Adler: Sieg gegen die DEG heiß erkämpft

DEG-Coach Don Jackson war leicht säuerlich: Sein Team sei nicht bereit
gewesen, 60 Minuten zu kämpfen, Mannheim schon, also ginge der Sieg der
Adler auch vollkommen in Ordnung. Greg Poss, stoisch ruhig wie immer,
sah das ähnlich, machte allerdings erstmal brav den Düsseldorfern ein
Kompliment, die hätten wirklich eine starke Mannschaft. 5:3 ging die
spannende Begegnung aus, nachdem die Gäste bereits mit 3:1 geführt
hatten. Dass man sich zurückgekämpft hätte, das zauberte ein Strahlen
auf Adler-Gesichter, letzte Saison hätte man da wohl eher aufgegeben,
hieß es.
Daniel Hopp ist noch vorsichtig, wagt noch nicht so ganz daran zu
glauben, wie diese Saison läuft. Sicherlich, das Team sei wirklich gut,
es mache wieder Spaß zuzusehen, aber man solle den Tag nicht vor dem
Abend loben. Obwohl, das muss auch Hopp unumwunden zugeben, die Freude
am Spiel sei den Cracks anzumerken.
Auch Robert Müller strahlte aus der Kabine heraus. Er hatte eine
Meisterleistung vollbracht, auch angesichts der Tatsache, dass sein
Magen noch am Vortag total malade war. Doch ein Bayer steht wie eine
Eiche, kennt vor allem keinen Schmerz und so tat der Goalie das alles
mit einer Handbewegung ab: "Heute hab ich mich schließlich nicht mehr
übergeben." Sprachs und verzog sich grinsend in den Umkleideraum.
Kollege Ilpo Kauhanen hingegen sah gar nicht fröhlich aus. Er ist
frustriert, weil er immer noch Schmerzen hat, wenn er sich bückt.
Schlittschuhlaufen sei in Ordnung, meinte er zu Hockeyweb, aber das in
die Hocke gehen, schmerze. Täglich arbeitet er an sich, befolgt jede
Therapie, will endlich wieder ins Geschehen eingreifen und kann es doch
noch nicht.
Auch Tomas Martinec soll mit einem Innenbandriss sechs Wochen
ausfallen. "Das sagen die Ärzte", meint der Nationalspieler und deutet
damit an, dass er gar nicht dran denke, so lange auszusetzen. "Das
werden wir sehen", fügt Teamarzt Dr. Guido Volk an, sowas solle man
nicht übers Knie brechen. Am Montag bekomme Tomas eine Schiene, das
wäre jetzt der erste Schritt. Markus Kink, der sich im Training
den Bruch des fünften MIttelhandknochens zugezogen hat, würde
ebenfalls lieber heute als morgen zurückkehren. Auch hier ist aber
erstmal Geduld gefragt.
Gar nicht vom Eis wollte Rene Corbet, der im Spiel gefällt worden war
von David Cullen, der daraufhin zum Duschen gehen konnte. Die
Platzwunde, die sich Mannheims Nummer 20 zuzog, konnte erst in der
Drittelpause genäht werden, vorher wollte der Stürmer noch spielen.
Hochzufrieden mit ihren Fortschritten sind Jeff Shantz und Christoph
Ullmann. Langzeitverletzter Shantz stieg gleich wieder voll ein, von
Schonung keine Spur. Die mache, sagte er zu Hockeyweb, auch keinen
Sinn, würde man vorsichtig aufs Eis gehen, dann käme man aus
Fehlhaltungen nicht mehr so leicht heraus. Er hat die dritte größere
Knieoperation hinter sich, zwei weniger schwere Verletzungen schlagen
ebenfalls zu Buche. "Ich habe also auf dem Gebiet einige Erfahrungen",
sagt Shantz.
Diese Erfahrung hilft ihm auch, mit gewissen Schwierigkeiten, die er
noch haben könnte, fertigzuwerden. Sicherlich sei noch nicht alles
hundertprozentig, betont Shantz, aber er sei mit dem Fortschritt
dennoch sehr zufrieden. Er werde weiterhin hart arbeiten,
Extraschichten einlegen. Aufs Eis zurückzukehren nach der langen
Durtstrecke, die nach Ende der vergangenen Saison begann, sei wunderbar
gewesen. Denn, egal, wie viel man trainiere, das sei nie dieses Gefühl
wie in einem Spiel, das könne man einfach nicht simulieren.
Dass dieses ganze Team so stark sei, so gut zusammenhalte, das sei für
ihn ein wunderbarer Rückhalt, betont der Spieler. Dass man mit vier
Reihen auflaufen könne, dass nicht einer oder zwei die Stars seien,
sondern eigentlich alle, das gefällt ihm gut, das gibt ihm auch
Sicherheit. Und, wenn dann noch die Chemie im Team stimme, dann sei
eigentlich alles in Ordnung. Und, nun ja, die Geduld bis zur
100prozentigen Genesung, die würde er auch noch aufbringen.
Unglaublich geduldig zeigte sich Jason Jaspers während des Spiels. Er
bekam arg eingeschenkt vor dem Düsseldorfer Tor, wurde gestoßen,
geschlagen und blieb doch ruhig. Zur Belohnung kassierte er eine
Strafzeit, ein krasse Fehlentscheidung. "Das ist wirklich
frustrierend," meinte er anschließend zu Hockeyweb, "Du schlägst nicht
zurück, obwohl Du dauernd angegriffen wirst und dann kriegst Du eine
Strafe."
Die Düsseldorfer hielt er nicht für übermäßig rauh, "die spielen halt
eher die nordamerikanische Art des Eishockeys". Dass die Adler sich
nicht einkriegen ließen nach dem Rückstand, das sei aber eine gute
Antwort auf Ruppigkeiten gewesen, und zeuge von der Stärke dieses
Mannheimer Teams, "wir haben uns nicht unterkriegen lassen, sind nicht
nervös geworden, sondern haben unser Spiel weitergeführt".
Angelika von Bülow