Adler: Sieg gegen Ingolstadt festigt Spitzenstellung

Sie waren komplett aus dem Häuschen, die Adlerfans, die nach dem 4:2 gegen
Ingolstadt ihr Team frenetisch feierten. Vergessen die Niederlage gegen Köln,
vergessen die Langeweile gegen Düsseldorf, diese Mannschaft überzeugte. Der Sieg
ging auch in dieser Höhe in Ordnung, vor allem, weil sich die Gäste im Powerplay
erschreckend schwach zeigten. Großartig auf Ingolstädter Seite einmal mehr Jimmy
Waite, der bisweilen schier Unhaltbare sicher hielt.
Es war auch ein Abend
der Fans: Die Mannheimer Supporter Crew hatte 2000 blaue und rote Fähnchen auf
den Sitzplätzen verteilt, dazu 7000 weiße, außerdem wurde ein 550 Quadratmeter
großes Transparent aus Stoff enthüllt, alles, um Mannheim zur 400 Jahr Feier zu
gratulieren. Hut ab vor diesen Fans. Auch die Ingolstadter ließen sich übrigens
nicht lumpen. Sie kamen mit 800 fröhlichen Zugfahrern. Das Spiel musste wegen
der Ankunftszeit um eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden, die
Anhänger waren es wert. Die Ingolstädter außerdem mit Maskottchen Xaver und
einer großen Gruppe von ausgesprochen sympathischen Journalisten im Schlepptau,
so schafft man sich einen guten Ruf in der Republik.
Die Bayern kamen auf
dem Eis glänzend aus den Startlöchern, aber Petermann zeigte in der dritten
Minute, wer Herr im Hause war. 1:0 für die Adler. Danach wurden die Mannheimer
immer stärken. Obgleich sich Ingolstadt bis zum Ende nicht geschlagen geben
wollte, den Ausgleich schaffte und immerhin auf 2:3 herankam, hatten die Adler
am Ende den Schnabel vorne. Das Spiel blieb großenteils fair, es wäre auch nicht
auszuhalten gewesen, hätte man noch einmal den unsäglichen Song "I am an
innocent man" hören müssen, den der DJ in schöner Regeläßigkeit bei jedem
Herausstellen der Adler auflegt.
Stadionsprecher Udo Scholz, bereits mit
Play Off Bart, kam jubilierend in den Kabinenbereich und Fitness-Trainer Martin
Müller verriet, dass er jedem einzelnen Spieler ein eigenes Programm
zusammengestellt habe. "Die arbeiten wirklich hart und sind topfit", freute sich
Müller. Grund zur Freude hatte auch Helmut de Raaf, dessen Jungadler zur selben
Zeit wie die Großen gespielt hatten. Mit 8:2 fertigten sie die Eisbären aus
Berlin ab und haben nun die Poleposition in der Deutschen Nachwuchsliga
sicher.
Jason Jaspers, umringt von kleinen Spielern des ERC Waldbronn, die
alle Autogramme begehrten, war angetan von dem "great game". Jeder einzelne
Spieler sei aufs Eis gekommen und habe sein Bestes gegeben. Er fand keinen Fehl
an seinen Kollegen, betonte, dass es wichtig gewesen sei, nach dem Köln Spiel zu
zeigen, wer regiert in Mannheim und der Liga und versprach, dass sich keiner,
trotz Punktevorsprungs, zurücklehnen werde. Jimmy Waite lobte er, der habe
unglaublich gut gehalten.
Die Mannschaft zählt, das machte Jaspers im
Gespräch mit Hockeyweb auch klar, Vertragsverlängerungen seien wichtig, aber sie
dürften nicht ablenken von der Leistung auf dem Eis. Es war gemunkelt worden,
die Adler wollten sich zwischen Robinson und Jaspers für die nächste Saison
entscheiden. Jaspers: "Davon weiß ich nichts, Nathan und ich sind Freunde und
keine Gegner. Wir verhandeln natürlich über Verträge und ich möchte unbedingt
hier bleiben. Aber ich werde mich nicht ablenken lassen von meiner Arbeit bei
den Adlern. Ich bin unglaublich gerne hier, ich mag den Verein, die Stadt, das
Management, das Team,es ist eine großartige Saison. Vielleicht können wir ja
beide hierbleiben."
Auf Ingolstädter Seite zeigte Mannschaftsleiter Stefan
Wagner sich knurrig. Man muss es ihm nachsehen, seine Mannschaft hat aus fünf
Spielen mal eben einen Punkt eingefahren. Ganz professionell hingegen seine
Spieler, die sogar nochmal rauskamen und sich bei ihren Fans bedankten, die sie
lautstark gerufen hatten. Eine gute Geste von beiden Seiten.
Christoph
Melischko stammt aus der Jugend des SC Riessersee, stand einst mit Marcus Kink
auf dem weiß-blauen Eis und ist seit fünf Saisons in Ingolstadt. Bitter sei das
heutige Spiel gewesen, räumte er ein, jeder sei mit dem Herzen dabei gewesen,
aber das letzte Quäntchen habe halt schon wieder gefehlt. "Im zweiten Drittel
haben wir mehr Gas gegeben" aber dann seien individuelle Fehler gekommen und
natürlich "das leidige Powerplay". Für ihn gibts nur eines fürs Team: "Den Arsch
aufreißen und am Sonntag ein Zeichen setzen." Michael Bakos ergänzte: "Wir
können das." Er sah die Niederlagen-Serie eigentlich eher in Kleinigkeiten, die
sich häuften, begründet, "wir setzen nicht alles um, worüber wir vorher
gesprochen haben". Aber man arbeite hart, wisse auch, dass man mehr könne. Den
Adlern zollte er ein Kompliment: "Wenn die immer so spielen, wow". Sie hätten
viermal verdient gegen Ingolstadt gewonnen. Allerdings, das sagte der Baki
gleich dazu, das heiße nicht, dass sich das Blatt nicht einmal wenden könne,
etwa in den Play Offs.
Mike Schmitt wird neuer Co-Trainer und tritt am
Dienstag sein Amt an. Ron Kennedy hat seine Operation gut überstanden, wird
jetzt mit der Chemotherapie beginnen, kann aber unter den Umständen natürlich
nicht volle Leistung bringen. Bakos: "Aber es ist immer gut, wenn er in
Mannschaftsnähe ist, er kann uns motivieren."
Über Mike Schmitt konnte
Bakos noch nichts sagen: "Ich kenne ihn nicht persönlich, habe aber gehört, dass
er ein netter Mensch ist." Der nette Mensch wird vor allem erstmal seine neuen
Jungs im Power Play auf Vordermann bringen müssen. Am Sonntag gegen Straubing
muss ein Sieg her.
Rico Rossi, der Coach der Heilbronner Falken, eilte in
die Ingolstädter Kabine, um sich Goalie Sebastian Vogl für zwei weitere Spiele
zu sichern. Der junge Mann mit dem Riesentalent sitzt bei den Bayern nur auf der
Bank, nicht auszudenken, wenn sich Waite verletzen oder in eine Formkrise
schliddern sollte. Volles Risiko also bei Ingolstadt. Damit der Ex-Landshuter
Vogl Spielpraxis erhält, war er schon achtmal bei den Heilbronnern im Einsatz
"und wir haben mit ihm kein Spiel verloren", lobt Rossi, der wegen der engen
Zusammenarbeit mit den Adlern immer mal wieder sein Team umstellen muss. Dass
die Falken dennoch den Aufstieg schaffen mögen, das hofft er. Riessersee und
Heilbronn sind beides heiße Favoriten in der Liga.
Angelika von Bülow