieg. Florian Schnitzer,
ein echtes Riesserseer Gewächs, heuerte erst diese Saison in der DEL an und
zeigt reife Leistungen. ( Fritzmeier: "Er spielt sehr gut.") Der Crack
freute sich, dass sein Team eindeutig im Aufwärtstrend sei, "die letzten
beiden Spiele waren auch schon gut." Daran, dass der Trainer nicht mehr da
sei, liege das indes nicht, meinte er, "der hatte keine Schuld". Aber
vielleicht sei man nach seiner Entlassung einfach aufgewacht. Ein heilsamer
Schock sozusagen. Einen Wunschtrainer habe das Team nicht, da gingen die
Meinungen auseinander und insofern werde sich jeder einsetzen unter einem
Coach, der von oben eingesetzt werde. Die Mannschaft sei heiß auf Erfolg,
man kämpfe gemeinsam bis zum Ende. Denn eines sei klar: Nur, wer bereit sei
60 Minuten Leistung zu bringen, habe in dieser Liga eine Chance. Durch den
Sieg ausgerechnet in Mannheim sei jetzt das Selbstvertrauen gestiegen und
man freue sich auf die nächsten Spiele.
Den nächsten Spielen sehen auch die Adler mit einer gewissen Freude
entgegen. Co-Coach Mike Rosati: Man müsse diese Begegnung abhaken und
vorwärts blicken. Die Jungs seien alle sauer auf sich selber wegen der
Niederlage, das sei ein gutes Zeichen, sie seien jetzt besonders heiß auf
Köln. Im Grunde sei das Krefeld-Spiel verloren gegangen, "weil wir nie
angefangen haben zu spielen vor dem dritten Drittel". Dann habe man
dominiert, aber dann sei es zu spät gewesen. "Irgendwie haben wir so ein
Zwischenhockey gespielt", meinte Rosati, "zwischen Aggression und
Passivität". Aber das werde sich wieder geben, man arbeite sehr intensiv
daran, beides in Ordnung zu bringen, den Drang nach vorn und das
Defensivverhalten.
Hecht und Kelly würden natürlich in Köln fehlen, aber, so Rosati: "Dadurch
erhalten andere eine Chance." Und dann lobte Rosy noch seinen ehemaligen
Kollegen Robert Müller: "Der war so gut und hatte einige big saves." Die
beiden hatten sich immer besonders gut verstanden, als sie beide in Mannheim
spielten, das hat sich bis heute nicht geändert, wie die freundliche
Begrüßung bewies.
Helmut de Raaf beglückwünschte die Krefelder, "die sehr kompakt gestanden"
seien. Beim eigenen Team habe er eine solche Situation ja schon
vorhergesehen, meinte de Raaf, nun sei sie halt eingetreten. Die Jungs hätten
60 Minuten alles probiert, aber, wie es im Sport so sei, es habe nicht
gereicht.
Jason Podollan fand, "dass wir besser als in einigen gewonnen Spielen waren,
aber bisweilen klappt es halt nicht. Wir hatten Chancen, aber Krefeld
verfügt über einen großartigen Goalkeeper". Heute habe man gesehen, dass
auch Huet bisweilen ganz normale Tage habe, "bislang hat er uns einige
Spiele gewonnen, heute hätten wir einspringen müssen. Man darf sich nicht
immer hundertprozentig sicher vor ihm fühlen, das ist auch unfair ihm
gegenüber. Er bietet ja schon oft genug eine unglaubliche Leistung." Auch
Rosati fand die Tatsache, dass Huet eben nicht immer nur der Superman sei,
vollständig normal. "Er ist ein so fantastischer Torwart, so weit über jedem
Durchschnitt, heute hat er halt einen Tag gehabt, über den andere auch noch
froh wären." Und dann schauten sie alle voraus nach Köln, wo sie die Haie auf jeden
Fall schlagen möchten. (Angelika von Bülow)